Am Wochenende ist in Stuttgart der landesweite Automobilsommer eingeläutet worden. Zum Superauto wurde ein Porsche-Oldtimer gekürt.

Stuttgart - Papa, schau mal – ein Auto für Kinder!“ Der siebenjährige Felix kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als er die Isetta im Ehrenhof des Neuen Schlosses entdeckt hatte. Zusammen mit 124 anderen Autos war Felix’ Liebling von einer Jury aus mehr als 500 Fahrzeugen im Privatbesitz ausgewählt worden, um bei der Wahl zum „Superauto“ teilzunehmen. Mit der Auto-Casting-Show, bei der in fünf verschiedenen Kategorieen ein Titel verliehen wurde, ist am Samstag der Automobilsommer anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Erfindung der motorbetriebenen Droschke eingeläutet worden.

 

Bis zum 11. September gibt es im ganzen Land Veranstaltungen und Vorträge rund um das Thema Auto – darunter so originelle Themen wie „Der Reiz des Rostes“. Während draußen um die Mittagszeit bereits Tausende von Besuchern die Boliden und Limousinen aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bestaunten, eröffnete im Neuen Schloss vor mehreren hundert geladenen Gästen Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) mit seiner letzten Rede als Minister das Jubiläumsjahr.

Er würdigte die Erfindung von Gottlieb Daimler und Carl Benz als wegweisend, auch wenn dereinst Kaiser Wilhelm II. das Automobil als „vorübergehende Erscheinung“ abqualifiziert hatte. Von Baden-Württemberg aus habe das Auto seinen Siegeszug um die Welt angetreten, die hiesigen Hersteller Daimler, Porsche und Audi zählten zu den Weltmarktführern, betonte Pfister. Rund 25 Prozent aller Arbeitsplätze in der deutschen Automobilindustrie seien im Ländle angesiedelt, hob der Minister hervor und konnte sich einen Seitenhieb auf den designierten Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) nicht verkneifen: „Ich will, dass in Baden-Württemberg auch künftig nicht weniger, sondern mehr Autos gebaut werden.“ Stuttgarts OB Wolfgang Schuster betonte den besonderen Stellenwert neuer Formen der Mobilität ohne fossile Energieträger. Man brauche angesichts endlicher Ölvorräte neue Konzepte. Darüber mache sich die Stadt mit der Landesregierung Gedanken – „vielleicht auch mit der neuen.“

Preise für die "Superautos"

Beim anschließenden Rundgang durch die Technologie- und Innovationsschau, die neben der jährlichen Autoshow S-City-Mobil das Jubiläumsprogramm ergänzte, konnten sich Pfister, Schuster, Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, Daimler-Vorstandsmitglied Thomas Weber sowie Albrecht Reimold von Audi dann davon überzeugen, welche Anstrengungen im Bereich alternativer Antriebssysteme unternommen werden. Hybrid- und Elektroautos aller drei Marken kommen langsam über den Status des Prototyps hinaus – auch wenn es bis zur Serienreife etwa des Brennstoffzellen-Autos noch ein weiter Weg zu sein scheint.

Am Stand der Deutschen Zentrums für Luft– und Raumfahrt (DLR) jedenfalls gab es lediglich ein Miniaturfahrzeug zu bestaunen. Die mit Wasserstoff betriebenen Zukunftsmobile sind zwar mittlerweile in der Lage, bis zu 400 Kilometer am Stück zurückzulegen. „Das Problem sind die Edelmetalle, die bei der Produktion der Brennstoffzelle benötigt werden“, erläutert Heribert Hellstein vom DLR. Die Rohstoffe sind teuer – der Vorrat endlich, und einen gleichwertigen Ersatz gibt es bisher noch nicht. Hellstern ist eher skeptisch, dass die ersten alltagstauglichen Wasserstoffautos bald in Serie gehen können: „Da müsste vor allem die Forschung noch viel stärker gefördert werden als bisher.“

Für Felix und viele andere autobegeisterte kleine und große Besucher waren die alternativen Antriebe ohnehin zweitrangig: Sie beklatschten stattdessen am Nachmittag die von der Jury ausgewählten Superautos. Zum Sieger aller Klassen kürte die Jury den Porsche 365 BTS 1600 GS Carrera GT von Thomas Rinck aus dem pfälzischen Deidesheim. Rincks Preis: ein zweitägiges Fahrdynamiktraining und die Teilnahme an der „Eifel Classics“. Für Felix’ Lieblingsauto, die Isetta, fiel ein Sonderpreis ab. Insgesamt haben nach Angaben des Veranstalters, der Messe Stuttgart, am Wochenende rund 250.000 Besucher der Lust am Automobil in der Innenstadt gefrönt. Dementsprechend sprachen die Verantwortlichen von einem rundum gelungenen Auftakt zum Automobilsommer.