Ludwig Leichhardt durchquerte 1844/45 den fünften Kontinent. Folgt man seinen Spuren, so schlüpft man selbst in die Rolle des Abenteurers.  

Sydney - Nur einen Steinwurf vom Hafen Sydneys entfernt blickt Ludwig Leichhardt als Sandsteinstatue mit ernster Mine auf das Gewimmel in der Vier-Millionen-Stadt. Inspiriert von Alexander von Humboldt hatte der damals 29-Jährige hier im Februar 1842 australischen Boden betreten. Nach dem Studium der Naturwissenschaften wollte der am 23. Oktober 1813 im heutigen brandenburgischen Trebatsch als Sohn eines Torfmeisters gebürtige Leichhardt voller Tatendrang in das bis dato unerforschte Innere Australiens vordringen.

 

„Dieser Kern der dunklen Masse ist mein Ziel, und ich werde nicht eher nachlassen, als bis ich es erreiche“, schrieb er seinem Schwager 1841. Nur 54 Jahre zuvor war Sydney als Sträflingskolonie gegründet worden und zählte bei Leichhardts Ankunft etwa 42 000 Einwohner. Am 13. August 1844 trat Leichhardt von hier aus die erste Expedition an. Auch wenn Sydney heute eine moderne Multikulti-Metropole ist, entdeckt man schnell Wahrzeichen, die schon zu Leichhardts Zeit die Stadt prägten. Im botanischen Garten, an dessen Spitze die Oper in die Bucht hineinragt, bewarb sich Leichhardt einst erfolglos um den Posten des Direktors. Von Sydney aus setzte Leichhardt per Schiff nach Brisbane über, wo er letzte Vorbereitungen für die große Forschungsreise traf.

Kängurus, Emus, Gänse, Wallabys, Krokodile, Echsen

Seit einigen Jahren wartet die Stadt mit der größten Koala-Pflegestätte Australiens auf. Im Koala Sanctuary begegnet man zugleich vielen Tierarten, mit denen Leichhardts Expedition in Kontakt kam - Kängurus, Emus, Gänse, Wallabys, Krokodile, Echsen. Das etwa 250 Kilometer nordwestlich gelegene Jimbour war der letzte von Weißen bewohnte Flecken, von dem aus Leichhardt im Oktober 1844 mit seinen neun Weggefährten ins Landesinnere vorstieß. Heute breiten sich hier bis zum Horizont Weideflächen aus, auf denen Kühe und Schafe in Eintracht mit Kängurus äsen. Inmitten des satten Grüns hat die örtliche historische Gesellschaft erst vor ein paar Jahren just an der Stelle eine kleine Gedenkstätte eingerichtet, an der Leichhardts Trupp sein Lager aufgebaut hatte.

Ihre Fortsetzung findet die Spurensuche im Kakadu-Nationalpark im Northern Territory: Von Jabiru aus geht es mit dem Helikopter über eine Hochebene von bizarren, rotbraun gefärbten und stark zerklüfteten Sandsteinformationen, durch die sich kleine Bäche schlängeln. Leichhardts Trupp erreichte diese Region im November 1845. Einst muss sie voller Leben gewesen sein, denn unter den Sandsteinüberhängen künden Felszeichnungen vom Alltag der Ureinwohner. Inmitten dieser Abbildungen taucht ein Reiter auf einem Pferd auf.

Eine kleine Sensation, denn diese von Aborigines stammende Zeichnung kann nach Auffassung von Wissenschaftlern nur Leichhardt sein - deutlich ist seine merkwürdige Kopfbedeckung zu erkennen. Nachdem Leichhardts Expeditionsteam die Steinlandschaft verlassen hatte, kam sie an das Ufer des Yellow-Water-Billabong, auf dem heute Touristen per Boot die Wasserlandschaft des Unesco-Weltnaturerbes Kakadu mit ihren Süß- und Salzwasserkrokodilen und weiteren 120 Reptilarten erkunden. Von Jabiru aus gelangt man mit dem Auto an die Stelle, an der Leichhardts Team im Dezember den East-Alligator-Fluss auf der letzten Etappe der Expedition durchquerte. Ureinwohner hatten ihm diese Furt nahe der heutigen Carhills Crossing gezeigt.

