Helena Kanzler zeigt im Bezirksrathaus in Stuttgart-Weilimdorf Aquarelle zwischen Landschaft und Stillleben.

Weilimdorf - So eine allererste Ausstellung ist aufregend: Alles neu, alles auf Anfang – auch für Helena Kanzler. Sie gewährt seit Donnerstag im Weilimdorfer Bezirksrathaus Einblicke in ihr liebstes Hobby – zum ersten Mal überhaupt. Sie ist auch erst spät, mit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben, zur Aquarellmalerei gekommen. Ihr Motto: „Es ist nie zu spät.“

 

Blumen sind völlig zu recht ein beliebtes Thema für Malanfänger: Vielfältige Formen, inspirierende Farbwelten, und sie halten lange still – ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Interessant ist, dass die Blumen von Helena Kanzler nicht der klassischen Aquarellmalerei folgen, die viel mit Weiß des Papiergrundes spielt und mit zarten Lasuren. Das Vorgehen der Freizeitmalerin ist anders: Flächig ausgemalte Blätter, mit hell ausgesparten Konturen. „Canna“ sind nun in den Weilemer Amtsgängen zu entdecken, mal vom Plattensee, mal vom Bodensee. Dazu „Orchideen“, „Rote Callas“, „Weiße Tulpen“ und „Amaryllis“.

Helena Kanzlers Werdegang ist typisch für viele: Sie hat als Kind gerne gezeichnet, das Hobby dann aber aus den Augen verloren: Als Ingenieurin im Schiffbau war sie 20 Jahre in ihrer ukrainischen Heimat tätig, ließ sich später in Deutschland, zur Einrichtungsfachberaterin umschulen. Im Ruhestand wurde die Sehnsucht nach dem kreativen Gestalten übermächtig. Kanzler meldete sich an der Gerlinger Volkshochschule für den Kurs „Aquarellmalern für Anfänger und Geübte“ an und wusste sofort: Das ist es.

Fünf Jahre und zahlreiche Kurse später wagt sie nun den nächsten Schritt und zeigt ihre erste Ausstellung mit einem Querschnitt durch ihre Themen und Techniken: Eine beliebte Annäherung an die Aquarellmalerei ist etwa, zunächst Bilder von geschätzten Künstlern zu kopieren, um ihren Arbeitsweisen und ihrer Farbwahl auf die Spur zu kommen, etwa bei einem Regenbild des ungarischen Malers István Szonyi (1894 – 1960). Schön beobachten lässt sich dadurch die Bandbreite der Aquarellmalerei, von der regnerischen Straßenszene in der Nass-in-Nass-Technik bis zur kontrolliert gestalteten Blüte.

Internationale Motive wie „Pfyffer am Rheinsprung“, „Lago d’Orta“ oder „Guten Morgen, China!“ erinnern aber auch daran, dass das Aquarell als ideales Medium auf Reisen gilt: Es trocknet im Handumdrehen und die benötigte Ausrüstung lässt sich äußerst kompakt packen. Und dann sind da noch die Blätter, die das Entstehen einer eigenen gestalterischen Handschrift dokumentieren: Wie beim „Weihnachtsmotiv“ und in dem kleinen Aquarell, das wohl als Neujahrsglückwunsch entstand.

All denen, die selbst schon einmal darüber über einen Malkurs nachgedacht haben, sich bislang aber noch so recht trauten, sei aber die Arbeit „Rettiche“ ans Herz gelegt: Sie weist wieder die typische, weiße Kontur auf, besticht durch fein gemischte Farbschattierungen und durch ein gut beobachtetes Motiv, mit kontrastierenden Wachstumsringen und sternförmigen Strukturen im Rettich-Inneren. Die besten Motive findet man oft schon unmittelbar vor der eigenen Haustür. Und genauso verhält es sich mit dem Anfängermalkurs, der das Rüstzeug dafür vermittelt: Das aktuelle Kursprogramm der Stuttgarter Volkshochschule liegt dieser Tage neu im Weilimdorfer Bezirksrathaus aus.

Info Die Ausstellung „Faszination Aquarell“ von Helena Kanzler ist bis 17. März im Bezirksrathaus, Löwen-Markt 1, zu sehen. Geöffnet ist montags bis mittwochs von 8 bis 17 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr.