Seit 2015 ist Stuttgarts früherer OB Vorsitzender der Telekom-Stiftung. Jetzt hat sich Wolfgang Schuster, dem manche früher zu große Nähe zu Investoren vorwarfen, von Bauprojektentwickler Mathias Düsterdick als Aufsichtsratschef gewinnen lassen.

Stuttgart - Auf der langen Liste der Tätigkeiten von Stuttgarts Alt-OB Wolfgang Schuster (CDU) gibt es eine weitere Position. Der 67-Jährige fungiert neuerdings auch als Aufsichtsratsvorsitzender der 6M Wohnraum AG. Das ist ein neues Schwesterunternehmen der Düsseldorfer Gerch-Group, die sich selbst als „expansive Projektentwicklerin“ bezeichnet und deren Vormann Mathias Düsterdick in Stuttgart viele Spuren hinterlassen hat – zuletzt im jahrelangen Ringen um die historische Villa Berg und durch die Übernahme des ehemaligen IBM-Geländes in Vaihingen.

 

Projektentwickler Mathias Düsterdick fühlt sich geehrt

Warum arbeitet Schuster, dem in seiner Amtszeit von Bürgern große Nähe zu Investoren vorgehalten wurde, mit Düsterdick zusammen? „Für ihn ist die Idee hinter dem Unternehmen wichtig“, meint Düsterdick. Die Idee liege darin, für Kommunen „bei einer Bauzeit von nur sechs Monaten auf subventionierten Grundstücken langfristig günstigen Mietraum mit Belegungsrechten“ für die jeweilige Stadt oder Gemeinde zu errichten, heißt es in einer Eigenwerbung. Bei einer modulartigen Grundrissgestaltung und trotz energetisch hohem Standard sollen die Wohnflächen zum Mietpreis von 7,95 Euro pro Quadratmeter angeboten werden. Für ihn, sagt Düsterdick, sei es eine Ehre, dass Schuster den Vorsitz übernommen habe. Er kenne ihn ja noch aus seiner OB-Zeit.

In der Kommunalpolitik will Schuster nicht mitmischen

Schuster sagte am Mittwoch, das Thema knüpfe an seine frühere Beschäftigung mit nachhaltigem Bauen und nachhaltiger Stadtentwicklung an. Bisher dauere die Bereitstellung von Wohnraum meist eineinhalb bis zwei Jahre ab der Entscheidung zum Bauen, und der Preis liege selten unter 15 Euro pro Quadratmeter. Dieses Zeit- und Kostenproblem gelte es zu knacken – und trotzdem guten baulichen und energetischen Standard umzusetzen. Dabei wirke er mit, sofern der zeitliche Aufwand gering bleibe. „Keine Angst: Um die Zukunft des IBM-Geländes oder andere kommunalpolitische Fragen kümmere ich mich nicht“, sagte Schuster. Nach Auskunft von Düsterdick zielt das neue Unternehmen auch nicht auf Stuttgart, sondern auf die Ränder der deutschen Metropolregionen, wo Wohnungssuchende ankommen, die in den Zentren nichts Geeignetes fanden.

Schusters größte Aufgabe liegt bei der Telekom-Stiftung in Bonn, wo er seit etwa 22 Monaten Vorsitzender ist. Dort ist sein großes Thema, Bildung und Digitalisierung zusammenzubringen.