Seit Jahrzehnten denken Experten darüber nach, wie Stuttgart als Stadt attraktiver werden und seinen miesen Ruf loswerden kann. Pläne von Architekten versanken in den Schubladen. Lange herrschte Schweigen. Doch nun soll alles anders werden.

Stuttgart - Eine neue Bürgerinitiative mit dem Namen Aufbruch Stuttgart kämpft im Zentrum der Landeshauptstadt für eine lebendige Kulturmeile. Es sei an der Zeit, nun endlich etwas gegen den schlechten Ruf Stuttgarts zu tun, sagte Moderator Wieland Backes bei einer ersten Bürgerversammlung mit rund 1000 Gästen. Ziel sei auch eine „Beseitigung der trennenden Barriere Konrad-Adenauer-Straße“ sowie eine Neugestaltung des Raums zwischen Schillerstraße, Charlottenplatz und Planie. Die Initiatoren, darunter viele prominente Kulturschaffende, kündigten an, in Kürze einen Verein zu gründen.

 

Stuttgarts Opernintendant Jossi Wieler mahnte: „Wir müssten den Mut haben, größer zu denken.“ Vor allem die stark befahrene Adenauer-Straße habe das Denken immer wieder beschränkt. Die geplante Jahrhundertsanierung der Oper sei eine Chance, vieles neu zu denken. Hunderte Stuttgarter unterzeichneten am Donnerstagabend im Hospitalhof die Initiative für den „Aufbruch Stuttgart“, um Druck auf das Rathaus zu machen.

Die Initiatoren stören sich an den „Bausünden“ der Vergangenheit in der Innenstadt. Stuttgart sei mehr als eine Auto-, Stau- und Feinstaubstadt, hieß es. Wegen des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 sei ein positives Vorhaben nötig. „Wir brauchen wieder einen Aufbruch“, sagte der Architekt Arno Lederer. Stuttgart habe einzigartige Voraussetzungen, hinke aber der Entwicklung anderer Städte 20 bis 30 Jahre hinterher. Lederer erinnerte daran, dass es viele Vorschläge aus früheren Architektenwettbewerben gebe. Politische Debatten etwa über eine Überdeckelung der Adenauer-Straße waren aber bereits vor Jahren verstummt.

Im März ist ein Gespräch mit OB Kuhn geplant

Im März sei ein Gespräch mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) geplant, um die Pläne zu erörtern, sagte der frühere SWR-Journalist Backes. In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Diskussionen um eine neue Gestaltung der Innenstadt. Nun wollen die Prominenten noch einmal Anlauf nehmen, um die Lebensqualität und die Strahlkraft der Stadt zu stärken. Es gehe um eine Vision für die Schwabenmetropole, hieß es.

Die Initiatoren setzen vor allem darauf, dass im Zuge der geplanten Opernsanierung auch Projekte der Kulturmeile in Angriff genommen werden. Die Oper benötigt eine Interimsspielstätte. Unter anderem ist der mögliche Bau einer Konzerthalle im Gespräch, die als Hybridbau zunächst als Opern- und Ballettbühne und dann später nur für Musik genutzt werden könnte. An der Kulturmeile sei zudem der Neubau des Lindenmuseums gegenüber dem Institut für Auslandsbeziehungen denkbar, hieß es.

Unter den Zuhörern waren auch mehrere Mitglieder des Gemeinderats Stuttgart. Grünen-Fraktionschef Andreas Winter begrüßte die Gründung der Bürgerinitiative.