Der thailändische Austauschschüler Narong war ein Jahr lang bei Familie Pohlner zu Gast.

Feuerbach - Wurst, Brot und Abstiegskampf: Das wird der 16 Jahre alte Narong vermissen, wenn er in wenigen Tagen wieder zuhause in Thailand sein wird. Doch in den vergangenen rund zwölf Monaten hat er nicht nur den VfB Stuttgart oder ein leckeres, belegtes Brötchen schätzen gelernt. Er hat auch eine zweite Familie gefunden.

 

Seit Mitte August wohnt Narong in Feuerbach bei Sabine und Peter Pohlner sowie deren Sohn Moritz. Es ist das erste Mal, dass sie einen Austauschschüler bei sich aufgenommen haben. „Derzeit wohnt unsere Tochter Mona bei einer Gastfamilie in den USA. Da wollten wir uns einfach revanchieren“, sagt Sabine Pohlner. Eigentlich wollten die Feuerbacher deshalb auch jemanden aus Amerika bei sich beherbergen, aber der Verein Partnership International, der das Austauschprogramm organisiert, suchte eher ein zweites Zuhause für Narong. „Das klang gut. Wir waren noch nie in Thailand und dachten uns, da können wir sicher auch noch etwas lernen“, sagt Sabine Pohlner und schmunzelt.

Das verschlafene Städtchen in Grenznähe zu Kambodscha, aus dem Narong stammt, sei für seinen Reisanbau bekannt. Arg viel mehr habe man nicht aus dem Reiseführer über die Herkunft und die Heimat des jungen Thailänders erfahren können.

Kuckucksuhren und Schnee sind nicht mehr fremd

Und auch als Narong in Feuerbach ankam, dauerte es noch eine Weile, ehe Familie Pohlner mehr über Land, Leute und ihren Austauschschüler erfahren konnte. „Am Anfang war es schwierig, sich zu verständigen. Narong konnte noch nicht so gut Deutsch“, sagt Peter Pohlner. Der 16-Jährige hatte sich zwar schon in Thailand mit der neuen Sprache beschäftigt und war auch vor seinem Aufenthalt in Feuerbach drei Wochen lang in Leipzig, um im Rahmen eines Intensivkurses Deutsch zu lernen. Aber das reichte verständlicher Weise noch nicht aus.

Elf Monate später sieht die Sache da schon ganz anders aus. Narong und Familie Pohlner haben die Sprachbarrieren längst überwunden. Sie haben sehr viel Zeit miteinander verbracht und viel gemeinsam erlebt. Das verbindet natürlich. Narong weiß schon gar nicht mehr, wo er überall gewesen ist und was er alles im Detail von Stuttgart, der Region und Deutschland gesehen hat. Im Mercedes-Benz-Museum und bei Porsche sei man gewesen, auf dem Killesberg und am Bärensee. „Ich habe Wildschweine gesehen“, sagt der 16-Jährige und schmunzelt. Besuche in Karlsruhe, Freiburg, München, Hamburg und Heidelberg folgten. Auch den Schwarzwald und das Allgäu kennt Narong nun. Kuckucksuhren und Schnee sind ihm nicht mehr fremd. In Rottweil war der Thailänder auch das erste Mal beim Fasching. „Ich habe hier mehr Freizeit als zuhause“, sagt Narong.

Die schwäbische Küche schätzen und lieben gelernt

Wenn er nicht am Feuerbacher Leibniz-Gymnasium die Schulbank drückt oder Ausflüge macht, spielt der 16-Jährige auch gerne Basketball. Die Leidenschaft für diesen Sport hat er in Deutschland für sich entdeckt. Nach Feuerbach mitgebracht hat Narong seine Affinität zum Kochen. Und er hat schnell festgestellt: „Ich mag deutsches Essen – am liebsten Schnitzel.“ Oft sei er mit Familie Pohlner in deren Küche gestanden. „Spätzle, Knödel, Maultaschen und Bubenspitzle haben wir gemacht“, sagt Narong. Im Gegenzug habe er seiner Gastfamilie gezeigt, wie man mit Stäbchen isst.

Er wird die gemeinsame Zeit mit den Pohlners vermissen, freut sich aber auch nach einem Jahr fern der Heimat auf seine Familie, Freunde und das Essen in Thailand. „Das Jahr hier war super“, sagt Narong. Kürzer hätte der Aufenthalt in Feuerbach nicht sein dürfen.