„Ey Alter“ lautet der bewusst provokante Titel einer Sonderausstellung im Mercedes-Benz Museum. Die ersten Gäste, Leser der „Stuttgarter Zeitung“, haben am Mittwoch die interaktiven Stationen getestet und für gut befunden.

Stuttgart - Josef Rieder ist 84 Jahre alt und mit seiner Enkelin Marina (15) gekommen. „Meine Tochter hat bei der Leseraktion der Zeitung zwei Karten ergattert“, sagt er. „Bin gespannt, was kommt.“

 

Auch viele andere Leser waren neugierig auf die Sonderausstellung „Ey Alter“ im Mercedes-Benz Museum, denn sie waren am Mittwochnachmittag die ersten, die Einblick nehmen durften in wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Alter und was es bedeutet, jung zu sein.

Zum Beispiel, auf den im Empfangsraum aufgereihten „Sitzstehhilfen“ entspannt und ruhig sitzen zu können. Die zylindrischen Polster kippen nämlich zur Seite oder nach vorn, wenn man nicht genau seine Mitte findet. „Jetzt geht es darum, dass Sie sich selbst kennenlernen“, kündigte Friederike Valet vom Museum an.

Keiner der Gäste ist mit seiner „Sitzstehhilfe“ umgekippt, während Jan Oltmanns von der Jacobs University Bremen die wissenschaftlichen Hintergründe beleuchtete. Das war ein viel versprechendes Ohmen für den Ritt durch den dann folgenden Parcours. Bewehrt mit einer Codekarte loteten die Besucher an vielen verschiedenen Stationen ihre Fähigkeiten aus. Wie lange, liebe Leserinnen und Leser, könnten Sie zum Beispiel mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehen? Wie fest können Sie zupacken? Können Sie gut schätzen oder zackig reagieren? Und haben Sie auch jenseits der 50 Ihr Selbstwertgefühl behalten?

Stehvermögen wie ein Flamingo

Emsig sammelten die Gäste Punkte auf ihrer Codekarte, holten sich ermunternde Worte und Lob ab („Ihr Gleichgewichtssinn kommt dem eines Flamingos nahe“), ließen sich selbst überraschen von ihren Fähigkeiten beim spiegelverkehrten Puzzle oder dem guten Ergebnis beim Allgemeinwissenstest. „Das macht richtig wach“, gesteht Karin Huster (62), die anfangs noch gesagt hatte: „Nach sechs Schulstunden fühle ich mich gerade ziemlich müde und eher alt.“ Für Ursula Buzer (53) und ihre Mutter Gertrud Joas (82) steht fest: „Wir kommen noch einmal und nehmen uns mehr Zeit.“ Denn auch jenseits der Teststationen gibt es viel Wissenswertes zu lesen und zu entdecken.

Wer seine Leistungsergebnisse schwarz auf weiß mit nach Hause nehmen möchte, kann sie ausdrucken. Josef Rieder bescheinigt der so genannte „EyScore“ einen sehr guten Gleichgewichtssinn, eine sehr gute Konzentrationsfähigkeit, 195 Erfahrungsjahre und ein biologisches Alter von 80. „Sie sind in allen Werten besser als die Vergleichsgruppe in Ihrem Alter“, analysiert Sylvia Hütte-Ritterbusch, die Projektleiterin. „Ich spiele auch regelmäßig Schach und arbeite in meinem Garten“, sagt der Senior. Das, meint die Fachfrau, erklärt fast alles.