14 Praktikanten aus Portugal arbeiten aktuell in Hotels im Großraum Stuttgart. Einer von ihnen ist Fabio Rafael Neves Cordeiro, der im Mövenpick die Küche kennen lernt und auf einen Ausbildungsvertrag hofft. Ein spanischer Azubi macht vor, wie es geht.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Das Arrangement auf den Tellern sitzt: Vier Chicoréeblätter weisen in alle Himmelsrichtungen, dazwischen halbierte Kirschtomaten, gemischte Salatblätter mit Dressing in die Mitte, darauf Croutons, Speck aus der Pfanne und schließlich Parmesan. Küchenchef Marcus Burghardt hat wenig zu meckern an dem, was sein spanischer Auszubildender Adrian Mesa Cellalbo und sein portugiesischer Praktikant Fabio Rafael Neves Cordeiro auf ihrem Posten als Gardemanger, als Köche der kalten Küche, zeigen. Nur den Parmesan, den solle er doch bitte vorsichtiger streuen, sagt Burghardt zu dem jungen Mann aus Portugal auf Englisch – und macht selbst vor, wie es geht.

 

Seit Ende Juni ist Fabio Praktikant in der Küche des Mövenpick-Hotels am Stuttgarter Flughafen. Über das Programm MobiPro-Eu, getragen vom Verein für Internationale Jugendarbeit, ist er hierher gekommen, mit 13 anderen jungen Männern und Frauen aus Portugal. Ihr Ziel ist, was Adrian Mesa Cellalbo bereits geschafft hat: über das Praktikum an einen Ausbildungsplatz zu kommen. Cellalbo hatte vor einem Jahr an dem gleichen Projekt teilgenommen, im Sommer 2015 waren 13 Spanier in die Region gekommen, um in Hotel- oder Gastronomiebetrieben zu arbeiten. Bei MobiPro-EU handelt es sich um ein Sonderprogramm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit in Europa und zur Fachkräftesicherung in Deutschland. Sowohl die 13 Spanier von 2015 als auch die 14 Portugiesen nun in 2016 hat die Deutsche Angestellten Akademie in Stuttgart an hiesige Betriebe vermittelt.

Spanischer Auszubildender geht mit Enthusiasmus zu Werke

Der 27-jährige Fabio ist froh über diese Chance. Er habe sich zuvor regelrecht verloren gefühlt, berichtet der Portugiese. Sein Architekturstudium musste er abbrechen, da er sich die Gebühren für die private Hochschule nicht mehr habe leisten können. Dann habe er in Holland gelebt und gejobbt, nach seiner Rückkehr nach Portugal hatte er Leerlauf – bis er auf MobiPro-EU stieß, das zunächst einen mehrmonatigen Deutschkurs beinhaltet hat. „Ich lerne gerne, und ich koche gerne“, sagt Fabio.

„Diversität ist für uns interessant, und wir sind für Pilotprojekte offen“, erklärt Astrid Haag, die Personalmanagerin bei Mövenpick, warum sie sich an dem Programm beteiligen. Außerdem sei Fachkräftemangel auch bei ihnen ein Thema. So hätten manche Jugendliche, die sich bei ihnen bewerben, falsche Vorstellungen von dem Beruf, berichtet Marcus Burghardt. Er ist begeistert von seinem spanischen Auszubildenden, der mit Enthusiasmus zu Werke und ans Deutschlernen gehe. Der 21-jährige Adrian hatte zunächst mit den anderen Spaniern in einem Wohnheim gewohnt, nun teilt er sich mit einem rumänischen Kollegen eine Wohnung. „Ich war in Spanien arbeitslos, und ich wollte nicht immer bei meinen Eltern leben“, sagt er. Seine Schwester habe ihn auf das Programm aufmerksam gemacht. So kam es zum Wechsel: vom Hotel Mama ins Hotel Mövenpick.

Hohe Abbrecherquote in der Branche

Auch aus anderen Branchen wird über MobiPro die Ausbildung junger Menschen aus Südeuropa in Deutschland gefördert. Die Bilanzen sind aufgrund teils hoher Abbrecherquoten durchwachsen. Barbara Zander, die das Programm seitens der DAA betreut, ist für das Hotel- und Gastgewerbe zufrieden: von den 13 Spaniern von 2015 seien acht noch hier als Auszubildende. Zehn hatten ursprünglich einen Ausbildungsvertrag bekommen, eine sei wegen Heimwehs zurückgegangen, ein anderer musste kündigen, weil seine Mutter erkrankte. „Die Abbrecherquote in der Branche liegt eh bei 25 Prozent“, darauf weist sie hin. Auch mit den bisherigen Rückmeldungen bezüglich der Portugiesen ist sie zufrieden: von den zehn beteiligten Betrieben habe nur einer berichtet, keinen Ausbildungsvertrag nach dem Praktikum anzubieten. Zudem haben vier der 14 Portugiesen festgestellt, dass sie keine Ausbildung wollen.

Nun heißt es Abschied nehmen: Am Sonntag geht es zurück nach Lissabon. Fabio kann mit einem guten Gefühl ins Flugzeug steigen. Bei Mövenpick ist man so zufrieden mit ihm, dass er den Vertrag als Auszubildender bereits in der Tasche hat. Er wird nach Stuttgart zurückkehren. Die Rückfahrt zahlt das Programm.