Die Städtische Galerie in Ostfildern zeigt fotorealistische Werke von Andrea Eitel und Figuren des kanadischen Künstlers Max Streicher.

Ostfildern - Im Scharnhauser Park, der künstlichen Mitte der Stadt Ostfildern, behauptet das Stadthaus als grober Klotz, leicht schräg in die Sichtachse der Niemöllerstraße gestellt, trutzig seine Position als Zentrum – auch wenn es sich vom benachbarten Haus der Baustoffindustrie nicht allzu sehr unterscheidet. Diese zusammengewürfelte Umgebung aus Beton, Glas, Blech, Leuchtreklamen und Verkehrsschildern wirkt wie das natürliche Zuhause der Malerei von Andrea Eitel, die bis zum 21. März im Stadthaus ausgestellt ist. Nicht weil die Künstlerin die Siedlung abbilden würde, die sich von anderen derselben Zeit kaum unterscheidet. Sondern weil ihre Bilder Ausschnitte der zeitgenössischen Realität zeigen, in denen alltägliche Materialien samt Spiegelungen in willkürlicher Weise zusammenkomponiert sind.

 

Vom Putzwagen einer Reinigungskraft bis zum grauen Beton einer Treppe: Andrea Eitel nimmt die Dinge in den Blick, die „nichts besonderes“ sind und sonst kaum im Bild festgehalten würden. Die Komposition, also die Zusammensetzung stammt indes nicht von der Künstlerin, sondern ist bedingt von den Zufällen der äußeren Wirklichkeit. Sie beobachtet nur und legt den Ausschnitt fest.

Es fällt schwer zu sagen, wo oben, wo unten

Dabei kann es sein, dass die Armatur eines Waschbeckens, zwei Kakteen, zwei Fensterreihen eines modernen Gebäudes und vielleicht der Lichtreflex auf der Frontscheibe eines Autos klar zu erkennen sind, aber völlig unklar bleibt, wie sich diese zur Bildform zusammensetzen. Ist es ein alter Ofen mit kaputtem Rohr, der da Grau in Grau vor einer Rohrleitung steht? Ein Blick auf den Bildtitel hilft nicht weiter: „Unbekanntes Objekt“. In das Rot und Schwarz eines Werks mit dem Titel „18 Uhr“ mischen sich helle Lichter, wohl von einer Leuchtstoffröhre, doch der Gegenstand lässt sich beim besten Willen nicht entschlüsseln. In anderen Fällen – ein dunkler Raum mit zwei Barhockern, die Fassade eines Gebäudes in einem Industriegebiet – ist der Gegenstand deutlich erkennbar oder lässt sich zumindest erahnen. Aber die Perspektive oder die Beleuchtung sind so gewählt, dass es schwer fällt zu sagen, wo oben, wo unten, wo vorn oder hinten ist. Auch menschliche Figuren treten gelegentlich ins Bild: mal kaum erkennbar im Schatten hinter einem Fenster, dann wieder ganz selbstverständlich in der Begegnung auf einer Treppe.

Mitte des Galerieraums gehört kanadischem Künstler

Ausgangspunkt ist das fotografische Bild. Zu sehen ist dies in einer Reihe früherer Werke, die sich oben auf der Galerie des Ausstellungsraums befindet und die zunächst abstrakt anmuten. Dann aber zeigt sich, es sind Papierknäuel, die Feuer fangen: Wer sich ein wenig darauf einlässt, meint es knistern zu hören und die Flammen züngeln zu sehen. Die Künstlerin hat das Papier auf ein Backblech gelegt, angezündet und fotografiert.

Kontrastierend fällt der Blick von oben herab auf die zwei „erwachenden Giganten“ des kanadischen Künstlers Max Streicher, die in der Mitte des Galerieraums auf dem Rücken liegen. Atmende Figuren aus papierartigem Material, vielleicht gestürzt, vielleicht ohnmächtig und doch auf gespenstische Weise lebendig.