Anlässlich des zehnjährigen Bestehens zeigt das Hospiz Sankt Martin Kunstwerke von Astrid J. Eichin. Das Jubiläumsjahr steht, genau wie die Ausstellung, unter dem Motto „Hülle und Fülle“. In der Hospizarbeit versteht man darunter aber nicht den Überfluss.

Degerloch - Gehäkelte Goldfäden lassen den Raum im Hospiz Sankt Martin erstrahlen. Von der Größe her könnte es tatsächlich ein Mantel sein, das Kunstwerk von Astrid J. Eichin. Die Form erinnert aber eher an ein T-Shirt. An dem goldenen Stoff sind ein paar kleine Verzierungen, die aussehen wie hohle Korken.

 

Von dieser Woche an stellt die Künstlerin Astrid J. Eichin im Hospiz Sankt Martin aus. Vier ihrer Kunstwerke sind im Foyer, im Gruppenraum, am Aufgang zum stationären Hospiz und vor der Kapelle zu sehen. Seit 1997 fertigt Eichin Mäntel aus Naturmaterialien. „Vor zwei Wochen ist der jüngste fertig geworden“, sagte sie bei der Vernissage. Mittlerweile gibt es circa 30 Stück, die sie unter dem Titel „Hülle und Fülle“ ausstellt.

Hummer haben Eichin auf die Idee gebracht

Das Hospiz zeigt die Ausstellung anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Einrichtung. Die Mitarbeiter haben sich dafür entschieden, das gesamte Jubiläumsjahr unter dem Titel „Hülle und Fülle“ zu feiern. „Auf den ersten Blick könnte man meinen, das Thema sei unpassend für ein Hospiz, gar provokant“, sagte die Leiterin Angelika Daiker. Man dürfe es nur nicht als Überfluss interpretieren, sondern eher darüber nachdenken, welche Bedeutung die Hülle – in diesem Fall der Mantel – hat, und wie man diese ausfüllen kann. „Wir Menschen geben den Mänteln einen Inhalt, füllen sie auf“, sagte Daiker.

Astrid Eichin erklärte, wie sie auf die Idee kam, Mäntel aus Naturmaterialien herzustellen: „In meiner Zeit in Maine habe ich gelernt, dass Hummer nur wachsen können, wenn sie dünnhäutig sind, so bin ich auf die Idee dieser Hüllen gekommen. Das hat mich so beeindruckt.“ Die Künstlerin aus Lörrach ist froh, dass sie in dem Degerlocher Hospiz ausstellen darf. „Ich habe hier so viele lebendige Menschen kennengelernt. Einen schöneren Ort kann ich mir für meine Arbeit nicht vorstellen.“

Glücksmomente vervollständigen die Glückshaut

Alle vier ausgestellten Mäntel wurden bei der Vernissage mit einem kleinen Musikstück eingeführt. „Wir zeigen sie bewusst nicht gleich, sondern sorgen dafür, dass Sie sich den Mantel vorstellen können“, sagte Daiker. Nur einen Mantel durften die gut 60 Besucher von Anfang an sehen: den goldenen. „Glückshaut“ heißt der. Mit speziellen Lichtern beleuchtet strahlen die Goldfäden durch den ganzen Raum. Bei genauerem Hinsehen merkt man, dass die Korken eigentlich kleine Plexiglasröhrchen sind. Sie sind auf dem gesamten Mantel verteilt.

Jeder Besucher der Vernissage bekam einen Zettel, auf dem er einen persönlichen Glücksmoment festhielt. „Diese Momente vertrauen wir dann dem Mantel an“, sagte Daiker. Der Eindruck eines Korkens entsteht dann, wenn in einem Röhrchen bereits einer dieser Glücksmomente steckt. Die Glückshaut bekommt also mit jedem Zettel mehr Bedeutung.

Info
Die Ausstellung „Hülle und Fülle“ ist im Hospiz Sankt Martin an der Jahnstraße 44-46 bis zum 24. Juli zu sehen. Astrid J. Eichin stellt auch im Haus der Katholischen Kirche an der Königstraße 7 aus. Dort sind die Mäntel noch bis zum 20. April zu sehen.