Mit dem Ausstieg bei dem Modulhersteller Aleo Solar ist der Rückzug von Bosch aus der Fotovoltaik fast abgeschlossen. Von den 730 Aleo-Mitarbeitern sollen nur rund 200 übernommen werden.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Nach dem Verkauf großer Teile seiner Solarstromsparte an den Konkurrenten Solarworld im November trennt sich Bosch nun auch von seiner Tochter Aleo Solar. Wie das Unternehmen mit Sitz in Prenzlau und Oldenburg am Mittwoch mitteilte, übernimmt das Gemeinschaftsunternehmen SCP Solar GmbH das operative Geschäft und führt es unter der Marke Aleo weiter. Die Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen. Hinter SCP stehen die taiwanesische Sunrise Global Solar Energy, die japanische Choshu Industry und Pan Asia Solar aus Hongkong. Die Investoren bringen frisches Kapital in Höhe von 13,5 Millionen Euro mit, wollen aber nur rund 200 von derzeit 730 Mitarbeitern neue Jobs anbieten, wobei die Details noch unklar sind.

 

Die in Prenzlau angesiedelte Produktion soll zumindest in Teilen weitergeführt werden. An dem brandenburgischen Standort sind nach Angaben eines Aleo-Sprechers 590 Mitarbeiter beschäftigt. Am Standort Oldenburg, wo die Verwaltung sitzt, sind es 120. Weitere 20 Beschäftigte arbeiten im internationalen Vertrieb. „Ich bedauere, dass es nicht möglich war, mehr Arbeitsplätze zu erhalten. Mit der Produktion in Prenzlau, einem Großteil der Vertriebsmannschaft und der Marke Aleo bleiben jedoch wesentliche Teile des Unternehmens erhalten“, sagte Aleo-Chef York zu Putlitz.

Transfergesellschaft soll gegründet werden

Nachdem mit den Betriebsräten beider Standorte bereits Rahmensozialpläne vereinbart worden seien, werde nun über einen Interessenausgleich verhandelt, teilte Aleo mit. In Prenzlau soll – sofern der dortige Betriebsrat zustimmt – eine Transfergesellschaft für nicht übernommene Mitarbeiter gegründet werden. SCP bekommt nicht nur Fertigungsanlagen, Patente und sonstige Vermögenswerte, sondern auch eine Mitgift in Millionenhöhe. Die Asiaten zahlen zwar einen symbolischen Preis von einem Euro, erhalten aber von Aleo zehn Millionen Euro sowie weitere 31 Millionen Euro von Bosch.

Auch beim Verkauf von Bosch Solar Energy an Solarworld im vergangenen Jahr hatten die Stuttgarter Berichten zufolge 130 Millionen Euro zugeschossen, um dem Solarworld-Chef Frank Asbeck das Geschäft schmackhaft zu machen. Dieser hatte sich im Gegenzug dazu verpflichtet, 800 von rund 1500 Bosch-Mitarbeitern am Solar-Standort Arnstadt zu übernehmen. Zudem will Bosch dort mit einer Autoelektronik-Fertigung rund 250 Stellen erhalten.

„Bosch nimmt Geld in die Hand, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten“, sagte ein Sprecher des Stuttgarter Unternehmens zum Verkauf von Aleo. Eine komplette Liquidation wäre für den Konzern billiger gewesen, betonte er. Auch bei der Auflösung der nicht von SCP weitergeführten Teile von Aleo werde man das Unternehmen unterstützen, so der Sprecher. „Die Robert Bosch GmbH hat sich verpflichtet, der Aleo Solar AG in der Liquidation bei konkretem Liquiditätsbedarf weitere Finanzmittel zur Verfügung zu stellen, um eine geordnete Abwicklung ohne Insolvenz zu ermöglichen“, heißt es dazu in der Mitteilung von Aleo. Zur Höhe möglicher weiterer Zahlungen machten die Unternehmen keine Angaben. Die Liquidation von Aleo Solar AG soll Anfang April auf einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen werden.

Kredite erlassen

Bosch hatte seiner Tochter, an der die Stuttgarter mit 90,7 Prozent beteiligt sind, kurzfristige Kredite in Höhe von 91 Millionen Euro gewährt, von denen Aleo der größte Teil bereits erlassen wurde. Mit dem Verkauf von Aleo ist der bereits im vergangenen März angekündigte Ausstieg von Bosch aus dem Fotovoltaikgeschäft weitgehend abgeschlossen. Insgesamt hat der Konzern sein Engagement in der Solarbranche mit Verlusten von 3,7 Milliarden Euro bezahlt. Dabei seien die Abschreibungen auf die Aleo-Beteiligung bereits eingerechnet, sagte der Bosch-Sprecher. Für den letzten verbliebenen Produktionsstandort für Solarmodule im französischen Vénissieux mit rund 250 Mitarbeitern wird noch eine Lösung gesucht. Weiterführen will Bosch seine Entwicklungsaktivitäten im Bereich der Dünnschicht-Fotovoltaik, mit der sich etwa Fassaden oder Glasflächen zur Stromproduktion nutzen lassen. Die dafür zuständige Tochter Bosch Solar Cistech beschäftigt in Brandenburg (Havel) rund 150 Menschen.

Aleo Solar hatte zuletzt hohe Verluste eingefahren und war von der Insolvenz bedroht. In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres stand unter dem Strich ein Verlust von rund 40 Millionen Euro. Der Umsatz lag hat sich im Jahresvergleich mehr als halbiert auf knapp 100 Millionen Euro. Der weitaus größte Teil davon entfiel auf die besonders stark eingebrochenen Märkte in Deutschland und Europa.