Bäume in Kugelform, Heuschochen wie Pyramiden und alles von Licht und Farben umspielt: Typisch für Fritz Nage.

Kirchheim - Aus den Anfangsbuchstaben seines Namens hat er die künstlerische Chiffre „FEN“ abgeleitet, um so Verwechslungen mit dem Stuttgarter Kunsthaus Nagel zu vermeiden. Das war seinerzeit sicher ganz praktisch gedacht. Man kann dem Kürzel aber auch ein Eigenleben zubilligen: Wird es rasch ausgesprochen, so schwingt der neudeutsche Fan mit, wird es gedehnt, so kann’s gar mystisch werden. Dann mutiert der Fen vielleicht sogar zum Faun, jener knorrigen altrömischen Fabelgestalt und Gott des Viehs und der Felder. Und beides trifft zu: An Fans von Nagels Persönlichkeit und seiner Kunst fehlt es bis heute nicht, seine Motive bezog er vornehmlich aus der Natur, und allein von der Statur her hätte er es mit jedem Altrömer aufnehmen können. Für eine Toga freilich hätte Fen nie und nimmer von seiner geliebten blauen Latzhose gelassen.

 

Sein Vater war Küfermeister und Weinhändler

Geboren wurde Fritz Ernst Nagel 1921 in Sulz am noch jungen Neckar. Der Vater war Küfermeister und Weinhändler, was ja zur Herausbildung einer bacchantischen Leichtigkeit und Lebensfreude kein Hemmnis sein muss. Doch zur künstlerischen Muse hat Nagel über Umwege, auch geografische, gefunden. Als Kriegsgefangener in den USA kam er mit Malerei und Architektur in Berührung. Wieder daheim, dominierte allerdings die technische Ader das Fortkommen des jungen Sulzers. Er machte seinen Mechanikermeister bei Mauser in Oberndorf, später war er Vertriebs- und Exportleiter bei deutschen und internationalen Unternehmen.

Bereits 1947 hatte Nagel Elsa Weixler aus Leutkirch geheiratet, 1969 zog die Familie nach Kirchheim – und hier entstanden die meisten Bilder Fens in Mischtechnik. Und so ist in der Rückschau im Kornhaus die Neckarbrücke von Sulz gleich mehrfach vertreten, und es scheint, als würden die sich im Wasser spiegelnden Brückenbögen Rädern gleich mehr und mehr Fahrt aufnehmen. Die Alb wiederum, zumal im Herbst, lässt der Hobbykünstler in einem wahren Feuerwerk der Farben versinken, dann erklimmt er mit seinen Motiven die Berge der Alpen, zeigt den Gletscher im Wallis oder die Südtiroler Felsriesenkulisse im fröstelnden Licht.

Wirft man einen Blick auf die Bilder von Mohn und Malven, Anemonen und Amaryllis, dann wird klar, dass der Gärtnermeister Kurz zu den Stammgästen bei den Nagels zählte. Farbenfroh ist auch das Häs des Schellenhansele, mit vier Eulen im Mondlicht hat der Künstler bestimmt bei seinen Enkeln recht gepunktet.

Gründungsmitglied des Kunstvereins

Zur Ausstellungseröffnung hieß Nagels Sohn Johannes zahlreiche Besucher willkommen. Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer sprach sein Grußwort nicht nur als Vertreter der Stadt, sondern auch als Nachbesitzer des nagelschen Hauses in der Zeppelinstraße. Riemer erinnerte an Fens Verdienste als Gründungsmitglied des Kunstvereins und als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Kulturrings von 1981 bis 1993 in der Nachfolge des Malers und Kunsterziehers Bruno Mader. Er selbst und seine Familie, so Riemer, würden im Erhalt und der Wahrung des Nagel-Hauses eine Form der „Gegenleistung“ sehen.

Auch Rainer Laskowski, Kirchheims früherer Museumsleiter und Wegbegleiter Nagels skizzierte den Künstler als einen besonderen Menschen. Der Kulturring sei damals – eine eher ungewöhnliche Entwicklung – aus dem altehrwürdigen Verkehrsverein heraus entstanden.