Nach 4800 Kilometern endlich am Ziel

Zurück in Jabiru geht es mit einem Propellerflugzeug über riesige Wasser- und Moorlandschaften gen Nordosten in das Herz von Arnhemland, das mit seinen 91 000 Quadratkilometern noch heute zu den größten weitgehend unberührten Regionen der Welt gehört. Hier trifft man auch auf die endemischen, bunt schillernden Leichhardt-Grashüpfer. Nach 4800 Kilometern und fast 15 Monaten erreichte Leichhardts Expedition im Dezember 1845 ihr Ziel, die isolierte Militärbasis Victoria auf der Coburg-Halbinsel, dem nördlichsten Zipfel des Northern Territory.

Zu den Überresten dieses Weilers führt heute eine Tagestour per Boot vom Venture North Coastal Camp aus. Auch wenn nur noch wenige Mauern der Wohngebäude und der Klinik stehen, kann man sich vorstellen, welche Freude die von Hunger und Auszehrung geprägten Männer um Leichhardt ergriff, wieder auf Zivilisation zu treffen. Im Januar ging es per Schiff zurück nach Sydney. Entlang des Great Barrier Reefs, vorbei an den Stränden der Whitsunday-Inseln traf er dort am 29. März 1846 ein, wo er überschwänglich als der „Prinz der Entdecker“ gefeiert wurde. Bereits zwei Jahre später, 1848, verlaufen sich die Spuren Leichhardts. Seine dritte Expedition, die ihn und seine Begleiter vom Osten nach Swan River (heute Perth) führen sollte, erreichte nie ihr Ziel.

So wird das Wetter für die Weltreise

Infos zu Sydney

Anreise
Mit Singapore Airlines von Frankfurt über Singapur nach Darwin, www.singaporeair.com . Außer einem gültigen Reisepass benötigen deutsche Staatsbürger eine Anmeldung unter www.immi.gov.au .

Allgemeine Informationen
Infos zu Sydney, Queensland, dem Northern Territory unter www.australia.com , www.queensland-australia.eu/de und www.tourismnt.com.au/ .

Auf Ludwig Leichhardts Spuren
Sydney: Hier gibt es nicht nur einen Vorort namens Leichhardt, sondern auch ein Leichhardt-College. Eine Statue Leichhardts findet man am Gebäude des Lands Department, Bridge Street 23-33. Brisbane: Das Lone Pine Koala Sanctuary in Brisbane ist das erste und mit über 130 Koalas größte Koalareservat der Welt, http://de.koala.net/ .

Jimbour: Kontakt: Doug Henning, Community & Events Officer, doug.henning@wdrc.qld.gov.au, Übernachtung zum Beispiel Maggie’s Farm (Bed & Breakfast) 58 Rogger Street, Chinchilla, www.maggiesfarm.net.au .

Ausflüge
Whitsundays: Sunsails arrangiert Segeltouren bei den Whitsunday-Inseln, auch nach individuellen Wünschen, www.sunsail.com.au .

Great Barrier Reef: Schnorchel- und Tauchtouren zum Great Barrier Reef lassen sich gut von Cairns oder von Port Douglas aus unternehmen, zum Beispiel mit Quicksilver Cruises, www.quicksilver-cruises.com .

Ayers Rock/Uluru: Am Uluru kann man Kamelritte mit dem Abenteurer Mark Swindells unternehmen, der mit fünf Kamelen 1999 den australischen Kontinent von Perth nach Byron Bay durchquerte, http://ulurucameltours.com.au/.

Kakadu-Nationalpark: Erkundungsfahrten inklusive Injalak Hill: Lords Kakadu and Arnhemland Safaris.

Helikopterflüge und Exkursionen ins Outback: Fred Hunter, Kakadu Culture Camp, www.kakaduculturecamp.com .

Arnhemland: Campaufenthalte mit Exkursionen (Genehmigung erforderlich!): Davidsons Arnhemland Safari Camp: www.arnhemland-safaris.com/ .

Cobourg-Halbinsel, Campaufenthalte mit Exkursionen (Genehmigung erforderlich!): Venture North Camp, Cobourg, www.venturenorth.com.au/ .

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