Zehn Jahre gab es immer wieder samstags das Café Helene in Degerloch. Das ist nun vorbei. Früher war es für die Marktbesucher die einzige Möglichkeit, sich kurz irgendwo hinzusetzen. Heute gibt es in der Nähe Konkurrenz.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch - Für Gisela Mühleisen war es besonders traurig. „Die erste Nacht habe ich nicht geschlafen“, sagt sie. Es hat sie arg umgetrieben, dass es das Café Helene nun nicht mehr gibt. „Aber wenn etwas nicht in Anspruch genommen wird, muss man es auf den Prüfstand stellen“, sagt sie. Das Café Helene hat diese Prüfung nicht bestanden. Zuletzt kam es vor, dass nur drei Leute dasaßen. Das ist zu wenig für den Umstand, dass Ehrenamtliche ihre Samstagvormittage herschenken. „Ich hatte denen gegenüber ein schlechtes Gewissen“, sagt Ursula Mühleisen. Also ist die schwere Entscheidung gefallen.

 

Das Café Helene gehörte während der vergangenen zehn Jahre zu den Samstagen in Degerloch wie der Wochenmarkt. Zwischen 9 und 12 Uhr gab es im Helene-Pfleiderer-Haus Kaffee, Apfelsaft, Butterbrezeln, Flachswickel – und Schwätzchen obendrauf. „Früher gab es nichts in Degerloch, wo man sich samstags einfach mal kurz hinsetzen konnte“, erzählt Ursula Mühleisen. Und das Café Helene war mehr als ein Café. „Die Leute haben gesagt: Hier bin ich nicht nur eine Nummer“, sagt sie.

Es gibt Konkurrenz in der Umgebung

Die Samstage der jüngeren Zeit waren anders. „Wir sehen die Leute mit den Kaffeebechern“, sagt Ursula Mühleisen. Denn inzwischen gibt es Konkurrenz in der Umgebung. Wobei sich das Café Helene nie mit keinem kommerziellen Café messen wollte. Schon allein wegen der vielen freiwilligen Helfer. Jeden Samstag haben zwei Frauen und zwei Schüler fünf Stunden lang fürs Gemeinwohl gearbeitet, haben das Café vorbereitet, bedient und hinterher wieder aufgeräumt.

Am letzten Tag, Ende Juli, „war das Geschrei natürlich groß“, sagt Ursula Mühleisen. Vor allem die Stammgäste konnten kaum glauben, dass das Café Helene am Ende ist. Dabei hatten es sich die Organisatoren nicht leicht gemacht. Sie hatten Handzettel verteilt, um das Café vielleicht doch noch zu retten. Gebracht hatte es nichts, weshalb die Entscheidung anstand. So schade es ist, inzwischen kann Ursula Mühleisen nachts wieder ruhig schlafen.