Das Heimatmuseum zeigt eine Ausstellung über Gustav Jägers Leben und seinen Leidenschaften. Er hat einst nicht nur die Wollkleidung entwickelt, sondern war auch ein großer Käfer-Fan.

Korntal-Münchingen - Marylin Monroe, Cary Grant und Oscar Wilde haben nicht nur gemeinsam, dass sie berühmte Persönlichkeiten waren. Sie alle liebten Wolle und trugen deshalb Wollkleidung. Aber nicht irgendeine, sondern vorzugsweise die von Gustav Jäger. Der fabrizierte unter anderem Unterwäsche, Socken und Hemden. Jäger, der zu seiner Zeit auch als Woll-Jäger bekannt war, hatte seine Wollkleidung nicht nur in Deutschland berühmt gemacht. Dank des Einsatzes des Schriftstellers Wilde, der angesteckt vom Wollwahn Jägers Ideen in Großbritannien verbreitete, gibt es auf der Insel heute noch „Jaeger“-Läden. Diese verkaufen Wollkleidung zwar nicht mehr im großen Stile wie früher. Aber immerhin: „Jaeger“ ist den Briten immer noch ein Begriff.

 

Was das alles mit Korntal-Münchingen zu tun hat? An diesem Freitag eröffnet im Münchinger Heimatmuseum eine Ausstellung zu Gustav Jäger, der einen Teil seiner Kindheit in Münchingen verbracht hat und in Korntal auf die Lateinschule ging. Dass Mitte des 19. Jahrhunderts eine so bedeutende Persönlichkeit hier sesshaft war, ist noch gar nicht so lange bekannt: „Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil ich herausfand, dass Jäger zwei Wochen im Gefängnis auf dem Hohenasperg saß. Er hatte bei den studentischen Aufständen mitgemacht“, sagt Sabine Rathgeb, die Leiterin des Museums.

Pionier der industriellen Produktion von Wollkleidung

Der Anlass für die Ausstellung ist Jägers 100. Todesjahr – er starb am 13. Mai 1917 in Stuttgart. Im Ausstellungsraum finden die Museumsgäste bis Ende Oktober unter anderem die von Jäger erfundene sogenannte Gesundheitskleidung aus reiner Wolle, die von 1879 an in der Stuttgarter Wirkwarenfabrik Wilhelm Benger Söhne produziert wurde. Jäger nannte seine Kleidung deshalb Gesundheitskleidung, weil sie wirklich gesund machen sollte. Über seinen Bruder kam er zum Sport und brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass viel Bewegung gut für den Körper ist. „Nach Jäger sollte der Körper schwitzen, denn so kamen das Wasser und die Giftstoffe aus dem Körper“, sagt Rathgeb .

Um diesen Prozess zu fördern, entwickelte Jäger die Wollkleidung. Der Wirtschaftspolitiker Ferdinand von Steinbeis war so begeistert von der Idee, dass er sie förderte. Jäger gilt heute noch als Pionier der industriellen Produktion von Wollkleidung. „Er war ein Vordenker“, sagt Rathgeb, „Jäger verlangte früh den Bau von Sportplätzen und wollte sogar die Hausaufgaben für Schulkinder abschaffen, damit diese nachmittags an die frische Luft konnten, um sich zu bewegen.“

Ein Faible für Käfer

Daneben hatte der Entwickler der Wollkleidung aber noch ein anderes großes Interesse: Käfer. Jäger war auch studierter Zoologe und Mediziner, er veröffentliche rund 30 Bücher und 100 Aufsätze mit Titeln wie „Das Käferbuch“, „Allgemeine Zoologie“ oder „Deutschlands Tierwelt“, das laut Rathgeb in Deutschland erfolgreichste Buch Jägers.

Auch einige seiner Käfer-Präparate, die Jäger – ein großer Bewunderer von Charles Darwins Evolutionstheorie – seit seiner Jugendzeit sammelte, sind im Heimatmuseum zu sehen. Der Großteil seiner „Collection“, wie Jäger sie nannte, befindet sich noch heute im Besitz des Naturkundemuseums in Stuttgart.

Begleitende Veranstaltungen

Programm
: Die Ausstellung über den Arzt und Zoologen Gustav Jäger eröffnet an diesem Freitag um 19 Uhr im Heimatmuseum in Münchingen. Neben dem Hauptprogramm gibt es noch begleitende Extraveranstaltungen. Am 18. Juni gibt es um 15 Uhr eine öffentliche Führung. Am 4. August werden an einem Nachmittag für Kinder von 15 Uhr an Bilder aus Wolle gestaltet. Die Veranstaltung ist für Kinder ab 6 Jahren geeignet. Am selben Tag hat das Museum im Rahmen der Langen Museumsnacht von 18 bis 22 Uhr geöffnet.

Finale
: Am letzten Tag der Ausstellung, dem 29. Oktober, gibt es um 14.30 Uhr eine öffentliche Führung, bevor um 15 Uhr Selma Gienger zu einer Lesung in die Ausstellungsräume kommt. Die Heilpraktikerin und Autorin aus Illingen ist eine Ur-Ur-Enkelin von Gustav Jäger.