Zumba Gold ist etwas für Ü60? Von wegen. Es kann schön sein, Überlandstraße zu fahren. Denn das ist Zumba Gold, wenn Zumba die Autobahn ist. Ein Selbstversuch in Heumaden.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Heumaden - Nach dieser Stunde werde ich zwischen 5000 und 6000 Schritte gemacht haben. Tippelschritte oder Tanzschritte. Wie viele es unter dem Strich sein dürften, sagt Lilli Steiff, und ihr sollte ich glauben. Auf ihrem T-Shirt steht „Instructor“, Lehrmeister. Lilli Steiff ist mein Zumba-Gold-Instructor für eine Stunde, bei der Begegnungsstätte Heumaden in einem kleinen Raum zwischen liebevoll gezeichneten Straßenzügen Alt-Heumadens. Aber aus ortshistorischen Gründen habe ich mir eben nicht die Sporthose übergezogen. Ich bin neugierig auf Zumba Gold, das ist sozusagen Zumba light.

 

Zumba, ein eingetragener Markenname für ein Fitness-Konzept, ist seit ein paar Jahren hip, ja eine Trendsportart. Erdacht in den 1990er-Jahren vom Tänzer und Choreografen Alberto „Beto“ Perez in Kolumbien. Bei lateinamerikanischen Rhythmen mischen sich Aerobic und lateinamerikanische Tänze, vor allem Frauen wollen sich dabei gut gelaunt im Rudel auspowern. Zumba kann anstrengend sein. Wenn Zumba die Autobahn wäre, wäre Zumba Gold die Überlandstraße. Kein Gehüpfe, keine Drehungen, genügend Pausen, knieschonend, eben Fuß vom Gas.

„Mama loves mambo“

Dass mich die anderen erst mal erstaunt zur Kenntnis nehmen, weil sie mich wohl eher der Autobahn zuordnen würden, merke ich sofort. Ich bin nicht Ü60, aber ich bin hier trotzdem goldrichtig. In der Ankündigung des Kurses stand, Zumba Gold eigne sich auch für Neu-Mamas.

„Mama loves mambo“ dudelt es aus den Boxen, und Lilli Steiff gibt die Choreografie vor. Choreografie ist so etwas von gar nicht meine Stärke, erst recht nicht, wenn ich alles spiegelbildlich nachahmen muss. Die anderen wissen sofort Bescheid, wenn es heißt: „Merengue“ oder „Salsa“. Ich versuche zu kopieren, was kopierbar ist. Sobald meine Gedanken kurz abschweifen, bin ich wieder aus dem Takt. Es ist ein Riesenkuddelmuddel. An einer Stelle verliert aber sogar Lilli Steiff den Überblick. Sie nimmt es sportlich und lacht. „Moment, ich muss mich erst sortieren.“ Willkommen im Club, Instructor. „Am besten nicht drüber nachdenken, sonst klappt es nicht“, sagt sie. Ein wertvoller Tipp.

Wir tänzeln zur Seite und wackeln kurz mit den Hüften. „Jeder, wie er möchte“, sagt Steiff. Überfordern soll sich hier keiner. Sie hat Sonnenbrand auf den Armen, sie war gerade auf Gran Canaria, erzählt sie. Ihre Urlaube nutzt sie gerne, um sich neue Zumba-Schritte auszudenken. Der Gruppe in Heumaden hat sie also ein paar Souvenirs von den Kanaren mitgebracht.

Schultern schütteln war Hausaufgabe

„Lalalalabamba“, dröhnt es vom CD-Player neben Lilli Steiff. Wir schütteln wild die Schultern, aber offenbar nicht wild genug. „Mann, das war doch Hausaufgabe“, sagt Lilli Steiff. Aha, ich weiß nichts von Hausaufgaben.

Auch wenn die Gruppe, die sich seit einem Jahr trifft, wie eine eingeschworene Gemeinschaft wirkt: Sie wünscht sich Zuwachs. Zum Zumba Gold mit Lilli Steiff können die Teilnehmer kommen, wie sie wollen. Ein paar sind im Sportlook, manche machen aber zum Beispiel in Socken mit, eine Frau sogar in schwarzen Lackballerina, der einzige Mann im Herrenhemd. „Wird’s warm?“, fragt unser Instructor Lilli Steiff. Nein, es ist warm. „Ich wollte gerade die Heizung ausmachen, aber die ist aus“, sagt eine Frau. Die Fenster bleiben trotzdem zu, es ist immerhin Ende Januar.

Light hin oder her, nach der goldenen Zumba-Stunde habe ich das Gefühl, mir etwas Gutes getan zu haben. Vor allem weil ich weiß, dass ich gerade ungefähr die Hälfte der empfohlenen Tagesschrittzahl erledigt habe. Das ist es, was zählt, denke ich mir beim Gehen, und die Choreografie ist doch eher etwas fürs Auge.

Der Zumba-Gold-Kurs in Heumaden:

Diese etwas langsamere Zumba-Version eignet sich für Senioren, Fitness-Einsteiger, Schwangere, Neu-Mamas und Leute mit Gelenkproblemen oder Übergewicht. Der einstündige Kurs ist jeweils mittwochs von 10 und von 11 Uhr an. Ort ist die Begegnungsstätte Heumaden, Bockelstraße 121. Die Teilnahme kostet 20 Euro pro Monat. Anmeldung und weitere Infos unter Telefon 4 41 48 76.