300 Nachwuchskünstler haben sich am Jugendkunstpreis des Landes beteiligt. Das Thema lautete „eigenartig“. In der Karlskaserne wurden am Freitag die Preisträger geehrt.

Ludwigsburg - Wenn das keine Steilvorlage war: Das Thema des Jugendkunstpreises Baden-Württemberg hieß in diesem Jahr „eigenartig“ – und wie kaum anders zu erwarten, wurde die Vorgabe oft durch eine leichte Bedeutungsverschiebung in ein „einzigartig“ verwandelt. Die Selbstporträts überwiegen. 300 Nachwuchstalente im Alter von 15 bis 21 Jahren haben sich an der 20. Auflage des Wettbewerbs beteiligt, und am Freitagabend wurden die Preisträger in der Ludwigsburger Karlskaserne geehrt. Dort werden auch 40 Werke aus dem Wettbewerb gezeigt.

 

Ministerialrat Carsten Rabe vom Kultusministerium weist der Kunst eine konkrete Aufgabe zu: In Zeiten „des Hektisch-Oberflächlichen“ gehe es darum, ein Zeichen zu setzen – und zwar eines dagegen. „Und wer könnte das besser als der Künstler“, so der Festredner. „Kunst muss eigenartig sein, um diesen Auftrag zu erfüllen.“ Um es indes bei diesem Versuch in die Liga der Auserwählten aus 300 Mitbewerbern zu schaffen, komme es auf „eine persönliche Handschrift“ an.

Ich und mein Smartphone

Nicht alle Jungkünstler – die meisten besuchen eine der 36 Kunstschulen das Landes – haben dem Hektisch-Oberflächlichen getrotzt. So manche eingereichte Arbeit bezieht ihren Reiz gerade aus dem Umgang mit der ultimativen Ausdrucksform der hektischen Gegenwart: Dem Selfie. So gibt es in der Karlskaserne ganze Serien von Bildern zu sehen, die für sich die Themenstellung „Eigenart-ich“ statt „Eigenartig“ reklamieren.

Die per Smartphone gemachten Selfies wurden nachbearbeitet und oft ins Grelle, Extreme getrieben. So präsentiert sich Kira Topfmeier (17) aus Baden-Baden in einer Folge von „Selbstverwandlungen“. Auch Nikoleta Ikonomidou (17) aus Schorndorf hat als Grundlage das Selfie gewählt, aber hier kippt die Selbsterforschung ins Gesellschaftspolitische um. Drei nebeneinander aufgereihte Fotos variieren ein Gesicht: Einmal ohne Make-up, einmal auf androgyn geschminkt und schließlich fast komplett hinter einem Schleier verborgen. Alessia Cali (18) aus Göppingen hat das Genre Selbstbildnis zum Thema gemacht und eine Art Studie zu den doch sehr verschiedenartigen Herangehensweisen an das Bild vom eigenen Ich abgeliefert.

Monster und Fabelwesen

16 junge Künstler wurden mit dem Jugendkunstpreis ausgezeichnet. Acht von ihnen haben sich damit für eine Kunstreise nach Lyon qualifiziert, acht dürfen an einem künstlerischen Workshop in der Akademie Schloss Rotenfels teilnehmen. In der Ausstellung in der Ludwigsburger Karlskaserne aber werden nicht nur die Werke der 16 Sieger gezeigt, sondern eine Auswahl der nach Ansicht der Jury 40 besten Arbeiten. Und es gibt nicht nur Fotografien und Selbstbespiegelungen zu sehen. Neben Collagen, die sich mit fast klassischen Sujets befassen, gibt es auch viele Gemälde und Zeichnungen. Hierbei fällt auf, dass sich die Wettbewerbsteilnehmer, die sich für diese Darstellungsformen entschieden haben, auch sehr viel stringenter mit der Themenstellung „eigenartig“ auseinandergesetzt haben. Etwa in Szenen voller Albträume oder Gewaltfantasien – oder Porträts von Monstern und seltsamen Zwitterwesen zwischen Mensch und Tier.