Karlheinz Bartel war 23 Jahre lang Pfarrer der Stadtkirche in Bad Cannstatt. Wir haben ihn auf ein Zuckerle eingeladen.

Bad Cannstatt - Was wäre Bad Cannstatt ohne seine Bewohner? In einer Serie stellen wir Persönlichkeiten vor, sprechen mit ihnen über Privates, aber auch über Aktuelles aus dem Stadtbezirk.

 
Herr Bartel, was darf es für Sie normalerweise zu trinken sein, Wein oder Wasser?
Gegen den Durst und für die Gesundheit am besten ein Mineralwasser und zum Genießen dann ein Cannstatter Zuckerle. Sonst auch mal ein Hofbräu. In Verbundenheit aber mit meiner Baaremer Heimat und mit dem ehemaligen Schulort Donaueschingen auch immer wieder mal ein spritzig frisches Fürstenberg Pils.
Und wenn Sie dabei in den Kalender schauen, was steht in der kommenden Woche an?
Da ich gerade „einmal weg“ war, drei Wochen in Ecuador, Peru, Chile und Brasilien und eine Woche auf dem Kirchentag in Berlin, nichts, wirklich nichts! Beide Erfahrungen waren überaus berührend und erfüllend. Darum werde ich jetzt einfach ausruhen, durchatmen und die vielen Eindrücke nachklingen lassen.
Wie lange leben Sie schon in Bad Cannstatt und was hat Sie hierher verschlagen?
Seit 33 Jahren, die Hälfte meines Lebens. Davon war ich – ab 1984 – 23 Jahre leidenschaftlich gerne Pfarrer an der Stadtkirche – bis 2007. In Cannstatt habe ich eine Cannstatterin geheiratet. Da sind unsere Kinder auf die Welt gekommen und aufgewachsen. Und verschlagen hat es mich nach Cannstatt, weil ich im Gespräch mit dem damaligen Personaldezernenten des Oberkirchenrats neben fünf anderen Wunsch-Orten als letzten noch „Cannstatt“ genannt hatte und weil ebenda, an der Stadtkirche, just eine Pfarrstelle frei geworden war. Ja, manchmal sind Dinge im Leben nicht durchgeplant, und es wird dennoch recht.
Was mögen Sie an Bad Cannstatt?
Ich mag vieles an Cannstatt, etwa den Neckar mit den renaturierten, grünen Ufern und den Rebenhängen. Sehr gerne ging ich immer den Weg über die Wilhelmsbrücke zur Stadtkirche, zum Markt in die „mittelalterliche“ Altstadt hinüber. Ich mag die Mombachquelle, die Brunnen und Bäder sowieso, die Kastanienallee, die Wilhelma, den Rosenstein und das Stadion. Ich liebe den „Fräulein Klaraschen“ Käsekuchen aus der Drogerie Volk, San Genaros Pizza Napoli, das Zuckerle „beim Zaiss“ und den Condistat Cuvee, neuerdings im Roten Hirsch. Und ich liebe die Stadtkirche.
Was mögen Sie weniger am Stadtbezirk?
Ich will hier nicht auf den Verkehr schimpfen, an dem wir alle teilnehmen. Gegenüber dem, was ich vor vier Wochen in Quito und in Lima erlebt habe, ist unsere Verkehrssituation noch harmlos. Ich will mich zweitens am allgemeinen Geschimpfe über die Leute nicht beteiligen. Wovon es aber mehr geben könnte: Bei soviel Infrastruktur und Wohlergehen der meisten im Ländle könnte unser Umgang miteinander freundlicher, hilfsbereiter, achtsamer, ja liebevoller sein. Statt ständig zu meckern, zu nörgeln und unersättlich zu begehren, hätten wir sehr viele Gründe, zufrieden zu sein, auch mal auszuruhen, es gut sein zu lassen, dankbar zu sein, uns zu freuen.
Wo trinken Sie Ihren Wein am liebsten?
An allen Orten, an denen es gute Tropfen gibt.
Gibt es eine Anekdote aus ihrer Zeit als Stadtpfarrer, an die Sie sich gerne zurückerinnern?
Spontan fällt mir eine Kleinigkeit ein. Ich darf die jetzt posthum, glaube ich, erzählen: Nach dem Gottesdienst zur Brunneneinweihung vor dem Rathaus war Bürgermeister Rommel mit seinem Chauffeur gekommen. Sein Part war die Festrede nach dem Gottesdienst. Als er mir, dem in wehendem Talar mit Opferkörbchen zwischen Rathaus und Kirche daherkommenden Pfarrer begegnete, überraschte er mich mit: „Machet se langsam, da leg I au no was nei“, zückte als zu spät Gekommener seinen Geldbeutel, zog einen Zwanziger heraus und legte ihn dazu. Das fand ich damals und finde es bis heute von einem Organ des Staates gegenüber der Kirche sehr nett.