Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Der Erfolg der Alternative für Deutschland (AfD) bei der Landtagswahl war viel beachtet und wurde oftmals als Ausdruck des Protests etwa gegen die Flüchtlingspolitik wahrgenommen. Wir haben diesen Ansatz weiterverfolgt und den Begriff der Protestwähler erweitert - um die Stimmenanteile für die von der AfD abgespaltene Partei des AfD-Gründers Bernd Lucke, Alfa, sowie jene für die rechten Parteien NPD, Die Rechte und "Republikaner". Außerdem haben wir die ungültigen Stimmen hinzugerechnet.

 

Daraus ergibt sich folgende Karte der Protestwähler bei der Landtagswahl 2016:


Nach dieser Definition hat ein Ort im Rems-Murr-Kreis die meisten Protestwähler: Spiegelberg, 1469 Wahlberechtigte, 30,7 Prozent Protestwähler - und 26,6 Prozent Stimmenanteil für die AfD. Das ist der landesweit dritthöchste Wert für die AfD; in Spiegelberg kamen noch 50 Stimmen für NPD, "Republikaner" und Alfa sowie ungültige Stimmen dazu.

Die Protestwähler-Karte ist in weiten Teilen geprägt vom Ergebnis der AfD in den jeweiligen Gemeinden. Doch es gibt Ausnahmen: Die Gemeinde Ötigheim (Kreis Rastatt) beispielsweise, wo die Partei Alfa ein besonders gutes Ergebnis eingefahren hat. Das wiederum verwundert nicht, wenn man weiß, dass der Alfa-Landesvorsitzende Bernd Kölmel in der Gemeinde aufgewachsen ist und dort auch sein Büro hat. 

Die Region Stuttgart liegt  zwischen diesen beiden Polen. Im Remstal und in Sindelfingen haben Grüne und CDU gerade so die Mehrheit, in den Kreisen Ludwigsburg und Esslingen kommen sie auf gut 60 Prozent.

Zufrieden mit Grün-Rot?

Wir haben ebenfalls ausgerechnet, wie viele Stimmen Grüne und SPD zusammen in den einzelnen Gemeinden erhalten haben. Die Mehrheit der Stimmen haben die beiden Parteien in nur fünf Prozent der baden-württembergischen Gemeinden geholt - den besten Wert in Tübingen:

Auch in Freiburg, Konstanz, Heidelberg, Esslingen, Ulm und Sigmaringen haben die Wähler so gestimmt, dass Grün-Rot hätte weiterregieren können - wenn eine dieser Städte für das ganze Land entscheiden dürfte. Ansonsten zeigt sich die Schwäche dieser Koalition nicht nur, aber gerade auch in den größeren Städten.

In der Region Stuttgart haben Grüne und SPD durchweg zwischen 40 und 50 Prozent der Stimmen gesammelt. In weiten Teilen des Landes - etwa im Nordosten, auf der Westalb und im Schwarzwald sowie in Oberschwaben kommen sie nur auf Werte um die 30 Prozent. Das Landestief haben Grüne und SPD in Wörnersberg (Kreis Freudenstadt, 167 Wahlberechtigte) eingefahren: Dort kamen sie zusammen auf 10,4 Prozent - so viel wie die FDP in dem Ort geholt hat.

Nicht nur AfD - wo die Protestwähler leben

Der Erfolg der Alternative für Deutschland (AfD) bei der Landtagswahl war viel beachtet und wurde oftmals als Ausdruck des Protests etwa gegen die Flüchtlingspolitik wahrgenommen. Wir haben diesen Ansatz weiterverfolgt und den Begriff der Protestwähler erweitert - um die Stimmenanteile für die von der AfD abgespaltene Partei des AfD-Gründers Bernd Lucke, Alfa, sowie jene für die rechten Parteien NPD, Die Rechte und "Republikaner". Außerdem haben wir die ungültigen Stimmen hinzugerechnet.

Daraus ergibt sich folgende Karte der Protestwähler bei der Landtagswahl 2016:


Nach dieser Definition hat ein Ort im Rems-Murr-Kreis die meisten Protestwähler: Spiegelberg, 1469 Wahlberechtigte, 30,7 Prozent Protestwähler - und 26,6 Prozent Stimmenanteil für die AfD. Das ist der landesweit dritthöchste Wert für die AfD; in Spiegelberg kamen noch 50 Stimmen für NPD, "Republikaner" und Alfa sowie ungültige Stimmen dazu.

Die Protestwähler-Karte ist in weiten Teilen geprägt vom Ergebnis der AfD in den jeweiligen Gemeinden. Doch es gibt Ausnahmen: Die Gemeinde Ötigheim (Kreis Rastatt) beispielsweise, wo die Partei Alfa ein besonders gutes Ergebnis eingefahren hat. Das wiederum verwundert nicht, wenn man weiß, dass der Alfa-Landesvorsitzende Bernd Kölmel in der Gemeinde aufgewachsen ist und dort auch sein Büro hat. 

