Die S 2 soll von Filderstadt nach Neuhausen verlängert werden – teilweise mit einer eingleisigen Streckenführung. Das schlägt die SSB vor. Die Stadt Wendlingen sieht nun den Ringschluss ins Neckartal in Gefahr.

Stuttgart - Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) gerät wegen der von ihr geplanten Verlängerung der S-Bahn-Linie 2 auf den Fildern immer mehr in die Kritik. Vor der Sitzung des regionalen Verkehrsausschusses am Mittwoch fordert die FDP, einen externen Controller einzusetzten. Zudem appelliert die Stadt Wendlingen (Kreis Esslingen) an die Regionalräte, die von der SSB

 

vorgeschlagene, teilweise eingleisige Variante nicht zu billigen. Damit werde die „dringend notwendige Weiterführung ins Neckartal erschwert“, heißt es in einer einstimmig verabschiedeten Resolution des Gemeinderats.

Teurer, später fertig und streckenweise eingleisig

Erst vor einem halben Jahr mussten die ansonsten für ihre Zuverlässigkeit gerühmten Planer der SSB einräumen, dass die neue 3,9 Kilometer lange Strecke von Filderstadt-Bernhausen nach Neuhausen (beide Kreis Esslingen) nicht schon 2018, sondern frühestens 2021 fertig sein wird – und dann auch noch mit gut 125 statt der ursprünglich genannten 92 Millionen Euro zu Buche schlägt. Anfang Juni überraschte die SSB schließlich mit der Ankündigung, rund ein Drittel der neuen Strecke – nämlich den Abschnitt von Sielmingen nach Neuhausen – nur einspurig bauen zu wollen. Dies habe keine Nachteile für den geplanten Halbstundentakt, verringere aber die Kosten. In einer Betriebssimulation durch die TU Dresden habe sich diese Lösung als machbar erwiesen, so die SSB.

Auch für den Verband Region Stuttgart als Träger der S-Bahn ist die eingleisige Variante aus „wirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus notwendig, sinnvoll und technisch umsetzbar.“ Die Verwaltung empfiehlt deshalb, dass die Regionalräte an diesem Mittwoch die Planung billigen. Bis Ende Juli sollen der Esslinger Kreistag, der SSB-Aufsichtsrat und die Gemeinderäte von Filderstadt und Neuhausen zustimmen. Zwar sollen Bund (60 Prozent) und Land (20 Prozent) einen Großteil der Kosten tragen, doch auch die Region wäre mit fast 28 Millionen Euro dabei, den Rest teilen sich der Kreis Esslingen und die Kommunen. Allerdings läuft die Bundesförderung aus, so dass das Projekt finanziell noch nicht gesichert ist, aber planerisch weiter vorangetrieben werden soll. Die letztliche Entscheidung über den Bau soll 2017 fallen.

Kritik aus Wendlingen und von der FDP

Unabhängig davon sorgt das Vorgehen der SSB nun für Ärger. So fordert die FDP-Regionalfraktion erneut die Einsetzung eines externen Controllers für das Projekt – ein Antrag, der schon im Frühjahr auf der Tagesordnung stand, damals aber von der Mehrheit abgelehnt worden war. Die Forderung verbinden die Liberalen, die allerdings nur zwei Mitglieder im 31-köpfigen Verkehrsausschuss stellen, mit scharfer Kritik. So fragen sie beispielsweise, warum die eingleisige Variante nicht von vorneherein geplant worden sei, wenn sie keine betrieblichen Nachteile habe und billiger sei. Der externe Controller solle einen „realistischen Kostenansatz“ finden. Zudem solle ein „externes Büro“ bis zu den Haushaltsberatungen der Region im Herbst eine „tragfähige Planung vorlegen, die es erlaubt, die Kosten realistisch zu beurteilen“ – alles Aufgaben, deren Erledigung der FDP-Fraktionschef Kai Buschmann der SSB wohl nicht mehr zutraut.

Aber auch vor Ort regt sich Kritik. Schon als die SSB vor zwei Wochen die eingleisige Variante vorstellte, sprach die Filderstädter Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker von „vielen Fragezeichen durch eine völlig neue Planungsgrundlage“. Auch die Stadt Wendlingen reagiert auf die eingleisige Variante mit „großer Sorge“, wie es in einem Brief des Bürgermeisters Steffen Weigel an Landesverkehrsminister Winfried Hermann, den Esslinger Landrat Heinz Eininger und die Spitze des Verbands Region Stuttgart heißt. Die Regionalräte sollten bei der zweispurigen Lösung bleiben und die Planungen für einen Ringschluss zur S-Bahn-Linie 1 im Neckartal aufnehmen, fordert Weigel.