Irena Brehmer gibt im Sonnenberg zwei Kunstkurse, für die ganz Kleinen und die ganz Großen. Die dort entstandenen Werke werden für Besucher bei einer Ausstellung im Generationenhaus zu sehen sein.

Möhringen - Irena Brehmer gibt nicht einfach nur kreative Workshops. Sie versteht es, sowohl Kinder im Vorschulalter als auch Senioren in generationsübergreifenden Kursen für gemeinsame gestalterische Projekte zu begeistern. So zum Beispiel im Generationenzentrum Sonnenberg.

 

Eine Krokodilfamile aus Ton

Der fünfjährige Sascha legt das Wellholz beiseite. Lieber versucht er den feuchten Ton mit seinen kleinen Fäusten in Form zu boxen. Seine Gussform für ein Hochrelief aus Gips soll schneller entstehen. Geduld müssen die vier Vorschul-Dreikäsehochs allesamt erst noch lernen. Der gleichaltrige Diego-Leon hält vier, fünf unterschiedliche Miniaturkrokodile aus Kunststoff für sein Relief bereit: Eines nach dem anderen drückt er in seinen etwa zwei Finger dicken Tonfladen. Damit es eine wirklich kunterbunte Krokofamilie wird, zeigt ihm Brehmer rasch, wie die Reptilien auf dem Rücken liegend oder frontal mit dem Kopf in den Ton gepresst werden können und erläutert das später zu erwartende Resultat.

Irena Brehmer hilft allen ihren Schützlingen

Irena Brehmer, die in Jerusalem Kunst studiert hat, muss an diesem Vormittag im Generationenzentrum Sonnenberg buchstäblich Nerven wie Drahtseile haben: Sie hält alle Kinder bei Laune, auch Ana, fünf Jahre alt, der die Kraft zum Eindrücken der Spielzeugtiere ausgeht, und findet darüber hinaus immer wieder Zeit, nach den Arbeiten der drei Senioren in der Gruppe zu sehen. „Herr Schober“, wendet sich die Kunstlehrerin quer über den breiten Arbeitstisch an den einzigen Herrn ihres Workshops, „Sie mögen doch eckige Gegenstände besonders. Versuchen Sie mal ein Quadrat oder ein Rechteck als Ausgangsform.“ Ihm mache das Töpfern großen Spaß, sagt der 81-jährige Hans Schober.

Der Ton kann sich auch gut ertasten lassen

Direkt neben Sascha werkelt ruhig und sichtlich bester Laune die Renate Ratzel. Die 72-Jährige ist blind und gestaltet ihr Hochrelief mit Hilfe ihres jahrzehntelang geschulten Tastsinns. „Man kann alle Lamellen gut fühlen“, sagt sie und strahlt, als sie einen Pilz im Kunststoff-Sammelsurium erforscht. „Interessante Dinge reizen mich immer“, sagt sie schmunzelnd und fügt hinzu: „Das Fühlen ist ein wichtiger Wegbereiter, auch beim Einkaufen.“ Dennoch würde sie sich an Supermarktregalen manchmal aufgeprägte Brailleschrift wünschen. Ratzel gegenüber fügt Hildegard Arm einen Rand um ihr Tongebilde. Die frühere Musterzeichnerin lebt zu Hause, besucht allerdings die Tagespflege in dem Gebäude an der Laustraße 15. Die 74-Jährige ist inzwischen mit Renate Ratzel befreundet: „Ich bewundere Renate für ihre Selbstständigkeit“, sagt Hildegard Arm.

Nach dem kreativem Arbeiten kommt nun der Gips

Irgendwann ist es soweit: Die Vorschulkinder dürfen Gips anrühren. Irena Brehmer sowie Lydia Kolejka und Dagmar Monib vom Sonnenberger Generationenhaus achten gemeinsam darauf, dass beim etwas staubigen Einträufeln des Gipspulvers kein Wasser verspritzt wird. Die Hochrelief-Formen der Kinder werden aufgefüllt. Danach hüpfen die Kleinen einen Raum weiter, wo sie in der Stunde, die der Gips zum Abbinden benötigt, ihren aufgestauten Bewegungsdrang fröhlich ausleben.

Nachhaltigkeit spielt auch beim Tonen eine Rolle

„In meinen Kursen sollen alle Teilnehmer – Kinder wie Erwachsene – Spaß haben“, sagt die Künstlerin Brehmer. Die Arbeit mit naturbelassenen Werkstoffen ist ihr ebenso wichtig wie das nachhaltige Wirtschaften: Vom Gipsmodell befreit wird der Ton wieder in Kunststofffolie verpackt. „Ganz schwäbisch-nachhaltig“, wie sie sagt.

Ausstellung:
Am Samstag, 29. November, werden im Generationenhaus Sonnenberg, Laustraße 15, von 15 Uhr an die Arbeiten aus den Kursen mit Irena Brehmer ausgestellt. Der Eintritt zur Vernissage und zur späteren Ausstellung ist kostenfrei.