LBBW-Volkswirte sind trotz vieler Unsicherheiten optimistisch für die deutsche Wirtschaft gestimmt. In den USA wird mit einem Trump-Effekt gerechnet.

Stuttgart - Der Ausblick 2017 für Wirtschaft und Finanzmärkte wird nach Einschätzung der Volkswirte der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mehr denn je von politischen Entscheidungen bestimmt. Angesichts der Wahlen in Deutschland und Frankreich, der noch ungewissen Politik des neues US-Präsidenten Donald Trump und der Austrittsverhandlungen zwischen Europäischer Union und Großbritannien dürften Schwankungen an den Märkten zunehmen. Trotz der Unsicherheiten ist den Experten um die deutsche Wirtschaft nicht bang. „Der Aufschwung hat sich bereits 2016 als erstaunlich resistent erwiesen, und daher sind wir für die nahe Zukunft optimistisch“, so LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert.

 

Wie sich das transatlantische Verhältnis unter einem Präsidenten Trump entwickelt und wohin die Reise in den USA geht, ist derzeit schwer einzuschätzen. Die Volkswirte rechnen für 2017 in den USA mit einem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent, „es könnte noch etwas mehr werden“, so Burkert, wenn Trump von seinen Versprechungen einiges umsetzt. Von Steuersenkungen, Infrastrukturmaßnahmen im großen Stil und der Aufnahme neuer Schulden sei ein unmittelbarer Impuls auf das Wachstum in Amerika zu erwarten. Ob aber die Benachteiligten, die große Hoffnung in Trump gesetzt haben, profitierten, sei fraglich. Selbst wenn es Trump gelänge, Produktion in die USA zurückzuholen, werde es „schwierig, Arbeitnehmer zu finden, die billiger sind als Roboter“, sagt Burkert. Eine angekündigte Erhebung von Einfuhrzöllen verteuere Waren in den USA, so dass „am Ende diejenigen tiefer in die Tasche greifen müssen, die Trump gewählt haben“. Allerdings werde „nicht alles so heiß gegessen wie gekocht“, meint Burkert. Trump sei Unternehmer und als solcher pragmatisch. „Er wird schnell gegensteuern, wenn etwas seinen Interessen entgegenläuft.“

In Deutschland rechnen die Volkswirte mit 1,5 Prozent Wachstum

In Deutschland rechnen die Volkswirte im nächsten Jahr mit 1,5 Prozent Wachstum und im Euroraum mit 1,3 Prozent. Den Großteil des Wachstums erwarten die Experten erneut in den Schwellenländern. Für China gehen sie von 6,5 Prozent aus.

Deutlich dünner dürfte die Luft im kommenden Jahr am Aktienmarkt werden, so die Einschätzung der Analysten. Sie rechnen fest mit einer Leitzinserhöhung der amerikanischen Notenbank im Dezember und angesichts der soliden Wirtschaftslage in den USA mit einem strafferen Kurs in der Geldpolitik im kommenden Jahr. Dann könnte auch für die Europäische Zentralbank „der richtige Zeitpunkt gekommen sein, das Anleihekaufprogramm langsam auslaufen zu lassen“, so Burkert. Das Niedrigzinsumfeld zwischen null und zwei Prozent werde über die nächsten Jahre Bestand haben. Mit einer Normalisierung des Zinsniveaus in der Eurozone rechnen die LBBW-Volkswirte „frühestens Anfang 2019“. Den Dax sehen sie Ende dieses Jahres bei 11 000 und Ende 2017 bei 11 500 Punkten.

Nach Einschätzung der Bundesbank bleiben die Bedingungen für die deutschen Staatsfinanzen günstig. Der positive Konjunktureinfluss und weiter sinkende Zinsausgaben dürften die öffentlichen Haushalte zusätzlich entlasten, heißt es im Monatsbericht. Den Forderungen etwa von der EU-Kommission, dass Deutschland zusätzliche staatliche Investitionen anschieben soll, um die Konjunktur in anderen Euro-Ländern zu unterstützen, schließt sich die Bundesbank nicht an. Die Effekte auf andere Staaten dürften „eher überschaubar“ sein.