Dirk Strohm, der Vorsitzenden des Vereins Die Altstadt Bad Cannstatt, erzählt im Zuckerle-Interview, was er an seinem Stadtbezirk mag, was er nicht mag und was er gerne verbessern würde.

Bad Cannstatt - Was wäre Bad Cannstatt ohne seine Bewohner? In einer Serie stellen wir Cannstatter Persönlichkeiten vor, sprechen mit ihnen über Privates, aber auch über Aktuelles aus dem Stadtbezirk. Diesmal Dirk Strohm, Schuhhändler und Vorsitzender von Die Altstadt Bad Cannstatt e.V.

 
Herr Strohm, was darf es für Sie sein, Wein oder Wasser?
Kommt immer auf den Anlass an! Aber morgens um elf, da trinken wir jetzt mal Wasser. Ich habe ja den Brunnen vor der Haustüre. Bestes Cannstatter Mineralwasser!
Wenn Sie dabei in Ihren Kalender schauen: Was steht in der kommenden Woche an?
Jetzt am Samstag haben wir natürlich TONART, unseren Künstler- und Töpfermarkt, bereits zum 27. Mal auf der Marktstraße, mit rund 50 Künstlern. Dann sind wir mitten drin in der Vorbereitung des Martini-Umzuges, und auch der Weltweihnachtsmarkt mit mehr als 70 Ständen kann ja nicht erst am Vortag gewuchtet werden. Da sind wir in der Hochphase. Und jetzt, wo es endlich kalt ist, bin ich auch im Geschäft gefordert. Jetzt brauchen die Leute warme Schuhe. Der Kalender ist richtig voll.
Wie lange leben Sie schon in Bad Cannstatt?
Ich bin geborener Cannstatter, und ich war eigentlich nur zur Lehre und zum Studium länger weg – in Nagold und in Mainz. In Nagold übrigens, eine sehr schöne Stadt, ist die Entwicklung des Handels vorbildlich. Mein Lehrmeisterbetrieb war da sehr engagiert. Da habe ich spannende Einblicke bekommen.
Was mögen Sie an Bad Cannstatt?
Die Vielseitigkeit. Was man hier alles machen kann! Von den Veranstaltungen quer durch das Jahr bis zum schön Essen gehen. Wir haben super Gastronomen hier. Dann das Grün, den Kurpark, den Sailerwasen. Ich kann mit meinen Kindern sofort irgendwo fußläufig draußen sein. Auch bei der Infrastruktur. Man kriegt hier alles fußläufig. Die Nähe zu allem, das mag ich. Ob es der Spielplatz ist, Veranstaltungen, die Schleyerhalle, der VfB. Ich bin ja ein Roter, auch in der 2. Liga. Aber da sind wir ja nicht lange!
Wenn Sie durch die Stadt gehen: Haben Sie da eventuell ein paar Lieblingswege?
Ich liebe das ganze Ambiente. Die Gässle, die Fußgängerzone, die es gibt, solange ich auf der Welt bin, fast 40 Jahre. Man geht raus und muss nicht auf Autos aufpassen. Meine Tochter kann ich mit dem Laufrad rauslassen. Cannstatt hat Charme, das findet man so schnell nicht woanders.
Was mögen Sie weniger am Stadtbezirk? Wo gibt es Verbesserungspotenzial?
Ich mag nicht, wenn Cannstatt schlechtgeredet wird. Immer dieses Lob auf das Alte, das mal gewesen ist, und dabei vergessen, was es tatsächlich gibt! Das regt mich auf. Wir haben sehr viel Schönes. Klar, der Branchenmix ist optimierbar. Cannstatt bietet trotzdem viel Lebensqualität!
Wenn Sie mal einen ganz großen Schuh anziehen und aus dem Vollen schöpfen dürften: Was würden Sie ins Werk setzen?
Punkt eins, dass Cannstatt wieder ein bissle selbstständiger werden darf – vor allem bei Veranstaltungen. Die ganzen Genehmigungssachen durch die Stadt Stuttgart, die sich hier überhaupt nicht auskennt, sind eine wahnsinnig aufwändige Bürokratie, die viele Vereine abschreckt. Hier im Rathaus könnte man das unkomplizierter und besser machen. Der zweite Punkt: Dass Hausbesitzer bei gewerblichen Vermietungen eher zusammenarbeiten. Dann könnte man mal Flächen zusammenlegen. Die kleinen Lädchen sind das Schöne an Cannstatt, aber sie sind halt auch eine Bremse. Wir haben viele Anfragen, die bei 200 Quadratmeter anfangen! Das würde ich lenken. Da hätten alle was davon.
Oder sagen Sie doch lieber: Schuster, bleib bei deinem Leisten, denn auch die kleinen Schritte nach vorne sind nicht zu verachten.
Wir machen keine kleinen Schritte! Wenn ich sehe, was in den vergangenen zehn Jahre im Ehrenamt alles vorangetrieben wurde, dann wird da viel geleistet für Cannstatt!
Wo trinken Sie Ihren Wein, Ihr Wasser am liebsten?
Je nach Bedarf. Wir haben hier viele gute Adressen. Und ich trinke auch mal gerne ein Bier im Café Tratsch.