Die gebürtige Cannstatterin Brigitte Neiße-Göküzüm leitet seit fast 20 Jahren die Stadtteilbibliothek am Kneippweg. Am Stadtbezirk mag sie die alten Häuser, den schlechten Ruf des Hallschlags bedauert sie. Schon als Kind hat sie den Stadtteil trotz der Warnungen nicht gefürchtet.

Bad Cannstatt – - Was wäre Bad Cannstatt ohne seine Bewohner? In einer Serie stellen wir Cannstatter Persönlichkeiten vor, sprechen mit ihnen über Privates, aber auch über Aktuelles aus dem Stadtbezirk. Die gebürtige Cannstatterin Brigitte Neiße-Göküzüm (58) leitet seit fast 20 Jahren die Stadtteilbibliothek am Kneippweg.
Frau Neiße-Göküzüm, was darf es für Sie sein, Wein oder Wasser?
Ganz klar Wasser. Ich bin mit dem Sauerwasser aus Bad Cannstatt aufgewachsen. Mein Vater ist jeden Samstag zu Fuß von der Altenburg zum Veielbrunnen oder zum Lautenschlägerbrunnen am Kursaal gelaufen und hat Wasser für die ganze Woche geholt – manchmal haben wir Kinder ihn begleitet. Ich habe es als Kind aber nie besonders gerne getrunken. Wein ist ehrlich gesagt nicht so mein Ding. Obwohl mein Name anderes vorgibt: Göküzüm heißt ganz wörtlich übersetzt himmlische Traube. Ich trinke trotzdem lieber ab und an ein Bier.
Wenn Sie in Ihren Terminkalender blicken: Was steht kommende Woche an?
Nächste Woche sind noch Sommerferien, in denen es bei uns verhältnismäßig ruhig ist. So langsam dürften die Familien aber aus dem Urlaub zurückkehren und wieder Bücher und andere Medien ausleihen. Worauf ich mich schon freue, ist die nächste Ausgabe unserer Reihe „Miteinander lesen“, die wir derzeit vorbereiten. Am 25. September sind wieder alle Kinder von der zweiten bis zur vierten Klasse zu den besonderen Leseübungen mit einem sprechenden Stift eingeladen.
Wie lange haben Sie schon eine Verbindung zu Bad Cannstatt ?
Mein Leben lang. Ich bin auf der Altenburg aufgewachsen. Meinen Eltern war es immer wichtig, dass ich ausdrücklich Altenburg sage und nicht Hallschlag. Sie hatten mir auch verboten, durch den Nachbarstadtteil zu laufen. Das ließ sich allerdings nicht vermeiden, ich hatte Freunde dort. Und ich habe es nie als schlimm empfunden. Ich finde es schade, dass der Stadtteil bis heute so einen schlechten Ruf hat. Inzwischen lebe ich in Münster, die meiste Zeit habe ich aber in Bad Cannstatt gearbeitet. Mit zwei Partnerinnen hatte ich drei Jahre lang einen Laden an der Brunnenstraße, den Bleistift. Und seit 1994 arbeite ich in der Stadtteilbibliothek, die 1998 an den Kneippweg gezogen ist, seit 1996 als Leiterin.
Was gefällt Ihnen am Stadtbezirk?
Mir gefallen vor allem die alten Fachwerkhäuser in der Altstadt. Und auch der Kursaal und der Kurpark sind sehr schön.
Und was finden Sie weniger attraktiv?
Der Wilhelmsplatz ist nicht besonders ansehnlich. Und ich finde es sehr schade, dass die schönen Häuser an der Marktstraße nicht für besondere Läden genutzt werden. Es wäre toll, wenn es mehr inhabergeführte Geschäfte gäbe, die besondere Dinge anbieten würden. Aber die Kundschaft ist wohl einfach nicht da. Ich habe das mit unserem Laden am eigenen Leib erfahren.
Wo trinken Sie Ihr Feierabendbier in Bad Cannstatt am liebsten?
Ich habe den Biergarten hinter dem Kursaal für mich entdeckt. Und das Südtiroler Restaurant am Marktplatz besuche ich auch sehr gerne, wenn ich mich mit meinen Freundinnen treffe.