Die Erfüllung der Kriterien als Fairtrade-Stadt sind sicherlich ein erster Schritt für Stuttgart. Eine besonders hohe Aussagekraft hat das Siegel jedoch nicht, meint StZ-Autorin Nina Ayerle.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Innenstadt - Fairer Handel boomt. Aus dem einstigen Nischenmarkt ist längst ein Milliardengeschäft geworden. Vor knapp zehn Jahren gab es fair gehandelte Produkte in den klassischen Weltläden, allenfalls noch in Reformhäusern. Heute hat jeder Supermarkt, ja sogar fast jeder Discounter Fairtrade-Produkte im Sortiment.

 

Vor diesem Hintergrund ist das Vorgehen des Vereins „Transfair“ eher halbherzig. Seit mehreren Jahren vergibt dieser das Siegel „Fairtrade Town“ an Kommunen und Metropolen, die lediglich fünf Kriterien erfüllen. Eine Stadt von der Größe Stuttgarts muss demnach 70 Geschäfte und 35 Gastronomen vorweisen, die fair gehandelte Produkte im Angebot haben. Da jeweils zwei Produkte genügen, ist dies keine große Hürde. Dass in öffentlichen Sitzungen fairer Kaffee ausgeschenkt wird und die örtliche Presse viermal im Jahr über den Prozess berichtet, verbessert die Welt ebenfalls nur minimal.

Dennoch hat der Wunsch nach einem offiziellen „Fairtrade“-Stempel für die ganze Stadt dazu geführt, dass zahlreiche Ehrenamtliche mit vielen Aktionen einer breiten Öffentlichkeit erklärt haben, was denn fairer Handel überhaupt ist. Denn letztlich ist ja entscheidend, dass jeder beim Einkaufen nicht nur auf den Preis, sondern auch auf Herkunft und Produktionsbedingungen eines Produkts achtet. Mehr wert sind am Ende die Prozesse, die in den Stadtbezirken in Gang gekommen sind, als der schöne Titel „Fairtrade Town“.