Zwei Künstlerinnen präsentieren ihre Werke, die in Technik und Dimension sehr unterschiedlich sind: Stelen, gewebte Bilder und solche in Acryl-Technik.

Ditzingen - Manche Künstler führen die Betrachter ihrer Werke auf verschlungene Pfade – bei Christina Frey sind es verschlungene Fäden. Sie „malt“ auf dem Webrahmen – und das so fein, dass man diese selten in einer Galerie vorgestellte Technik nur bei genauestem Hinsehen erkennt. Das hat viel mit „Hand“-Werk zu tun. Bodenständig im wahrsten Sinn des Wortes sind auch die dreidimensionalen Arbeiten von Angelika Lill-Pirrung. Ihre Stelen stehen, auf dem Boden oder auf einem anderen Untergrund. Die Künstlerin nutzt Material, das zu seinem ursprünglichen Zweck nicht mehr gebraucht wurde, etwa Holzstücke.

 

Die beiden Künstlerinnen präsentieren ihre Arbeiten von diesem Sonntag an in der Städtischen Galerie in Ditzingen. Christina Frey aus Löchgau und Angelika Lill-Pirrung aus Erligheim haben sich den Platz gerecht aufgeteilt: Im vorderen Raum der Galerie dominieren die gemalten Großformate und die Stelen von Lill-Pirrung – und einige Kleinformate erinnern daran, dass die Ausstellung aus mehr besteht. Den hinteren Raum dieser für eine Galerie so spannenden Location mit weiß gestrichenen Balken und Gefachen des Fachwerkhauses beherrschen Freys gewebte Kleinformate – und einige Plastiken und gemalte Bilder erinnern daran, dass es vorne noch ein anderes Thema in anderen Proportionen zu sehen gibt. Da findet Kommunikation statt, zwischen Kunst und Kunst, zwischen Kunst und Raum, und vielleicht auch zwischen Kunst und Besucher.

Stelen laden zum Schauen ein

In drei Dimensionen und Größen arbeitet Lill-Pirrung. Ihre Stelen ziehen den Betrachter in den Bann – sie sagen ihm geradezu „verweile hier, erkunde mich, schau genau hin“. Zum Beispiel die stabförmigen Gebilde mit dem gedrechselten Holzstück. Verspielt ist Wolle drumherum gewickelt oder als Knäuel auf die Spitze gesteckt. Oder die größten Objekte an zentraler Stelle im vorderen Raum, „Wächter“ genannt. Zum Teil aus Holz, zum Teil aus Ton, einen alten Zapfhahn (früher in einem Mostfass steckend?) als Spitze, werden die übermannshohen Dinger raumdominierend. Und die zwei Dutzend kleinen daneben faszinieren durch Schlichtheit und Anzahl.

Sie arbeite „vom Kopf her“, sagt die Künstlerin dazu – und meint den oberen Bereich ihrer Stelen. Vier oder fünf von ihnen bestehen aus Teilen von Palmen. Auch die Basis- und Mittelteile, oft aus Holz, hatten früher einem anderen Zweck als der Kunst gedient. Da schauen etwa Drähte vorwitzig heraus – aus einer alten Brennschere. Handwerkszeug in Künstlerhand.

Malen mit Fäden

Viel filigraner und auf den ersten Blick unscheinbarer sind Christina Freys Arbeiten – aber eben nur auf den ersten Blick. Hunderte Male müssen die farbigen Fäden über den Webrahmen geführt werden, bis ein Muster zu erkennen ist. „Ich male mit Fäden“, sagt Frey, und das macht sie seit 1980. Nur die Entwürfe zeichne sie mit Stiften, im Format Eins zu Eins. Gemalt sind die Motive schnell – aber Faden für Faden aufzureihen, das braucht Zeit und Geduld. Jedes Werk sei eine neue Herausforderung. Kein Wunder, dass viele dieser Objekte kaum postkartengroß sind und selten die Größe eines Schreibblocks erreichen. Viele der Unikate sind monochrom oder in nur zwei Tönen, andere in einer warmen Farbpalette gehalten. Auch das wieder eine Gemeinsamkeit mit den Stelen.