Kurz vor den Osterferien haben das Land und die Betreibergesellschaft am Montag den Spatenstich bei der A 6 gefeiert. Das Verkehrsministerium warnt Osterreisende unterdessen insbesondere vor sechs Baustellen auf Baden-Württembergs Autobahnen.

Heilbronn - Die Festredner Norbert Barthle (CDU) als Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums und der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sind am Montag zu Gast gewesen bei ihren Mietern auf der A 6 zwischen Wiesloch/Rauenberg und dem Autobahnkreuz Weinsberg. Denn seit Januar 2017 hat die Bietergemeinschaft Via6West das Sagen auf einer der am stärksten befahrenen Autobahnen im Land. Bis Mitte 2022 wird die Strecke abschnittsweise sechsspurig ausgebaut. Danach soll bis zur bayrischen Grenze weitergebaut werden.

 

Den Ausbau bis Weinsberg übernimmt die Gemeinschaft, der die Baufirmen Hochtief und Johann Bunte angehören sowie der niederländische Investmentfonds DIF. Die Gruppe übernimmt auch den Betrieb der Strecke in den kommenden 30 Jahren. Der Ausbau der A 6 wurde im Oktober als zweites Autobahn-Projekt einer öffentlichen-privaten Partnerschaft (ÖPP) im Land nach der A 5 zwischen Malsch und Offenburg an die Bietergemeinschaft Via6West vergeben. Die reinen Baukosten betragen etwa 600 Millionen Euro. Das Projektvolumen für die Unterhaltung und den Betrieb des 47,2 Kilometer langen Autobahnabschnitts insgesamt wird auf 1,3 Milliarden Euro beziffert. Das Geld bezahlt der Bund, allerdings nur, wenn der Bauplan eingehalten und nicht mehr Spuren gesperrt werden müssen als vertraglich vereinbart.

Der Zeitplan ist straff

Die Via6West habe „ein vitales Eigeninteresse an sehr zügigen Baufortschritten, an bester Bauqualität und an größtmöglicher Verfügbarkeit der Autobahn“, betonte Alexander Hofmann, der Geschäftsführer der Hochtief PPP Transport Westeuropa für das Betreiberkonsortium. Der Zeitplan ist straff. 36 Brücken werden erneuert, darunter die 1337 Meter lange Neckartalquerung. Dieser Bereich soll schon bis zur Eröffnung der Bundesgartenschau in Heilbronn 2019 provisorisch sechsspurig geführt werden, so dass der Verkehr flüssiger laufen soll als zurzeit auf vier Spuren. „ÖPP-Projekte werden in der Regel schneller fertig, liefern hohe Qualität und bleiben im Kostenrahmen“, sagte Hofmann.

Im Bundesverkehrsministerium teilt man diese Einschätzung. In Baden-Württemberg sieht man das anders. Winfried Hermann (Grüne) hatte bis zuletzt in Berlin dafür geworben, dass der Bund den Ausbau der A 6 nicht Privaten überlässt. Dabei hat der Verkehrsminister stets darauf hingewiesen, dass der Bundesrechnungshof in der Vergangenheit die Wirtschaftlichkeit einzelner ÖPP-Projekte in Frage gestellt hatte: Der Ausbau der A1 bei Bremen etwa wurde nach Berechnung der Prüfer nicht 40 Prozent günstiger, wie vom Bundesverkehrsministerium veranschlagt, sondern fast 28 Prozent teurer. Doch das ist jetzt Geschichte. „Die A 6 ist die einzige Ost-West-Achse neben der A 8“, sagte Hermann am Montag beim Spatenstich. Das Land wolle vorhandene Achsen stärken, wenn sie nicht mehr leistungsfähig genug seien. Das sei bei der A 6  der Fall. Dort fahren täglich 85 000 Autos und Lastwagen, in einigen Jahren sollen es 100 000 sein.

Staus wegen des Osterreiseverkehrs

In nächster Zeit ist auf dem Abschnitt wegen der Baustelle nicht mit größeren Behinderungen als sonst zu rechnen. Erst einmal müssen noch vorbereitende Arbeiten geleistet werden, bevor es an den eigentlichen Ausbau geht. Wegen des starken Verkehrs allerdings müssen sich Autofahrer in der kommenden Woche aber auf der A 6 sowie an fünf anderen Stellen im Land sehr wohl auf Stockungen einstellen. Der Verkehrsclub ADAC rechnet von Mittwoch, 12. April, an mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen wegen des Osterreiseverkehrs. Für Gründonnerstag gibt der Verband die Stauwarnstufe rot heraus: An diesem Tag sei mit langen Staus zu rechnen.

Nach Angaben des Verkehrsministeriums gilt das insbesondere für die Baustellen auf der A 5, der A 656, der A 6, die A 7, die A 8 sowie die A 81. Gebaut wird zurzeit aber noch an vielen weiteren Stellen im Land. In diesem Jahr investiert der Bund 685,2 Millionen Euro in seine Fernstraßen in Baden-Württemberg. Gut die Hälfte davon fließt in die Erhaltung der Strecken.