Helmut Stetter ist Auktionator durch und durch. Der bald 75-Jährige ist Baden-Württembergs einziger Stadtinventierer. Am 22. April bringt er im Stuttgarter Süden Ware unter den Hammer, am 23. April in Degerloch.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd/Degerloch - Helmut Stetters Leben ist immer noch akribisch durchgeplant. An Ruhestand denkt der bald 75-jährige Auktionator nicht. „Wozu denn?“, fragt er irritiert. Mehrmals die Woche macht er Versteigerungen und wird als Experte zum Wert von Kunstgegenständen befragt. Am Mittwoch, 22. April, ist er zum Beispiel in Stuttgart-Süd zugange, am Donnerstag, 23. April, in Degerloch (siehe Textende) zugange.

 

Sein Leben steht im Büchlein

In einem schwarzen Büchlein stehen alle seine Termine, sein ganzes Leben. „Wenn ich mal ermordet würde, dann könnte die Polizei über meinen Terminkalender sicher den Täter finden“, ist Stetter überzeugt. Immer wieder blättert er in dem Buch, sein Kater Felix sitzt neben ihm. „Er unterschreibt alles, was ich tue“, sagt Stetter. Schließlich ist Felix sein langjähriger und einziger Mitbewohner in dem dreistöckigen Haus in Heslach.

Der Beruf des Versteigerers und die Leidenschaft für Kunst und Antiquitäten wurden dem gebürtigen Stuttgarter quasi in die Wiege gelegt. Nach einer Ausbildung zum Industriemechaniker übernahm Stetter das Auktionshaus seines Vaters nach dessen Tod. Damals war er gerade mal 22 Jahre alt. „Ich war der jüngste Auktionator in Deutschland“, sagt Stetter. Zudem sei ihm damals der schöne Titel „Stadtinventierer“ verliehen worden. „Da war ich auch der letzte Mensch in Württemberg, der den bekam.“ Was dieser Titel genau bedeutet, das weiß er selbst nicht so genau. Erst neulich habe er versucht, sich bei der Stadt zu erkundigen, seine Recherchen blieben aber ohne Erfolg. Seine Vermutung: „Ein Versteigerer, der als besonders unbestechlich gilt“, sagt er und lacht. Vermutlich beauftragten Städte aber den hauseigenen Inventierer mit dem Sichten und Schätzen ihres Inventars.

Zurzeit hat er viel mit Schmuck zu tun

Hauptsächlich kümmert sich Stetter um private Nachlässe oder versteigert Stücke für Pfandhäuser. Inhaltlich setzt er sich da keine Grenzen. Bei ihm kommt alles unter den Hammer, was irgendwo bei Privatleuten, Firmen, Kommunen und Auktionen übrig ist. Derzeit hat er viel mit Schmuck zu tun. Während er zu Hause gerne praktische und bequeme Kleider bevorzugt, trägt er bei seinen Auktionen dem Anlass entsprechend Anzug.

Um die 60 Versteigerungen leitet er im Jahr. „Früher waren es um die 100“, sagt er. Dass es weniger geworden sind, liegt aber nicht nur an seinem Alter. „Die Leute interessieren sich nicht mehr für alte Sachen“, klagt er. Antike Möbel oder teure Gemälde fänden sich heute selbst in den Häusern der Steinreichen nicht mehr. „Vor allem die Jugend sammelt nichts mehr.“ Auch würden sich die meisten nicht mehr intensiv mit speziellen Themen beschäftigen wollen. Die meisten Besucher in seinem Haus kennen den Wert der Gegenstände schlicht nicht mehr. „Früher war das anders. Da konnte man noch fachsimpeln.“

Was mit all den Sachen passiert, wenn er irgendwann nicht mehr da ist, ist klar. „Das wird alles versteigert.“ So schnell werde das aber nicht passieren, sagt der 75-Jährige. Und das hat einen ganz einfachen Grund. „Ich kann den Felix nicht alleine lassen.“ Außerdem: „Was soll ich denn die ganze Zeit tun?“ Wer mit 65 Jahren in Rente gehe, dem würde ohnehin nur langweilig, ist Stetter überzeugt. Früher habe er viel Sport getrieben, vor allem Leichtathletik, aber auch Tennis und Ski. Und auf Reisen sei er viel gewesen – in Afrika und Asien. „Wegen Felix mache ich nur noch selten Urlaub.“

Auktionstermine:

Am Mittwoch, 22. April, versteigert Helmut Stetter von 15 Uhr an am Dachswaldweg 220 Briefmarken und Schmuck. Morgen, 23. April, von 17 Uhr an ist er im Clubhaus TEC Waldau, Jahnstraße 88.