Das angeblich größte Blechmodell, das der Göppinger Spielzeughersteller Märklin jemals auf den Markt gebracht hat, kommt Anfang Februar im Auktionshaus Hohenstaufen unter den Hammer. Noch ist es in der Erlebniswelt zu sehen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Es ist mehr als einen Meter breit, rund 70 Zentimeter hoch und es steckt alles drin, was vor 100 Jahren Stand der Technik war: Bei der nächsten Versteigerung im Auktionshaus Hohenstaufen kommt wieder ein besonderes Stück aus der Werkstatt der Firma Märklin unter den Hammer. Es handelt sich um die mehr als 100 Jahre alte Nachbildung einer Fabrik, wobei sich Märklin der Einfachheit halber das eigene Haus zum Vorbild nahm. „Es ist das größte Blechmodell, das Märklin jemals gebaut hat“, sagt der Auktionator Hans Georg Grupp.

 

Sechsstellige Summe dürfte es werden

Für 240 Goldmark, so lässt es sich in einem Märklin-Katalog aus dem Jahre 1905 nachlesen, wurde das gute Stück angeboten. „Das war ein stolzer Preis, für den man damals auch ein Grundstück bekommen hätte“, sagt Grupp, der die Zielgruppe unter Fabrikanten vermutet, die es als Demonstrationsmodell zum Beispiel in ihrer Lobby ausstellen konnten. Tatsächlich dürften allenfalls einige Sonderanfertigungen ausgeliefert worden sein. Ein weiteres, heute noch existierendes Modell sei ihm auch nach aufwendiger Recherche nicht bekannt geworden, sagt Grupp, der durchaus erwartet, dass das Modell 100 Jahre später nicht billiger geworden ist. Wer die Fabrik haben wolle, müsse wohl eine sechsstellige Summe bieten.

Ein privater Sammler habe die Fabrik jetzt zur Versteigerung angeliefert, bis Anfang Februar sei sie noch in der Märklin-Erlebniswelt ausgestellt. Alles sei noch voll funktionstüchtig, sagt Grupp. Im Turbinenraum steht eine Dampfmaschine mit einem zwei Liter fassenden Dampfkessel, der mit Spiritus beheizt wird. Im Nebenraum sind die Miniaturausgaben einer Drehmaschine, einer Fräse und einer Stanze aufgestellt, die über einen mechanischen Seilzug, rotierende Wellen und Transmissionsriemen angetrieben werden. Sogar ein kleiner Blasebalg wird auf diese Weise bewegt.

Spielte der Zar auch mit Märklin?

Alternativ kann statt der Dampfmaschine auch ein Elektromotor zugeschaltet werden. Auch dieser Antrieb über das Lichtnetz, wie es damals hieß, war in Fabriken um die Jahrhundertwende gebräuchlich. Am Blechmodell will Grupp es allerdings nicht einschalten. „Das ist nicht ganz ungefährlich.“

Die Fabrik ist nicht der einzige Superlativ bei der Auktion am 5. und 6. Februar. Auch der größte Märklin-Bahnhof, eine ebenfalls mehr als 100 Jahre alte Nachbildung der Bahnstation in Sankt Petersburg in Spurweite 2 kommt zum Aufruf. Märklin unterhielt damals eine Dependance in der damaligen russischen Hauptstadt. Auch der Zar gehörte zu den Kunden. Sicher ist, das der Bahnhof in den 60er Jahren an den bekannten Sammler Graf Giasanti Coluzzi ging. Er ließt seine Sammlung kurz vor seinem Tod bei Christie’s zu Geld machen. Die Aufkleber des Londoner Auktionshaus sind noch zu sehen. Auch das dürfte manchem Sammler gefallen.