Steidel Wokeck und Ulli Ayadi stellen erstmals zusammen in Degerloch aus. Die Vernissage ist am 21. März – und das Thema passend zur Jahreszeit „Frühling 2015“. Zu sehen sind vor allem Fotos und Siebdrucke.

Degerloch - Das alte Ladenregal erinnert an frühere Zeiten, Bücher sorgen für Gemütlichkeit, und im Nebenzimmer steht ein Klavier. Der ehemalige Laden im Anbau des Hauses Felix-Dahn-Straße 71 ist ein idealer Ort, um einen Kunst-Salon einzurichten, in dem Musik, Literatur und bildende Kunst zu ihrem Recht kommen. Vorerst sind das nur Zukunftsträume, doch 2007 hat die Foto-Künstlerin Petra Steidel Wokeck aus dem Ladengeschäft ihrer Großeltern schon einmal ein Atelier gemacht. Von morgen, Samstag, an stellt sie erstmals gemeinsam mit ihrer Kollegin Ulli Ayadi aus. „Frühling 2015“ haben die beiden Künstlerinnen die Schau genannt, die bis zum 28. März im Atelier Ecke Ahornstraße zu sehen ist.

 

Kunst statt Lebensmittel

Der 1933 gegründete Laden ist in Degerloch bestens bekannt; kürzlich zeigte der Geschichtsverein einen Film über das Geschäft, das 1983 geschlossen wurde. In diesen Tagen werden hier keine Lebensmittel gehandelt, sondern Darstellungen von Blumen.

Petra Steidel Wokeck kommt eigentlich von der Malerei. Sie war schon als Kind eine begeisterte Besucherin der Ateliers in der Nachbarschaft, wo sie Schülern des Künstlers Adolf Hölzel bei der Arbeit über die Schulter schauen konnte. Gemeinsam mit ihrem Mann, einem Kinderarzt, lebte sie vier Jahre lang auf einer kleinen Karibikinsel namens Dominica. Während dieser Zeit malte sie viel, arbeitete mit Pflanzenmaterial, Sand oder Erde.

Nach Degerloch zurückgekehrt, wollte sie eigentlich so weitermachen, zog dann aber erst einmal mit der Kamera los, um Motive zum Malen zu suchen. „Und dann bin ich bei der Fotografie geblieben“, sagt sie. Ihr kleines Atelier ist mittwochs von 16 bis 20 Uhr und donnerstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet.

Ihre Themen können sein: Wald, Spinnennetze, Knospen und Blüten, Mondlicht. Für die Ausstellung „Frühling 2015“ hat sie Bilder, Fotoobjekte und Karten zusammengestellt, die Pflanzen und Blumen zeigen: Pfingstrosen, Kastanien, Moos, Prunkwinden, ein Stück Wald.

Sie wollten schon immer zusammen ausstellen

Ihre Freundin, die ausgebildete Fotografin Ulla Ayadi, lichtete bisher eher weniger Blumen ab als Stadtansichten oder Industriegebäude. Bevorzugtes Motiv: Stuttgart. Wie bei Petra Steidel Wokeck führte die Familienphase zu einer Pause im künstlerischen Schaffen. Seit 2001 arbeitet Ayadi selbstständig in einem kleinen Atelier in der Innenstadt.

Kennengelernt haben sich die beiden Frauen, weil ihre Kinder die gleiche Waldorfschule besuchten. „Und wir wollten immer schon einmal gemeinsam ausstellen“, sagt Petra Steidel Wokeck. Von Ulli Ayadi werden im Atelier Ecke Ahornstraße vor allem Siebdrucke auf versilbertem Untergrund zu sehen sein. „Das ist neu. So arbeite ich erst seit etwa zwei Jahren“, erzählt sie. Digitale Fotografien werden in schwarz-weiße umgewandelt und gerastert. Mit Silber beschichtet die Künstlerin die für den Untergrund vorgesehenen Platten lange vorher, und für den Siebdruck kann sie die große Werkstatt des Künstlerhauses im Stuttgarter Westen benutzen.

Bei ihrer Arbeit fasziniert sie vor allem, wie sich die in Siebdrucke verwandelten Fotografien durch das Licht verändern. Der Untergrund sorgt dafür, dass das Licht spielen kann, was mit Papier nicht funktionieren würde. Das ist wie eine Performance, sagt sie und fügt hinzu: „Mich reizt dabei der Zeitfaktor.“ Eine weiße Calla zum Beispiel wirke zu bestimmten Zeiten richtiggehend dunkel. Bei aller unterschiedlichen Vorgehensweise und fröhlichen Frühlingsstimmung ist den Arbeiten beider Künstlerinnen die Faszination der Vergänglichkeit anzumerken: das Aufblühen und Vergehen, die Veränderungen, die die Zeit mit sich bringt.

Vernissage und Ausstellung

Die Ausstellung von Petra Steidel Wokeck und Ulli Ayadi wird am Samstag, 21. März, eröffnet und ist an diesem Tag von 11 bis 19 Uhr geöffnet. In der folgenden Woche ist das Atelier Ecke Ahornstraße, Felix-Dahn-Straße 71, von Montag bis Samstag jeweils von 10 bis 13 Uhr und von 16 bis 20 Uhr geöffnet.