Geier galten in Bulgarien eigentlich schon als ausgerottet. Bald sollen sie wieder über dem Balkangebirge kreisen – dank der Hilfe der Stuttgarter Wilhelma.

Stuttgart - Geier, die stundenlang über dem Rhodopen-Gebirge in Bulgarien kreisen: Was früher nicht ungewöhnlich war, ist heute ein seltener Anblick geworden. Die stattlichen Vögel wurden in dem Land am Schwarzen Meer vor etwa sechzig Jahren ausgerottet. Nun hat die Stuttgarter Wilhelma zum zweiten Mal hier aufgezogene Gänsegeier an ein Auswilderungsprojekt in Bulgarien abgegeben. Der erste Geier aus Stuttgart kreist nun schon über den bulgarischen Bergen.

 

„Eine Gänsehaut habe ich bekommen, die Tiere in freier Wildbahn fliegen zu sehen“, sagt Wilhelma-Tierpfleger Sascha Royla, der zur Auswilderung der Geier in das Land auf dem Balkan gereist war. „Das war eine eindrucksvolle Bestätigung, dass wir mit der Geierzucht etwas Gutes tun.“ Drei junge Gänsegeier aus Stuttgart hat Royla mit einem Kollegen in ein Wildtier-Zentrum in Stara Zagora gebracht und an das von der EU-geförderte Auswilderungsprojekt Green Balkans abgegeben. Viehzüchter hatten damals, vor sechzig Jahren, Giftköder gegen Wölfe ausgelegt, an denen auch die Geier starben. Mit dem Projekt sollen die Tiere nun wieder nachgezüchtet werden.

„Es ist nicht gesagt, dass die Tiere das Erwachsenenalter erreichen“

„Man verlangt den Tieren schon ganz schön was ab“, sagt Günther Schleussner, Vogel-Kurator der Wilhelma. Die jungen Tiere seien im Zoo zwar nicht mit der Hand aufgezogen worden, müssten aber dennoch von den Menschen entwöhnt werden. In dem Wildtier-Zentrum in Bulgarien kommen die Geier deshalb erst einmal in eine Voliere, „müssen wieder lernen, was man als Geier so tut“, sagt der Biologe. Mehrere Monate kann der Prozess dauern. „Es ist nicht gesagt, dass die Tiere das Erwachsenenalter erreichen, aber wir sind zuversichtlich“, sagt Schleussner.

Immerhin, von den drei Geiern, die 2014 von Stuttgart nach Bulgarien gebracht wurden, ist einer inzwischen frei, und auch andere Geier des Auswilderungsprojektes kreisen nun wieder über den Rhodopen. „Im Balkangebirge haben wir an drei Nestern Brutpaare beobachten können, die gerade Nachwuchs aufziehen“, berichtet Tierpfleger Royla.