Stuttgart ist bei Wahlbeteiligung top

Seit vielen Jahren sinkt die Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen tendenziell. Die beiden zurückliegenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg sind da eine Ausnahme; 2011 war die Beteiligung im Vergleich zur Wahl 2006 deutlich gestiegen; 2016 hat sie noch einmal zugenommen und lag bei knapp mehr als 70 Prozent.

Die Gemeinde mit der höchsten Wahlbeteiligung war demnach Pfronstetten (Kreis Reutlingen), wo 84,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben. Bei den Städten mit mehr als 10.000 Wahlberechtigten hatte Weinstadt die höchste Wahlbeteiligung (77,9 Prozent).

Die Großstädte folgen mit deutlichem Abstand: In Stuttgart war die Wahlbeteiligung mit 72,4 Prozent am höchsten. In Heidelberg lag sie bei 69,9 Prozent, in Karlsruhe bei 68,8 Prozent, in Ulm bei 65, in Mannheim bei knapp 62. 

Wo die Grünen die neue CDU sind

Die Grünen werden gern als "die neue CDU" bezeichnet. Wir haben errechnet, wie stark sich der Abstand zwischen den Grünen und der CDU im Vergleich zur Wahl 2011 verändert hat. Die Karte zeigt: vor allem in Oberschwaben sind die Grünen die neue CDU, hier hat sich der deutliche Vorsprung der CDU gegenüber den Grünen am 13. März auf teils extreme Weise ins Gegenteil verkehrt.

Am stärksten in Stetten am Kalten Markt: Dort hat sich der Abstand der Grünen zur CDU um 45 Prozentpunkte gegenüber 2011 verändert - zu Gunsten der Grünen. Dort kamen die Grünen 2016 auf 34 Prozent und die CDU auf 28; 2011 waren es noch 54,6 Prozent für die CDU und 14,3 Prozent für die Grünen.

Nur in der Südschwarzwald-Gemeinde Stegen schnitt die CDU im Vergleich zu 2011 besser gegenüber den Grünen ab.

Eine ganz ähnliche Karte - mit feinen Nuancen - ergibt die Visualisierung der CDU-Verluste gegenüber der letzten Landtagswahl. Auffällig ist wiederum, dass die Verluste in Oberschwaben beonders groß sind - und in Pforzheim, wo von der Schwäche der CDU bekanntlich nicht nur die Grünen, sondern auch die AfD profitiert hat.

Neben der CDU war die SPD die große Verliererin der Landtagswahl 2016. Landauf, landab hat sie gegenüber dem schon schwachen Ergebnis von 2011 teils sehr hohe Verluste eingefahren.

Es macht die Sache für die Parteistrategen nicht einfacher, dass in keiner Region besonders hohe oder aber eher überschaubare Verluste erzielt wurden. Diese Karte visualisiert die Malaise der SPD:

Die letzten schwarzen Hochburgen

Die Grünen sind die Gewinner der Landtagswahl 2016. Sie konnten in alten Hochburgen wie Tübingen oder Freiburg und auch in Städten wie Sigmaringen abräumen - aber in manchen Regionen eben auch nicht.

In der Karte sind einige weiße Flecken auffällig. So haben die Grünen gerade im Bereich des unter der grün-roten Landesregierung eingerichteten Nationalparks Schwarzwald im Landesvergleich besonders schlecht abgeschnitten. Auch im Norden des Landes - vom Raum Heidelberg einmal abgesehen - haben die Grünen etwa 20 Prozent der Stimmen geholt, ebenso im äußersten Osten Baden-Württembergs und in Teilen Oberschwabens:

Ausreißer sind die Gemeinden Wörnersberg (Kreis Freudenstadt) und Böllen (Kreis Lörrach), wo die Grünen ihr schlechtestes - 4,2 Prozent - beziehungsweise bestes Ergebnis - 49,1 Prozent - eingefahren haben. Böllen ist übrigens auch der Ort mit dem geringsten Anteil AfD-Wähler (3,8 Prozent).

Die letzten CDU-Hochburgen

Die untenstehende Karte zeigt, wo die CDU noch stark ist: in den ländlichen Räumen im Norden des Landes, in Teilen Oberschwabens und im Nordschwarzwald. Hier kommen die Christdemokraten noch auf Werte um die oder über 40 Prozent. Die absolute Mehrheit der Stimmen hat die CDU nur noch in 25 der 1001 Gemeinden geholt - die größte davon ist Unterschneidheim mit 2647 Wahlberechtigten. 

In den größeren Städten wurde die CDU dagegen regelrecht düpiert: In Tübingen holte sie 16,8 Prozent der Stimmen, in Freiburg gar nur 16,5 Prozent. In Mannheim waren es 19,3 Prozent, in Karlsruhe 21,1 Prozent. 

Wir haben noch weitere Karten erstellt, die hier nicht gezeigt werden: eine Visualisierung der Stimmgewinne der FDP, die Gewinne der Grünen sowie eine Karte mit allen Ergebnissen der bisher im Landtag vertretenen Parteien.