Der Filderdialog zu Stuttgart 21 in Leinfelden-Echterdingen hat begonnen. Schon vor dem Auftakt hatten sich die Gruppierungen klar positioniert. Zerstritten ist man besonders bei der Anbindung des Flughafens.

Leinfelden-Echterdingen - Mit welch gegensätzlichen Ansichten und Haltungen die Teilnehmer des Bürgerdialogs diesen Samstag in die Diskussionsrunden gehen werden, zeigt sich zu Beginn schon bei den Grußworten. Diese werden einerseits von der Staatsrätin Gisela Erler (Grüne) gehalten, die sich für das Dialogverfahren eingesetzt hat und an die Chance glaubt, dass etwas Neues herauskommen kann. Zweiter Redner am Vormittag wird dann Roland Klenk sein, der als Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen nur wenig Gutes über den Dialog direkt vor seiner Haustür gesagt hat und diesen für eine Alibiveranstaltung mit festgelegtem Ausgang hält.

 

Eröffnet wird die Veranstaltung in der Filderhalle um 10 Uhr. 158 Namen werden auf der Teilnehmerliste geführt – zehn weniger als geplant: Für die Gruppe der zufällig ausgewählten Bürger haben sich trotz aller Anstrengungen letztlich nur 72 statt der gewünschten 80 gefunden. Weitere 86 Teilnehmer vertreten die Projektpartner, Kommunen, Institutionen und Initiativen. Dazu gehören unter anderem Jürgen Wurmthaler vom Verband Region Stuttgart, Stuttgarts Baubürgermeister Matthias Hahn, Flughafen-Geschäftsführer Walter Schoefer, Thomas Glawa als Vertreter der Messe, der Gesamtprojektleiter für Stuttgart 21, Stefan Penn, von der Schutzgemeinschaft Filder Steffen Siegel, Stefan Faiß von den Juristen für Stuttgart 21, Gerhard Pfeifer vom Bund für Umwelt und Naturschutz, Ministerialdirektor Hartmut Bäumer vom Verkehrsministerium, Klaus Arnoldi vom Verkehrsclub Deutschland sowie Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart.

IHK besteht auf Anbindung an Flughafen

Dieser hat kurz vor dem Auftakt des Filderdialogs noch einmal Stellung bezogen und vor allem mit Blick auf die von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bevorzugte Variante betont, dass die Gäubahn zwingend über den Flughafen geführt werden müsse. Die direkte Anbindung an den Flughafen und die Messe sei nicht verhandelbar. „Die Unternehmen im Südwesten und der Schweiz erwarten, dass diese Streckenführung auch weiterhin zugrunde gelegt wird“, so Richter. Den gleichen Standpunkt vertritt auch der Verkehrsausschuss des Landtags, der sich auf seiner jüngsten Sitzung erneut mit dem Thema befasst hat. „Die direkte Anbindung ist Bestandteil des Finanzierungsvertrags, der Schlichtung und der Volksabstimmung“, so der Vorsitzende Rudolf Köberle (CDU).

Dessen ungeachtet bringt der orts- und kreisübergreifende „Arbeitskreis 1.3“ der Grünen kurz vor dem Auftakt noch eine Veredelung der Hermann-Variante ins Spiel. Vertreter der Partei aus Stuttgart, Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Böblingen unterstützen nicht nur die Gäubahn-Anbindung an den Hauptbahnhof, sondern wollen zudem die neue S-Bahn-Linie S 60 von Renningen über Böblingen zum Flughafen fahren lassen. Auch die Schönbuchbahn (Dettenhausen-Böblingen) könne nach der bereits geplanten Elektrifizierung der Strecke leicht zum Airport verlängert werden. Diese Lösung, die den Bau der Rohrer Kurve voraussetzt, bringe mehr Passagiere zum Flughafen als die Gäubahn, glauben die Grünen. Fahrgäste aus dem Süden mit dem Airport als Ziel könnten in Böblingen oder Vaihingen umsteigen. Grüne Teilnehmer wollen diese Ergänzungen im Filderdialog einbringen.

Zuschauer: Interessierte können den Filderdialog von der Empore der Filderhalle aus verfolgen. Die Veranstaltung wird zudem aufgenommen, der Film wird später ins Internet gestellt.

Hier geht es zu unserer Sonderseite zum Filderdialog mit allen sechs Varianten (PDF).