Baustellen erhöhen das Unfallrisiko. Manches Nadelöhr auf der A 8 lässt sich aber nicht so leicht beseitigen.

Stuttgart - Die Autobahn zwischen Heimsheim und dem Stuttgarter Kreuz ist im vergangenen Jahr mehr denn je zur Staufalle geworden. Die Anzahl und die Längen der Staus haben sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Fast 600 Mal meldete der Verkehrsfunk auf diesem 18 Kilometer langen Abschnitt Staus. Fast 2.800 Kilometer lang war die Blechschlange zusammengerechnet. 2009 waren es "nur" rund 1.200 Kilometer gewesen.

 

Die Statistik stammt aus der Feder von Klaus Leitz. Seine Analysen sind bei manchen Straßenplanern und -politikern gefürchtet, denn sie zeigen, ob und wie die heikelste Stelle des südwestdeutschen Autobahnnetzes funktioniert. Als Chef des Autobahnpolizeireviers Ditzingen ist Leitz zuständig von Mundelsheim bis zum Leonberger Dreieck und von Heimsheim bis zum Stuttgarter Kreuz. Das ist, gemessen an der Streckenlänge eines der kleinsten Autobahnpolizeireviere-aber jenes mit dem meisten Verkehr. Vor allem die Autobahnbaustelle zwischen Heimsheim und Pforzheim-Süd gerät zum Bremsklotz, weit in die Region Stuttgart hinein.

Weil im vergangenen Jahr auch die Fahrbahn der A 81 zwischen dem Engelbergtunnel und Stuttgart-Zuffenhausen saniert wurde, stieg auch auf der klassischen Pendlerautobahn die Anzahl der Staus um 12Prozent, gut 440 Mal meldete die Polizei einen Stau, auf 775Kilometer addierten sich die Blechschlangen rein rechnerisch.

Wo Baustellen sind, gibt es auch mehr Unfälle

Wo Baustellen sind, gibt es auch mehr Unfälle, nennt Leitz eine simple Regel seiner Branche: Um fast zehn Prozent sind die Unfallzahlen auf 1600 gestiegen. Auf den übrigen Autobahnen in Nordwürttemberg lag die Steigerung dagegen bei 4,74Prozent. Auch die Zahl der Verletzten hat um ein Fünftel zugenommen. Sie liegt im Westen der Region bei 240 verletzten Autofahrern, sagt Leitz. Er kommt allerdings zu bemerkenswerten Rückschlüssen: "Die massive Steigerung der Staus auf der A8 zeigen vor allem eines: Der sechsspurige Ausbau hinter Leonberg hat sich gelohnt." Als die einst historische Reichsautobahn 2008 quasi neu gebaut mit sechs Spuren und moderaten Steigungen eröffnet wurde, gingen die Unfall- und auch die Stauzahlen in den Keller, "der Verkehr rollte".

Als dann im Herbst 2009 der Ausbau der vierspurigen Fernstraße zwischen Heimsheim und Pforzheim in Angriff genommen wurde, begannen die Probleme. Leitz geht davon aus, dass sich die Situation bis zum nächsten Sommer entspannt. Den dann kann der Verkehr auch auf dieser Strecke auf sechs Spuren fließen.

Transitstrecke für den europäischen Fernverkehr

"Wir merken, dass die A 8 eine echte Transitstrecke für den europäischen Fernverkehr ist, die Verkehrslast auf dieser Strecke wird weiterhin hoch bleiben", sagt der Autobahnpolizist. Aus seiner Sicht wird sich deshalb die Situation an einer markanten Stelle nur bedingt entspannen: Zwischen Leonberg und dem Stuttgarter Kreuz ist der Fernverkehr der A8 gemeinsam mit den Pendlerströmen der A81 auf einem Streckenabschnitt vereint. "Das ist und bleibt", so Leitz, "unser Nadelöhr."

Mit durchschnittlich 154000 Fahrzeugen am Tag ist dieser Abschnitt der am höchsten belastete in Baden-Württemberg. Die automatischen Verkehrszählanlagen registrierten fast 25000Schwerlaster pro Tag auf der Steigungsstrecke. Eine Zahl die übrigens seit der Einführung der Lastwagenmaut gesunken ist. "Es wird wohl aber auch so sein, dass viele Fernfahrer diesen stauanfälligen Abschnitt ,weiträumig umfahren"', sagt Klaus Leitz.