Die Textildesignerin Noa Price färbt Seide, Baumwolle und Hanf mit verschiedensten Techniken und Hilfsmitteln – zum Beispiel mit Plastikrohren aus dem Baumarkt. Daraus fertigt sie auch Skulpturen für die Wand, die sie nun im Kulturhaus Schwanen ausstellt.

Waiblingen - Sie ist in Israel geboren, hat in Kanada angewandte Kunst studiert und in Australien in einer Stoffdruckerei gearbeitet. „Ich bin überall“, sagt Noa Price und lacht. Seit zwei Jahren lebt sie in Waiblingen, denn ihr Mann Eric kommt aus dem Südwesten. Wer die 35-jährige Textildesignerin zu Hause besucht, lässt für einige Zeit das triste Wintergrau hinter sich und taucht ein in eine Welt voll Farben. Auf dem Arbeitstisch, dem Teppich und dem Sofa liegen Schals und Stoffe, auf denen zarte Hellblautöne wie Wellen wogen, rosafarbene Muster an Vogelfedern erinnern oder orangefarbene Blütenkelche leuchten.

 

Rollen, falten, knoten, wickeln

Die Muster, die meist Formen aus der Natur ähneln, zaubert Noa Price mit der Hilfe verschiedenster Methoden auf den Stoff. Sie wickelt und knotet, rollt und faltet die Textilien vor dem Farbbad. Sie bindet mit dünnem Faden Kreise oder Wolken ab, legt die Baumwolle um ein Plastikrohr aus dem Baumarkt und staucht sie zusammen, so dass im Farbbad eine Art Tigermuster entsteht. Oder sie presst den Stoff zwischen unterschiedlich geformte Holzstücke, die sie mit einer Schraubzwinge zusammenklemmt. „Ich weiß ungefähr, welches Muster dabei herauskommt, aber jedes Stück ist ein Unikat“, sagt Price.

Egal, ob Noa Price knotet, presst oder wickelt – sie sorgt durch diese Manipulationen dafür, dass der Stoff an dieser Stelle keine oder weniger Farbe annimmt. „Shibori“ heißt die Kunst der Reservefärbung, deren Name sich vom japanischen Wort für „wringen, pressen, drehen“ ableitet. „Shibori ist meine Lieblingstechnik“, sagt Noa Price, die außerdem auch gerne mit der Siebdruckmethode arbeitet. Als junges Mädchen hat sie gerne gemalt, Stoffe und das Nähen an sich haben sie damals hingegen nicht im Geringsten interessiert. „Das war so ein Frauending für mich“, sagt die 35-Jährige, die von sich sagt, sie sei zu dieser Zeit lieber auf Bäume oder den Rücken eines Pferdes geklettert, wo sie als Dressurreiterin erfolgreich war.

Doch dann zog es Noa Price nach Kanada, denn sie wollte Englisch lernen, und im Zuge ihres Studiums der angewandten Kunst fand sie dann doch Gefallen an der Arbeit mit Textilien. „Alle sagen, Stoff ist schön, aber es ist viel Dreckarbeit und braucht viel Platz“, erzählt Noa Price, die auch Shibori-Kurse in der Familienbildungsstätte Waiblingen sowie an der Volkshochschule und der Kunstschule Unteres Remstal gibt.

Neubeginn in Deutschland

Der Wettbewerb im Bereich Textildesign sei groß, es sei nicht leicht, einen Job in dieser Branche zu ergattern, sagt die 35-Jährige, die vor sechs Jahren mit ihrem Mann nach Deutschland gezogen ist, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. „Der Anfang war sehr schwer“, erzählt Noa Price. Zwar sei „Schwäbisch ähnlich wie Jiddisch – überall hängt man ein ‚le‘ dran“, aber in ihrem Elternhaus wurde Hebräisch gesprochen. So hat sie also Sprachkurse besucht und sich nach und nach eingelebt.

Ihre kunstvoll gefärbten Stoffe verarbeitet Noa Price zu Kleidungsstücken, aber auch zu Wandbildern, die sie „Stoffskulpturen“ nennt. Sie sind echte Hingucker – mit viel Aufwand und Geschick verarbeitet und genäht, teils mit plastischen Elementen versehen. Vom 27. Februar an stellt Noa Price unter dem Titel „Over the line and beyond“ einige ihrer Arbeiten aus. „Alle Exponate beschäftigen sich mit dem Spiel der Linie zwischen abstrakter Form und räumlicher Skulptur“, sagt Noa Price, „sie erforschen die Linie zwischen Erinnerung und Traum.“