Im Turmforum entsteht derzeit eine neue Ausstellung zu Stuttgart 21. Die Macher, also die Agentur Macom und das Designstudio Heller, stehen vor einer Aufgabe von geradezu herkulischen Dimensionen.

Stuttgart - Mal angenommen, ein großes Museum würde eine Ausstellung zur Römischen Geschichte vorbereiten. „Glanz und Elend Roms“ – das wäre ein hübscher zeitgemäßer Titel oder „Das Gold im alten Rom“. Gold geht auch immer gut in Ausstellungstiteln, wenn man die Sache nicht gerade mit den Wort „Mythos“ oder „Legendär“ aufpeppen will. Marketing gehört zum Geschäft, aber die Fakten müssen natürlich stimmen, sonst bekommt der Ausstellungsmacher von der sogenannten „Wissenschaftscommunity“ eine auf die Mütze und macht sich lächerlich. Also: 333, große Keilerei, der Kaiser Caligula hatte offensichtlich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Und, richtig: Asterix und Obelix haben von einem als pittoreskes Dorf getarnten Widerstandsnest keine anti-römischen Umtriebe aus gestartet.

 

In Stein gemeißelt und unkündbar

Das Wunderbare an einer Ausstellung über das alte Rom, über die Kelten oder über Kurtisanen am württembergischen Hof, besteht darin, dass die wichtigsten Fakten unstrittig sind. Bei Stuttgart 21 verhält es sich ein bisschen anders. So stehen die Agentur Macom und das Designstudio Heller, die gerade die neue Ausstellung über das Bahnprojekt im Bahnhof einrichten, vor einer Aufgabe von geradezu herkulischen Dimensionen. Denn was an Stuttgart 21 ist in Wahrheit unumstößlich, also in Stein gemeißelt und in unkündbaren Verträgen für immer festgehalten? Im Turmforum des Hauptbahnhofs informiert eine Ausstellung seit mehr als zehn Jahren über den geplanten Tiefbahnhof, über rasante Zugverbindungen nach Ulm und Bratislava und darüber, dass ganz bald schon alles neu und fertig sein werde. Also spätestens 2015. Oder nein, 2018. Vielleicht auch erst 2022. Egal, jedenfalls handelt es sich um das bestgeplante Projekt aller Zeiten, das praktisch umsonst ist, höchstens 2,5 Milliarden Euro kostet, aber keinesfalls auch nur einen Cent mehr als 4,5 Milliarden Euro – wenn man von den unvermeidbaren Mehrkosten absieht, von Risikopuffern und der Inflation.Unter diesen Voraussetzungen entsteht nun die neue Stuttgart-21-Show im Hauptbahnhof. Es bleibt zu wünschen, dass jederzeit neue Informationen auf den Displays eingespielt werden können. Schon jetzt heißt es, das Gezeigte sei „aktualisierungsfähig“. Das wird nötig sein, wenn die Bahn oder die Politik mal wieder Updates zu Zahlen, Terminen und Kostenverteilungen in das Projekt einspeist.

Tägliche Updates sind leider notwendig

Auch das Personaltableau dieser historischen Sternstunde des Bahnhofsbaus ist in den vergangenen Jahren ein wenig unübersichtlich geworden: Dürr, Mehdorn, Grube, Teufel, Oettinger, Mappus, Kretschmann – die Liste der früheren und der aktuellen „Kaiser“ ist lang geworden. Unterdessen ist der weiße Rauch, der über dem Projekt emporgestiegen war, ein wenig vom Winde verweht worden. Aber bald wird die neue Ausstellung, deren Titel vermutlich nicht „Glanz und Elend des Tiefbahnhofs“ heißen wird, dem staunenden Publikum präsentiert. Der Eröffnungstermin Mitte März 2013 sei nicht gefährdet. Heißt es.