Der pensionierte Arzt Pavel Kratochvil stellt in Öl gemalte Landschaftsbilder aus. Viele seiner 83 Bilder im Kunsthaus Fischer zeigen Landschaften aus der Region Stuttgart, sei es der Blick vom Eugens­platz, von der Gerokstraße oder von der Uhlandshöhe. „Stuttgart ist voller verdeckter Schönheiten“, sagt Kratochvil.

S-Mitte/S-Ost - Wie kommt ein Kardiologe dazu, sich intensiv der Malerei zu widmen? Pavel Kratochvil, der Ende 2014 seine Praxis an der Tübinger Straße an Nachfolger übergeben hat, findet das gar nicht so ungewöhnlich. „Ich kenne viele Ärzte, die künstlerisch tätig sind, um zu ihrer anstrengenden Arbeit einen Ausgleich zu finden, zum Beispiel musikalisch oder auch literarisch.“

 

Kratochvil fotografiert seit vielen Jahren, Motive finden sich auf seinen Radtouren und Wanderungen genug. „Aber nur auf den Auslöser zu drücken, wurde mir langweilig. Meine Frau malt mit Aquarellfarben, und so entstand bei mir vor sieben Jahren die Idee, ebenfalls mit dem Malen zu beginnen“, erzählt der 65-Jährige. Sehr schnell entschied er sich für Ölfarben. „Die riechen zwar intensiv, aber man kann noch viele Stunden nach dem Malen korrigieren und durch dickes Auftragen der Farben eine reliefartige Struktur erzeugen“, erklärt der gebürtige Tscheche.

Stuttgart ist seine zweite Heimat

Vielseitig interessiert war Kratochvil schon immer: Der promovierte Philosoph studierte auch Biologie, bis er im Alter von 29 Jahren sein Medizinstudium an der Universität Düsseldorf begann. Vor der Eröffnung seiner Praxis war er als leitender Oberarzt der Kardiologie im Marienhospital tätig. In der Landeshauptstadt wohnt er seit 23 Jahren. „Hier ist meine zweite Heimat“, sagt er.

Viele seiner 83 Bilder im Kunsthaus Fischer zeigen Landschaften aus der Region Stuttgart, sei es der Blick vom Eugensplatz, von der Gerokstraße oder von der Uhlandshöhe. „Stuttgart ist voller verdeckter Schönheiten“, sagt Kratochvil, der gerne Radtouren durch die Weinberge und Parkanlagen unternimmt. Aber auch der Schwarzwald, das Kochertal und die Schwäbische Alb inspirieren den Hobbymaler – nicht zu vergessen seine Reisen nach Südfrankreich oder Italien. Die fröhlichen Farben der Urlaubsorte lassen den Betrachter an der offenkundigen Freude des Malers an der Natur teilhaben. „Nach und nach habe ich meine Bilder in der Praxis aufgehängt und bekam positive Rückmeldung von den Patienten“, so Kratochvil. Seine Mitarbeiter schenkten ihm zum 60. Geburtstag einen Gutschein für Malstunden bei Michael Dirk, sodass der Arzt hoch motiviert immer engagierter seinem Hobby nachging. Er nimmt heute auch Stunden bei Jürgen Leippert, der ihm wie andere schwäbische Maler ein Vorbild ist.

Kratochvils Stil kann man als expressiven Realismus bezeichnen. Die Bilder sind mit einem flotten Pinselstrich gemalt, Details werden nur angedeutet, und man konzentriert sich auf das Wesentliche. „Pavel hat ein sehr gutes Gespür für Licht, das macht seine Werke lebendig“, sagt Michael Dirk. Der Künstler kennt seinen Schüler nun seit vielen Jahren. „Er malt mit großer Begeisterung, hat sich sehr früh ein Ziel gesetzt, wo er in seiner Gestaltung hin will, und hat seinen Stil konsequent und mit viel Fleiß verfeinert.“ Und so ist Dirk überzeugt: „Man wird noch von ihm hören.“