Weil die B 297 chronisch verstopft ist, dient die Krettenhofstraße künftig vielleicht als Bypass, um Rechberghausen und Birenbach zu entlasten. Die Idee gefällt allerdings nicht jedem, zudem ist die Frage, wer den Ausbau bezahlt.

Göppingen - Eigentlich wollten alle Beteiligten noch das Ergebnis einiger Untersuchungen abwarten, bevor sie mit dem Projekt an die Öffentlichkeit gehen. Doch im Göppinger Teilort Bartenbach hat sich bereits herumgesprochen, dass die Stadt, der Kreis und die kleineren Kommunen entlang der B 297 über einen Ausbau der Krettenhofstraße diskutieren, um die Bundesstraße zumindest etwas zu entlasten. Jetzt befürchten viele Bartenbacher, dass ein Teil des Verkehrs künftig durch ihre Ortsmitte rollt und es mit der Ruhe endgültig vorbei ist. Doch die Stadtverwaltung hat sich eine Möglichkeit überlegt, wie das vermieden werden könnte.

 

Bisher sind auf der Krettenhofstraße täglich rund 3500 Autos unterwegs. Viele nutzen den ausgebauten Feldweg, um sich den Bogen zu sparen, den die B 297 auf der Strecke von Wäschenbeuren über Birenbach und Rechberghausen nach Bartenbach macht. Richtig sinnvoll wird die Abkürzung allerdings nur, wenn man nach der Einmündung auf die Lerchenberger Straße bei Bartenbach nicht nach rechts in den Teilort abbiegt und auf die B 297 zurückkehrt, sondern nach links in die Lerchenberger Straße biegt und einige hundert Meter weiter rechts in den Wald und dann auf die Hohenstaufenstraße fährt. Denn von dort ist man schnell in der Stadt oder auf der B 10. „Aber die Einmündung ist so ungünstig gestaltet, dass die Autofahrer bisher ganz automatisch nach Bartenbach abbiegen“, sagt Guido Till. Die Stadt und der Gemeinderat haben deshalb schon vor zwei Jahren beschlossen, dass die Straße nur ausgebaut werden darf, wenn sich an der Trassenführung etwas ändert.

Stadt will neue Einmündung bauen

Genau das ist jetzt möglich. Denn die Kommune hat inzwischen ein Grundstück gekauft, das ihr ermöglicht, den Abschnitt zur Lerchenberger Straße hin neu zu bauen. Die Krettenhofstraße soll künftig direkt zu der Verbindung zur Hohenstaufenstraße führen. Autofahrer, so die Hoffnung, biegen dann nicht mehr nach Bartenbach ab, sondern fahren geradeaus weiter auf die Hohenstaufenstraße. Um den Effekt zu verstärken, will die Stadt die Ortsdurchfahrt in Bartenbach zurückbauen und sie als Durchgangsstraße unattraktiv machen.

Der Kreis und die Kommunen entlang der B 297 begrüßen die Idee, denn sie würde zumindest eine kleine Entlastung für die Bundesstraße bringen. Der Kreisverkehrsplaner Jörg-Michael Wienecke schätzt, dass künftig statt der 3500 Autos täglich bis zu 7000 auf der Krettenhofstraße unterwegs sein könnten, wenn diese noch etwas ausgebaut würde, damit sie auch im Winter befahrbar wäre. Eine neue Schnellstraße soll aber nicht entstehen. Deshalb bliebe das Tempolimit von 50 Stundenkilometern erhalten, die Straße wäre weiterhin für Lastwagen gesperrt.

Die Finanzierungsfrage treibt alle Beteiligten um

Der Plan hat aber bisher noch einen Haken.Der Umbau der Strecke würde nach Schätzungen der Stadt drei Millionen Euro kosten. Nun ist die Frage, wer diese Kosten übernimmt. Rein formal ist die Stadt Göppingen zuständig, der die Straße gehört. „Hier geht es um den überörtlichen Verkehr. Wir haben als Stadt kein Interesse an einem Ausbau der Krettenhofstraße“, stellt Till klar. Er plädiert dafür, dass der Kreis die Straße übernimmt und 75 Prozent der Kosten trägt, für den Rest würde die Stadt aufkommen. Davon zeigt sich der Kreis bisher alles andere als begeistert. Sein Gegenvorschlag lautet, die Kosten zu dritteln und auf die Stadt, den Kreis und die Kommunen zu verteilen. Bevor weiterverhandelt wird, will der Kreis nun herausfinden, ob das Projekt vom Land bezuschusst würde. Falls ja, könnten sich die Kosten für die Kommunen enorm verringern, die Chance auf eine Einigung würde steigen.

Im Zuge der Verhandlungen hat sich nun noch die Stadt Eislingen gemeldet, die schon lange versucht, den Kreis dazu zu bewegen, ihre Westtangente zu übernehmen. Die Eislinger gehen davon aus, dass ein Ausbau der Krettenhofstraße mehr Verkehr auf die Brücke bringen würde. Umso heftiger dringen sie nun darauf, dass künftig der Kreis die Verantwortung für das sanierungsbedürftige Bauwerk trägt.

Neuer Vorschlag der Region

Umgehungsstraße:
Zu Beginn des Jahres ist bekannt geworden, dass die Region einen neuen Vorschlag hat, wie Rechberghausen, das besonders unter der B 297 leidet, entlastet werden könnte: Eine Umgehungsstraße soll auf der Kuppe zwischen Göppingen und Bartenbach von der Bundesstraße abzweigen und den Verkehr westlich an Rechberghausen vorbeiführen.

Kritik:
Die Göppinger Stadtspitze meint, dass die Stadt dadurch weiter belastet werde. Die Gemeinderäte der betroffenen Kommunen beraten über den Plan erst in den kommenden Wochen. Die Rechberghausener Bürgermeisterin Claudia Dörner will deshalb noch nichts dazu sagen, weist aber darauf hin, dass der Ort „dringend eine Entlastung braucht“.