Der Autobauer Audi kündigt das größte Investitionsprogramm der Unternehmensgeschichte an. Die Mitarbeiter der VW-Tochter können sich über eine hohe Erfolgsbeteiligung freuen.

Ingolstadt - Der Autobauer Audi peilt in diesem Jahr erneut einen Rekordabsatz und eine hohe Rendite an, obwohl gleichzeitig viel Geld in den Bau neuer Werke, in die Entwicklung neuer Modelle und in Zukunftstechnik gesteckt wird. Das Unternehmen befinde sich derzeit in einer entscheidenden Phase, sagte Vorstandschef Rupert Stadler bei der Vorlage der Bilanz. Denn: „Wir richten Audi auf den nächsten Wachstumsschub aus.“ Bis zum Ende des Jahrzehnts will Audi einen Absatz von mehr als zwei Millionen Autos erreichen und zum weltgrößten Premiumhersteller aufsteigen. Diesem Ziel nähert sich die VW-Tochter mit hoher Schlagkraft und kommt dabei schneller voran als ursprünglich geplant.

 

Nachdem 2012 weltweit 1,45 Millionen Autos abgesetzt wurden und nach Angaben des Vorstandschefs den Wettbewerbern Marktanteile abgenommen wurden, wird das Etappenziel von 1,5 Millionen Auto früher als geplant erreicht, wie Stadler ankündigte. Ursprünglich sollte diese Marke 2015 erreicht werden.

Damit muss sich Daimler, dessen Autosparte Mercedes-Benz Cars ebenfalls bis zum Ende des Jahrzehnts größter Premiumhersteller der Welt werden und den derzeitigen Spitzenreiter BMW ablösen will, mächtig anstrengen; sonst wird Audi seinen Vorsprung vor Mercedes-Benz weiter vergrößern. Daimler will beim Absatz in diesem Jahr ebenfalls zulegen und bis 2015 weltweit 1,6 Millionen Autos verkaufen.

Trotz des heftigen Preisdrucks soll die Rendite hoch bleiben

Besonders auf dem Zukunftsmarkt China, wo Daimler in den vergangenen Jahren Probleme hatte, schaltet Audi den Turbo ein. Im vergangenen Jahr hat Mercedes-Benz (mit Smart) im roten Riesenreich nach einem leichten Zuwachs rund 212 000 Autos verkauft, Audi dagegen nach einem Absatzsprung als erster Premiumhersteller dort mehr als 400 000 Autos abgesetzt. Audi hat sowohl einen Vorsprung bei der Zahl der Händler als auch bei den Fabriken. Derzeit entsteht im südchinesischen Foshan die zweite Fabrik. Zudem wird die Fabrik in Changchun erweitert. In den nächsten Jahren soll die Fertigungskapazität in China gemeinsam mit dem Joint-Venture-Partner auf insgesamt 700 000 Autos aufgestockt werden. Zum Vergleich: Daimler will bis 2015 insgesamt 200 000 Autos in China produzieren und dort dann insgesamt 300 000 Autos verkaufen.

Audi erweitert zudem die Fabrik im ungarischen Györ und baut das erste Werk in Mexiko, wo die Produktion 2016 anlaufen soll. Insgesamt schultert Audi, wie Vorstandschef Stadler stolz berichtete, in den kommenden drei Jahren mit insgesamt elf Milliarden Euro das größte Investitionsprogramm in der Firmengeschichte.

Trotz dieser hohen finanziellen Vorleistungen für die Zukunft und eines heftigen Preisdrucks in Europa und China soll die Rendite weiter hoch bleiben. Im vergangenen Jahr schaffte Audi eine operative Umsatzrendite von elf Prozent. Auch in diesem Jahr soll sie laut Finanzvorstand Axel Strotbeck im Autogeschäft (der zugekaufte Motorradhersteller Ducati ist darin nicht enthalten) in einem Zielkorridor zwischen acht und zehn Prozent bleiben.

Audi will die Belegschaft weiter aufstocken

Bei Mercedes-Benz Cars ist die Rendite im vergangenen Jahr dagegen auf 7,1 Prozent abgerutscht. Für das laufende Jahr hat Daimler-Chef Dieter Zetsche vor Kurzem einen weiteren Rückgang der Marge angekündigt. BMW wird seine Zahlen in der nächsten Woche vorlegen.

Auch die Audi-Mitarbeiter profitieren von der hohen Ertragskraft. Die Tarifmitarbeiter erhalten für das vergangene Jahr eine Erfolgsbeteiligung von durchschnittlich 8030 Euro. Zudem gibt es als zweite Komponente der Ergebnisbeteiligung einen Zuschuss des Arbeitgebers zur betrieblichen Altersvorsorge von 1000 Euro. Damit liegt Audi im Branchenvergleich derzeit mit Abstand an der Spitze. BMW und Porsche haben ihre Zahlen allerdings noch nicht mitgeteilt. Bei Daimler gibt es 3200 Euro nach 4100 im Jahr zuvor.

Audi will die Belegschaft in diesem Jahr weiter aufstocken. In Ingolstadt sind es derzeit rund 14 800 Mitarbeiter. Allein in Deutschland sind rund 1500 Neueinstellungen geplant. Zudem sollen wieder rund 700 Auszubildende bei Audi anfangen.

Weil die Nachfrage groß ist, sind laut Personalvorstand Sigi bereits 16 Sonderschichten in Ingolstadt und zwölf in Neckarsulm vereinbart worden. Im vergangenen Jahr hat Audi weltweit rund 5800 neue Mitarbeiter eingestellt, nach Angaben des Unternehmens so viele wie noch nie in einem Jahr. Knapp 3000 davon starteten in Ingolstadt und Neckarsulm.