Eine Ausstellung im Kulturzentrum Ludwigsburg zeigt Texte von Frauen, die als Kind missbraucht wurden. Der Verein Silberdistel möchte damit auf das Thema aufmerksam machen – und auf seine Arbeit im Landkreis.

Ludwigsburg - Ich habe als Kind gespürt, dass das, was mir passiert, etwas Schlimmes ist“, heißt es in einem der Texte, der in einer neuen Ausstellung im Kulturzentrum Ludwigsburg zu sehen ist. Die Texte stammen von Frauen, denen in ihrer Kindheit sexuelle Gewalt angetan wurde. Neben den sehr persönlichen, anonymen Texten hängen Fotografien, welche das Geschriebene verdeutlichen sollen.

 

Initiiert hat die bis zum 16. Februar geöffnete Ausstellung „Ich verbrenne von innen“ der Verein Silberdistel, ein Verein gegen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Landkreis Ludwigsburg. „Wir wollen auf dieses Tabuthema aufmerksam machen“, sagt Christa Wenzelburger von der Fachberatungsstelle Silberdistel, „indem wir darstellen, was den Frauen passiert ist.“ Gleichzeitig möchte der Verein mit der Ausstellung anderen Betroffenen Mut machen und zeigen, dass es Wege zur Bewältigung und Heilung gibt.

274 Personen haben im Jahr 2015 die Fachberatungsstelle des Vereins aufgesucht. „Wir liegen damit im bundesweiten Durchschnitt“, sagt Wenzelburger. Die Dunkelziffer sei wohl weitaus höher.

Regina Bappert, Journalistin und ehemalige Odenwaldschülerin – die hessische Schule ist durch einen Missbrauchsskandal bekannt geworden – erzählte in einem Vortrag zur Ausstellungseröffnung vom unterschiedlichen Umgang mit dem Thema. „Die Verarbeitung dauert lange. Viele verfallen in Depressionen, werden aggressiv oder bekommen Essstörungen“, sagte Bappert. Eine Therapie könne helfen, mit den Folgen des Missbrauchs umzugehen. Sie schätzt, dass neun Millionen Menschen in Deutschland als Kind oder Jugendliche missbraucht wurden oder werden.

Pädagogen schulen und sensibilisieren

Katrin Höhmann, Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, hält seit 2013 Seminare zum Thema Prävention von sexueller Gewalt. Die Studenten setzten sich in ihren Seminaren nicht nur mit Anzeichen bei Kindern, sondern auch mit Täterstrategien auseinander. Regina Bappert ist in diesen Seminaren oft als Gestrednerin eingeladen. Die Schulung von Pädagogen zum Umgang und Erkennen von sexualisierter Gewalt hält sie für wichtig. „Die meisten Menschen sind überfordert, wenn sich ein Kind ihnen anvertraut“, sagt Bappert.

Bei der Eröffnung der Ausstellung präsentierten Studenten aus Höhmanns Seminar einen Tanz und ein selbstgedichtetes Lied über den Verlauf und die Folgen von sexuellem Kindesmissbrauch. Nicht immer sind es Erwachsene, die sich an Kindern vergreifen. Auch Jugendliche und Kinder können anderen sexuelle Gewalt zufügen. Auch das will die Ausstellung den Besuchern vor Augen führen.