Das Museum Ritter in Waldenbuch zeigt vom 20. Mai an die neue Ausstellung „Rot kommt vor Rot“. Es geht dabei um die Verwendung der Signalfarbe in der Abstrakten Kunst.

Waldenbuch - Für die Kunstsammlerin Marli Hoppe-Ritter hat sich ein lang gehegter Wunsch erfüllt: Ihre Lieblingsfarbe wurde zum Ausstellungsthema. Am Samstag, 20. Mai, um 17 Uhr wird im Museum Ritter die Ausstellung „Rot kommt vor Rot“ eröffnet. Neben etwa 70 Arbeiten aus der Sammlung sind auch für die Ausstellung entstandene Originale zu sehen.

 

Eine ungewöhnliche Arbeit von Günther Uecker

Der Titel „Rot kommt vor Rot“ bezieht sich auf einen ungewöhnlichen Beitrag von Günther Uecker. Der 1930 geborene Künstler, bekannt für seine mit Hammer und Nagel entstandenen Arbeiten, zeigt sich in Waldenbuch ungewohnt farbenprächtig, nahezu aggressiv. Vor dem Hintergrund einer leuchtenden Schrift („Rot kommt vor Rot kommt vor Rot“) ragen spitze Nägel dem Betrachter wie Pfeilspitzen entgegen. Anders als bei Uecker üblich, wurden sie rückseitig durch die Leinwand geschlagen. „Das hat etwas Verletzendes“, sagte Marli Hoppe-Ritter bei einer Vorbesichtigung.

„Caput Mortuum“

Das im Museum Ritter gefeierte Rot gehört seit dem frühen 20. Jahrhundert zu den bevorzugten Farben der abstrakten Malerei. Kuratorin Hsiaosung Kok verwies in diesem Zusammenhang auf das Farbschema der Bauhaus-Künstler, die dem Quadrat diese Farbe zugeordnet haben. Das dunkelste Rot steuert in Waldenbuch eine Arbeit des Schweizer Künstlers Camille Graeser bei: Ein Quadrat in der Farbe „Caput mortuum“, die an die fast schwarze Farbe geronnen Bluts von Enthaupteten erinnert, stürzt in eine grüne Farbfläche.

Eine Lichtinstallation von Stefanie Lampert

So viel Erzählung bieten die meisten der überwiegend geometrischen Werke nicht. Die 74 wie ein Mosaik angeordneten Bildtafeln des Südkoreaners Sang Yong Lee dienen zumindest als ein Rundgang durch die Kunstgeschichte, denn jeder Farbton bezieht sich auf ein Bild berühmter Künstler.

Stefanie Lampert aus Karlsruhe hat in einem fensterlosen Raum mit niedriger Decke eine Lichtinstallation entwickelt, die den Raum streng konstruktivistisch zur Leinwand macht. Mithilfe von drei altmodischen Karussell-Projektoren zaubert sie Formen an die Wände. Verbinden sich ein roter und ein grüner Lichtkegel in einer Ecke, entsteht zum Beispiel ein warmes Weiß. „Der Raum weitet sich durch die Farben“, lobte Kuratorin Hsiaosung Kok.

Platino feiert „Gracias a la vida“

Der Sillenbucher Künstler Platino taucht einen Raum mit unterschiedlich hohen Wänden und ungleichen Seitenverhältnissen in eine wahre Orgie aus Rot. Er kombiniert Wandmalerei, Fotografie und Raum mit einer überwältigenden Wirkung. Die Fotos sind im Rahmen von Kunstprojekten wie „Red Space“ oder „Space 2“ entstanden. Dem von ihm gestalteten Raum hat er den Titel „Gracias a la vida“ gegeben. Das gleichnamige Lied von Violeta Parra feiert den Dank an das Leben, Platino feiert die Lebendigkeit der Farbe Rot.

„Rot kommt vor Rot“
Die Ausstellung im Museum Ritter, Alfred-Ritter-Straße 27, in Waldenbuch ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen und dauert bis zum 17. September.