Ein Experte des Jüdischen Museums Frankfurt spricht im Haus der Heimat in Stuttgart-West über den Maler und Dichter Ludwig Meidner. Berühmt wurde Ludwig Meidner unter anderem durch seine „Apokalyptischen Landschaften“.

S-West - Als „heißesten Krater der vulkanischen Epoche“ des Expressionismus hat ihn einmal der der Kunstkritiker Willi Wolfradt bezeichnet. Diese Woche widmet das Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg dem Maler, Zeichner und Dichter Ludwig Meidner (1884 –1966) einen Abend. Im Rahmen des Projektes „verehrt – verfemt – vergessen“ stellt Erik Riedel am Donnerstag, 12. Februar, Meidners Leben und Werk vor. Der Kurator des Ludwig-Meidner-Archivs des Jüdischen Museums Frankfurt referiert um 18 Uhr im großen Saal.

 

Expressionistische Vorahnungen des Ersten Weltkriegs

Berühmt wurde Ludwig Meidner durch seine „Apokalyptischen Landschaften“, Katastrophenszenarien und Weltuntergangsvisionen, die ab 1912 entstanden und später häufig als Vorahnungen des Ersten Weltkriegs gedeutet wurden. Meidner leistete von 1916 bis 1918 seinen Militärdienst als Dolmetscher in einem Kriegsgefangenenlager ab. Hier entstanden auch zwei Bände mit expressionistischer, hymnischer Prosa. Als expressionistischer Zeichner und Grafiker porträtierte Meidner außerdem zahlreiche Intellektuelle und Dichter der Berliner Kulturszene und schuf Illustrationen für Bücher und Zeitschriften.

Nach dem Ersten Weltkrieg wandte sich der Künstler der jüdischen Religion zu und proklamierte seinen „Gang in die Stille“ – so der Titel seines 1929 erschienen Bandes mit autobiografischer Kurzprosa. Nach 1933 erhielt Meidner Mal- und Ausstellungsverbot im nationalsozialistischen Deutschland. In der Ausstellung „Entartete Kunst“ wurde ein Selbstporträt von ihm gezeigt. 1939 emigrierte Meidner schließlich nach England. Doch in London konnte er als Künstler nicht recht Fuß fassen und so kehrte er 1953 aus dem Exil zurück. In Deutschland hatte man ihn bis dahin beinahe vergessen, und es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis sein Werk wieder angemessen gewürdigt wurde.

Der Vortrag von Erik Riedel beginnt um 18 Uhr im großen Saal. Der Eintritt ist kostenlos. Das Haus der Heimat zeigt derzeit die Ausstellung der expressionistischen Künstlergruppe der „Pathetiker“, in der neben Druckgrafiken von Ludwig Meidner auch Blätter von Jakob Steinhardt und Richard Janthur zu sehen sind. Die drei Künstler hatten sich 1912 zusammengeschlossen und in Herwarth Waldens berühmter Galerie Der Sturm ausgestellt. Die Präsentation sollte die einzige Gruppenausstellung der „Pathetiker“ bleiben und umfasste 32 Gemälde sowie zahlreiche Zeichnungen und Druckgrafiken.

Weitere Informationen

Die Ausstellung im vierten Stock im Haus der Heimat, Schlossstraße  92, ist immer montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 15.30 Uhr und mittwochs von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Bis zum 25. März ist sie noch zu sehen. Die Internetadresse lautet www.hdhbw.de.