Die Werke der Hinterglasmalerin Erika Schönfeld aus Riedenberg sind derzeit im Augustinum zu sehen. Die Künstlerin malt gegen Schreckensmeldungen an – und zum Wohle der Tiere.

Riedenberg - Erika Schönfeld gehört zu den Menschen, an denen die täglichen Schreckensmeldungen nicht spurlos vorübergehen. Der Hinterglasmalerin aus Riedenberg hilft da nur eines: Malen. Und es müssen kräftige Farben sein. „Das ist gut fürs Gemüt“, sagt die Künstlerin, die zum zweiten Mal ihre Arbeiten im Augustinum ausstellt. Wie vor drei Jahren schon einmal geht der Erlös der dort verkauften Bilder an das Tierheim in Botnang. Denn eine große Tierfreundin ist Erika Schönfeld auch.

 

„Ich habe immer Meerschweinchen, Hunde und Katzen gehabt, schon als Kind“, erzählt Erika Schönfeld, die in Bayern aufgewachsen ist und im Alter von 14 Jahren nach Württemberg kam. Seit den 70er-Jahren lebt sie in Riedenberg, und ihr Schwäbisch ist von dem ihrer Nachbarn nicht mehr zu unterscheiden. Nach ihrer langen Tätigkeit als Sekretärin hat sie mittlerweile mehr Zeit für ihr Hobby, mit dem sie bei einem Wochenende in Bad Boll in Berührung kam. „Zuerst habe ich alles ausprobiert: Aquarelle, Ölbilder, Gouachen“, berichtet die Autodidaktin. Erst vor acht Jahren hat sie mit der Hinterglasmalerei begonnen, denn schon als Kind hat sie die Heiligenbilder hinter Glas bewundert. Davon zeugen auch die einzigen Collagen in der Ausstellung, für die sie Spitzendeckchen, alte Perlenketten und einen Rosenkranz vereint hat.

Blüten im Bild

Im Gegensatz zur Volkskunst vergangener Zeiten aber hat sie sich eine eigene Hinterglastechnik erarbeitet. „Früher“, so erklärt sie, „wurden Bilder als Pause unter das Glas gelegt“. Erika Schönfeld dagegen entwickelt erst eine Idee, was nicht selten länger dauert als das eigentliche Malen. Dann kommt eine Skizze aufs Glas, sie dreht das Ganze um und arbeitet sozusagen von vorne nach hinten: „Das, was man sehen soll, muss zuerst gemalt werden.“ Gelegentlich integriert sie auch Blüten wie die von Hortensien in ihre Bilder, was diese lebendiger wirken lässt. Ein schönes Beispiel dafür ist „Die Tänzerin“, bei dem die eingearbeiteten Blüten das Bild geradezu zum Schweben bringen.

Ihre leuchtend roten Mohnblumen dagegen erinnern an die expressionistischen Bilder von Gabriele Münter, deren Kunst Erika Schönfeld liebt und bewundert. Ihre eigenen Themen holt sie sich hauptsächlich aus der Natur, denn sie geht dreimal täglich mit ihrer Hündin Suzy, einem Mischling aus Ungarn, im Eichenhain spazieren. In der Ausstellung mit dem Titel „Farbige Inspirationen“ ist Suzy mit einem Porträt vertreten, und auch Schafe oder einen Fuchs vom Eichenhain hat die Künstlerin abgebildet. Dabei abstrahiert sie mal mehr, mal weniger.

Inspirierendes Blaukraut

„Manchmal finde ich auch ganz banale Dinge schön“, gesteht Erika Schönfeld: Beim Schneiden von Blaukraut beispielsweise fiel ihr das Muster auf. Das Ergebnis ist allerdings kaum mehr als Gemüse zu erkennen, denn aus den zarten Linien wurde ein kräftig leuchtendes Farbspiel.

Schöne Farben sind Erika Schönfeld wichtig, die meisten ihrer Hinterglasbilder fallen durch ein kräftiges Blau oder ein leuchtendes Rot auf. „Durch Farben wird man glücklich“, findet sie, und ihre Käufer stimmen dem offensichtlich zu: nach zweieinhalb Wochen waren schon 22 der 53 im Augustinum gezeigten Arbeiten verkauft.

Ein anderes Lieblingsmotiv ist der Mond in all seinen Phasen, den sie oft beobachtet, wenn sie abends mit dem Hund unterwegs ist. Dafür verwendet sie meist Blattgold, und so sticht der Himmelskörper aus ihren Landschaften und über ihren einsamen Häusern klar hervor. „Die Nacht bricht herein“ heißt eines dieser Dorfbilder, bei dem schiefe, graue Häuser mit roten Dächern abgebildet sind. Im Nachthimmel setzt sich das Rot fort und vermittelt eine traumhafte Atmosphäre. Titel wie dieser entstehen aber immer erst, wenn das Bild fertig ist. Manchmal werden sie auch noch lange danach geändert. Das Bild von der Schwäbischen Alb erhielt so auf Anregung eines Betrachters den Titel „Mörikes Blaue Wand“. „Für mich war die Alb in dem Moment blau – und Mörike hat das offenbar auch so gesehen“, sagt Erika Schönfeld.

Schau

Die Ausstellung „Farbige Inspirationen“ im Augustinum, Florentiner Straße 20, sind noch bis zum 28. Februar zu sehen. Der Verkaufserlös ist für das Tierheim in Botnang bestimmt.