Vier zermürbende Jahre voller Gräueltaten und Blutbäder haben Soldaten im Ersten Weltkrieg erleben müssen – In Obertürkheim sind derzeit hunderte von Postkarten ausgestellt, die ein Unteroffizier während dieser Zeit an seine Frau schickte.

Obertürkheim - Vier zermürbende Jahre voller Gräueltaten und Blutbäder haben die Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gekämpft haben, zu jener Zeit miterleben müssen. Für ihre Angehörigen war die Angst, ihre Liebsten womöglich nie wieder zu sehen, ein oft treuer Begleiter. Nur per Post konnten die Soldaten ihren Familien ein Lebenszeichen schicken. Von dieser Möglichkeit machte seinerzeit auch der Obertürkheimer Unteroffizier Ludwig Noller (1880-1968) Gebrauch, als er Hunderte von Postkarten aus den Schützengräben an seine Frau schickte. Diese Zeitzeugnisse sind derzeit im Bezirksrathaus Obertürkheim, Augsburger Straße 659, im Rahmen der Ausstellung „Per Feldpost von der Front“ zu sehen.

 

Gezeigt werden mehrere hundert Postkarten, die dem Betrachter zumindest eine Ahnung davon vermitteln, wie es Ludwig Noller im Krieg erging. Während auf den Postkarten aus der Anfangszeit des Krieges noch Sätze stehen wie „Wir werden und müssen siegen“, heißt es einige Zeit später „Stehe in schwerer Schlacht“ oder „Nach der Heimat möcht ich wieder“. Auch teilte Noller seiner Frau in den Karten mit, dass er etwa an einem Handgranatenkurs teilgenommen habe oder „endgültig zur I. Compagnie als Lehrunteroffizier versetzt“ worden sei.

Nollers Frau Luise hob alle Karten ihres Mannes auf

Ludwig Nollers Ehefrau Luise bewahrte die ganze Post auf, die sie von ihrem Mann und ihren Brüdern während des Krieges erhielt. Ludwig und Luise Noller stammten aus Uhlbach, wohnten und hatten ihr Malergeschäft in Obertürkheim.

Initiator der Ausstellung „Per Feldpost von der Front“ ist der Stuttgarter Philatelist Roland Hafner, ein Großneffe von Ludwig Noller. Er hat die Schau gemeinsam mit dem Württembergischen Philatelistenverein Stuttgart 1882 e.V., dessen Mitglied er seit vielen Jahren ist, organisiert. Wie durch ein Wunder, so Roland Hafner, seien die Kartengrüße seines Großonkels bis heute erhalten geblieben. Erst 100 Jahre nachdem sie geschrieben wurden, seien sie in seine Hände gelangt.

Der Bezirksvorsteher sieht die Ausstellung auch als Mahnung

Obertürkheims Bezirksvorsteher Peter Beier zeigt sich erfreut darüber, die Postkarten-Ausstellung im Obertürkheimer Bezirksrathaus beherbergen zu dürfen. „Es ist beeindruckend zu erfahren, wie ein ganz normaler Bürger den Ersten Weltkrieg als Soldat erlebte, welche Hoffnungen und Ängste er hatte, wie seine Stimmungen wechselten und wie er das Sterben und das Grauen an der Front schreibend verarbeitete“, so Beier. „Es ist auch eine Mahnung für die nachfolgenden Generationen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und zu erkennen, dass Kriege keine Lösung für die Bewältigung zwischenstaatlicher Probleme sind.“

Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Juli zu sehen. Geöffnet ist sie montags bis freitags von 8.30 bis 13 Uhr, dienstags zusätzlich von 14 bis 16 Uhr und donnerstags zusätzlich von 14 bis 18 Uhr. Samstags und sonntags ist sie von 16 bis 18 Uhr zu sehen.