Die neue Ausstellung „Die Ritter. Leben auf der Burg“ im Jungen Schloss eröffnet am Wochenende. Jungen und Mädchen können die als Ritterburg konzipierte Ausstellung erobern und auf fast echten Pferden reiten.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart - Ritter Emil sitzt hoch zu Ross. „Hü“, ruft er und gibt seinem Pferd die Sporen. Plötzlich trifft ihn die Lanze eines anderen Ritters hart an der Schulter. Ritter Emil strauchelt, sein Gesäß wird aus dem Sattel gehoben – und er droht, vom Pferd zu stürzen. Vor Lachen.

 

„Das Turnier ist das Allerbeste“, sagt Ritter Emil, der im richtigen Leben ein Kindergartenkind und sechs Jahre alt ist. Viel Zeit hat er jedoch nicht. Er muss weiter reiten auf einem dieser Pferde, die Rollen unter den Hufen haben. Die fünfjährige Marlene gibt ihm recht: „Ja, die Pferde sind toll“, sagt sie und schwingt ihre Lanze aus samtweichen Plüsch durch die Luft.

Di eAusstellung ist als Ritterburg konzipiert

Gefallen hat ihnen aber auch der Rest der neuen Ausstellung „Die Ritter – Leben auf der Burg“ im Kindermuseum. Zusammen mit ihren Kameraden aus den Kinderhäusern Bengelbande und Forscherzwerge der Element-i-Bildungsstiftung hatten sie das Vergnügen, vor der offiziellen Eröffnung an diesem Samstag als Ritter und Burgfräulein die Ritterburg erkunden zu dürfen.

Denn als solche ist die Schau konzipiert. Auf 1000 Quadratmetern werden ein Innenhof, die Kemenate (Kaminwohnräume), der Palas (Saalbau), die Burgküche, die Waffen- und Rüstkammer, die Kapelle und der Turnierplatz dargeboten. Selbst das Plumpsklo wurde nicht vergessen. „Wenn man das Leben auf einer Burg im 12. und 13 Jahrhundert thematisiert, braucht man Platz“, sagt die Direktorin des Landesmuseums, Cornelia Ewigleben. Deshalb habe man die Ritter-Ausstellung nicht auf der 400 Quadratmeter großen Fläche des Jungen Schlosses aufgebaut, sondern den Wechselausstellungsbereich des Alten Schlosses genutzt, auf dem zuvor die Schwabenschau gezeigt wurde. „Es ist unsere erste eigene Kinderausstellung, die dort gezeigt wird“, sagt Pressesprecherin Heike Scholz. Nur für die Piratenausstellung, die allerdings eingekauft worden sei, habe man auch schon diese Fläche genutzt.

„Wir sehen Kinder nicht als Besucher von morgen, sondern als Besucher von heute“

Denn schließlich wird den Kindern ab vier Jahren einiges geboten: Es gibt über 60 Mitmachstationen, zudem werden auch „echte Objekte gezeigt“, sagt Christoph Fricker, der die Ausstellung mit Karin Birk konzipiert hat. „Wir wollen die Kinder für das kulturelle Erbe sensibilisieren“ , sagt er. Ewigleben fügt an, dass „die Kinder dem Landesmuseum ganz besonders am Herzen liegen: Wir sehen sie nicht als Besucher von morgen, sondern als Besucher von heute“. Schließlich blicke man auf sieben Mitmachausstellungen mit mehr als 300 000 Besuchern zurück.

Freilich kostet dies Geld. „Wir haben eine Millionen Euro verwendet“, sagt Ewigleben. Um diese Summe stemmen zu können, brauchte man Sponsoren: Man habe zum ersten Mal eine Crowdfunding-Aktion im Internet gestartet, zudem verkaufe etwa die Bäckerei Nast ein „Ritterbrot“, von dem je 50 Cent in die Ausstellung fließen – und natürlich ist auch die Alfred Ritter GmbH als Sponsor dabei – der Name verpflichtet. „Wir haben mehr als 130 000 Euro über Drittmittel gewinnen können“, sagt Ewigleben. Geld, das unter anderem in die liebevoll ausgearbeitete Architektur der Burg floss.

Begrüßt wird der Besucher von Pferdewiehern im Innenhof: Hier finden sich neben den Stallungen auch der Brunnen, die Handwerkerhütten und ein Tretkran. In den Kemenaten können sich die Kinder in den Badezuber setzen oder auf das Bett legen – um feststellen, wie hart es sich auf einer Strohmatte schläft. In der Burgküche holen sie Brot aus dem Ofen und lernen die Lebensmittel von damals kennen. In der Waffen- und Rüstkammer findet sich eine echte Kettenrüstung samt einem „der wenigen noch existierenden Nasalhelme“, der eigens aus Mainz entliehen wurden.

Die Kinder nehmen gerne das Replik in die Hand, das zeigt, wie schwer ein solcher Helm war – und werfen sich sogar ein Kettenhemd über. Am „drehenden Roland“ können sie üben, eine Lanze richtig einzusetzen – eine Station weiter, auf dem Turnierplatz, kommt ihnen das zupass. Höchstens der Burgdrache kann sie dann in die Flucht schlagen.