Der August 2015 in Stuttgart hat Höchstwerte geliefert– nicht nur beim Blick aufs Thermometer. Glaubt man der Statistik, regnete es stellenweise zu viel. Für die Zukunft sagen Meteorologen voraus, dass die Sommer noch mehr Hitze bringen.

Stuttgart - Die wirklich erstaunliche Mitteilung gleich zu Beginn: Der August 2015 war in Stuttgart zu nass. Kaum zu glauben, aber wahr. 84,5 Liter pro Quadratmeter wurden an der Wetterstation Schnarrenberg gemessen, das sind elf Prozent mehr verglichen mit einem durchschnittlichen August. Das viele Wasser in einem gefühlt staubtrockenen Monat ist aber auch wieder mal ein Zeichen, dass man Statistiken erklären sollte. Der Regen kam am Schnarrenberg nämlich an wenigen Tagen von Himmel, und an einem mit Macht. In der Nacht auf den 15. August prasselten stattliche 37,5 Liter auf die Wetterstation, ein paar Kilometer weiter am Flughafen waren es dagegen im gleichen Zeitraum nur 2,5 Liter. So gesehen mag es am Schnarrenberg tatsächlich statistisch ein wenig nasser als in einem durchschnittlichen August gewesen sein, für alle südlichen Stadtteile gilt das aber nicht.

 

Auch die Nächte bringen keine Abkühlung

Heiß war es freilich überall in der Stadt. Und das rekordträchtig. Am 7. August wurden am Schnarrenberg 38,8 Grad gemessen, der höchste jemals ermittelte Wert. In der dicht bebauten und gut 100 Höhenmeter tiefer liegenden Innenstadt dürften es „knapp 40 Grad gewesen sein“, vermutet Klaus Riedl vom deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Der Meteorologe erklärt auch, dass viele Dinge für so einen Rekord zusammenkommen müssen. Der hohe Sonnenstand im Sommer alleine reicht dazu nämlich nicht aus. Zu einer knackigen Hitze braucht es auch heiße Luft aus dem Süden, vorzugsweise direkt aus der Sahara, die dazu über dem sommerlich-erwärmten Mittelmeer nicht zu sehr abkühlen darf, erklärt Klaus Riedl. Und die war offenbar unterwegs und sorgte für einen weiteren Rekord. Die Nacht auf den 8. August war mit einer Minimaltemperatur von 22,9 Grad die wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1951 und ließ den Umsatz an Kaltgetränken beim Sommerfest an diesem Abend wohl deutlich in die Höhe schnellen. Kurzum – der August 2015 war heiß und in großen Teilen der Stadt auch deutlich zu trocken.

Wie der gesamte Sommer eben, der für die Meteorologen ja bereits am 31. August zu Ende gegangen ist. Ein durchschnittlicher Sommer in Stuttgart hat eine mittlere Temperatur von etwa 18 Grad, der aktuelle brachte es auf 21,4, war also satte 3,4 Grad im Schnitt zu warm. Getoppt wurde das nur noch vom Sommer 2003, als eine 14-tägige Hitzewelle im August mit Temperaturen von mehr als 30 Grad die Durchschnittstemperatur auf 23,3 Grad trieb.

An 17 Tagen stieg das Thermometer über 35 Grad

Da kann der Sommer 2015 zwar nicht ganz mit, trotzdem liegt er stabil auf Platz zwei. Und bei zwei Werten auch auf einem Allzeithoch: 23 tropische Nächte mit Temperaturen jenseits der 20 Grad wurden gezählt und 17 extrem heiße Tage mit mehr als 35 Grad. Der Klimawandel scheint also durchaus real zu sein, auch wenn Phänomene wie dieser Hitzesommer unabhängig vom Klimawandel vorkommen können.

Trotzdem wird es in Zukunft wohl eher wärmer als kälter. Der Deutsche Wetterdienst rechnet damit, dass auch die Hitzewellen zunehmen werden. 12,9 Hitzewellentage gibt es statistisch derzeit pro Jahr in Süddeutschland. Dieser Wert soll auf 43 Tage steigen. Da gibt es dann mächtig Dampf im Kessel.

Eine Kaltfront zur Monatsmitte

Ein heißer und trockener August – das ist doch genau das, was man sich gemeinhin unter einem schönen Sommer vorstellt. Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass der August in Stuttgart tatsächlich auch noch seine kühle Seite hatte. Nach dem Durchzug der Kaltfront am 15. August war es einige Tage sogar zu kalt. Am 18. August sank das Thermometer bis auf bibbrige 10,6 Grad. Der Schnarrenberg scheint also eine nasse und kühle Ecke zu sein – selbst im August.