Gefälschte Produkte stellen nicht nur einfach einen Betrug dar, sie sind meistens auch qualitativ minderwertig und mitunter auch richtig gefährlich. Darüber informiert eine Ausstellung im Haus der Wirtschaft in Stuttgart.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Wenn das Lieblingsparfum aus dem Sonderangebot seltsam stinkt oder das günstig erstandene Markenmesser schlecht schneidet, sollte der Käufer misstrauisch werden. Hinter einem Schnäppchenpreis steckt oft eine Produktfälschung oder das Plagiat eines Markenprodukts. Auf Einladung der Direktorin des Design-Centers, Christiane Nicolaus, zeigt die Aktion Plagiarius im Foyer des Hauses der Wirtschaft ihre Wanderausstellung mit Original und Fälschungen. Die Aktion will Verbraucher über unseriöse Geschäftspraktiken von Produkt-und Markenpiraten aus aller Welt aufklären und die Käufer für die Problematik sensibilisieren.

 

Dass die Schnäppchenmentalität letztlich einen hohen Tribut vom vermeintlich sparsamen Verbraucher fordert, beweist das Plagiat einer hochwertigen, teuren Waschtischarmatur eines Markenherstellers. Bei Ebay wurde die nachgemachte Armatur von einem Powerseller für ein Zwanzigstel des Originalpreises angeboten. „Kann das realistisch sein? Das sollte sich der Käufer schon einmal fragen“, ermahnt Christine Lacroix von der Plagiarius Consulting GmbH allzu sehr auf Geiz-ist-geil eingestellte und naive Zeitgenossen. Das Innenleben der Armatur zum Dumpingpreis bestand aus Blei. „Bei jedem Händewaschen oder Zähneputzen haben die Benutzer das gefährliche Schwermetall aufgenommen und zwar in einer Konzentration, die 70 Prozent über dem zulässigen Grenzwert liegt“, berichtet die Betriebswirtin, die die Ausstellung für das Design Center zusammengestellt hat und dabei besonderes Augenmerk auf bekannte Firmen aus Baden-Württemberg wie Stihl, Kärcher, Festo und Hansgrohe gelegt hat.

Den Verbraucher interessieren nur persönliche Risiken

„Der Verbraucher interessiert sich nicht für den Schaden, den der Originalhersteller hat. Wir müssen ihn deshalb auf seine persönlichen Risiken hinweisen“, sagt die Expertin für Markenpiraterie. Plagiarius verleiht jedes Jahr als Schmähpreis den schwarzen Zwerg mit der goldenen Nase für die dreistesten Fälschungen oder Plagiate. Bei diesen wird im Gegensatz zu den Fälschungen nicht der Firmenname des betrogenen Originalherstellers aufgedruckt, aber sie ähneln dem Original zum Verwechseln. Besonders perfide sind die Billigversionen, wenn durch sie die Gesundheit bedroht oder die Sicherheit von Kindern gefährdet ist, zum Beispiel durch Kleinteile, die Babys verschlucken können.

„Wir hatten auch einmal eine in China gefälschte Stihl-Kreissäge entdeckt, bei der schon im Verpackungskarton die Handsicherung gebrochen war“, berichtet Christine Lacroix. In der Ausstellung werden Alltagsgegenstände, aber auch Präzisionsgeräte präsentiert. Darunter ist auch ein Notfallbeatmungsgerät, das lebensbedrohlich sein kann, denn die angezeigte Zufuhr von Sauerstoff stimmt nicht mit der tatsächlich in den Mund des Patienten zugeführten Menge überein.

Auch in Deutschland wird abgekupfert und gefälscht

Im vergangenen Jahr wurden allein vom deutschen Zoll Waren im Wert von rund 138 Millionen Euro beschlagnahmt. Der wirtschaftliche Schaden ist jedoch weitaus höher. Daneben prangert Plagiarius auch die Missachtung des geistigen Eigentums durch die Fälscher an. „Sie sparen sich zum Beispiel die ganzen Entwicklungskosten. Im Designcenter bieten wir für Erfinder eine Beratung an, wie sie ihre Produkte schützen können“, erklärt Christiane Nicolaus. Und Christine Lacroix weist darauf hin, dass bei weitem nicht alle Fälschungen aus dem asiatischen Raum stammen. „23 Prozent der Plagiate im Maschinen- und Anlagenbau kommen aus Deutschland.“

Ausstellung
„Original versus Fälschung“ ist bis 20. Mai im Foyer im Erdgeschoss des Hauses der Wirtschaft zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von elf bis 18 Uhr.