In drei Tagen präsentiert das Regierungspräsidium seine Pläne für die Autobahn 81. Die lärmgeplagten Bürger in Ludwigsburg dürfen hoffen.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die lärmgeplagten Anwohner warten seit Jahrzehnten. Die Aktionsgemeinschaft Lärmschutz kämpft hartnäckig - zu einer Demonstration im September 2009 strömten mehr als 500 Teilnehmer. Jetzt naht die Entscheidung. Am Donnerstag werden Mitarbeiter des Stuttgarter Regierungspräsidiums (RP) der Öffentlichkeit präsentieren, wie der Lärm der Autobahn 81 bei Ludwigsburg eingedämmt werden soll. Im Bauausschuss im Rathaus Ludwigsburg, am 8. Dezember um 17 Uhr. "Wir wissen auch noch nichts Genaues", sagt der Baubürgermeister Hans Schmid. "Wir sind gespannt."

 

Der Autobahnabschnitt zwischen Zuffenhausen und Ludwigsburg-Nord ist oft überlastet und führt dicht an Wohngebieten in Möglingen, Asperg, Tamm und Ludwigsburg vorbei. Die Staus, der Lärm - die Straße ist ein Dauerärgernis. Zuständig für die Autobahn sind der Bund und das RP, die bislang alle Forderungen nach Lärmschutz abgeschmettert haben. Offenbar hat ein Umdenken eingesetzt. Zwar hält sich das Regierungspräsidium mit konkreten Aussagen zurück, doch der Sprecher Clemens Homoth-Kuhs kündigt an: "Es wird ein positives Ergebnis geben." Man werde am Donnerstag "Überlegungen zu einem Lärmschutzkonzept mit klaren und konkreten Maßnahmen vorstellen".

Flüsterasphalt gilt als möglich

Eine realistische Variante ist der Bau von Lärmschutzwänden oder -wällen. Ebenfalls denkbar ist, dass die Anwohner moderne Lärmschutzfenster erhalten. Ein Flüsterasphalt für die Autobahn wäre möglich, aber teuer. Am teuersten und daher unwahrscheinlich ist eine Überdeckelung der gesamten Straße.

Unklar ist, ob Bund und RP gezwungen sind, zu handeln. Denn das Bundesverkehrsministerium will die Seitenstreifen der Autobahn 81 zwischen Zuffenhausen und Ludwigsburg als vierte Fahrspur freigeben - temporär, bei Staugefahr. Dafür braucht es elektronische Tafeln, zuvor müssten der Belag der Randstreifen ertüchtigt und Nothaltebuchten gebaut werden. Die Aktionsgemeinschaft aus Bürgern und Kommunalpolitikern ist nicht grundsätzlich gegen die Pläne, leitet daraus aber einen Anspruch auf Lärmschutz ab: weil für eine vierspurige Straße schärfere Schutzvorschriften gelten als für eine dreispurige.

Stadt Ludwigsburg ist nicht zufrieden

Der Bund, und mit ihm das Regierungspräsidium, vertrat lange die Auffassung, dass die Autobahn auch künftig wie eine dreispurige Straße zu behandeln sei. Erst nach dem massiven Protest der Anwohner wurde eine schalltechnische Untersuchung in Auftrag gegeben, die nun abgeschlossen ist. Das Ergebnis bleibt bis Donnerstag geheim, aber: RP und Bund sehen sich offenbar noch immer nicht gesetzlich verpflichtet, Lärmschutz zu installieren. "Es gibt auch eine freiwillige Lärmschutzvorsorge, in deren Rahmen man Maßnahmen ergreifen kann", heißt es aus dem RP. Damit wären die Wände oder Fenster quasi ein Geschenk an die Bevölkerung. "Wir gehen davon aus, dass der Bund tätig werden muss, weil gewisse Lärmgrenzwerte überschritten werden", sagt hingegen Hans Schmid. Zufrieden ist die Stadt Ludwigsburg sowieso nicht. "Wir hätten gerne einen richtigen Ausbau der Autobahn auf vier Spuren", sagt Schmid. Alles andere sei "keine Zukunftslösung".

Bund und RP aber setzen vorerst auf sogenannte Telematik-Anlagen. Die elektronischen Anzeigen über der Autobahn ermöglichen flexible Tempolimits, je nach Verkehrsituation. Zwischen Mundelsheim und dem Dreieck Leonberg sollen 33 Schilderbrücken aufgestellt werden, um den Verkehrsfluss zu verbessern und die Kapazität der Straße zu steigern. Baubeginn ist im Frühjahr, fertig werden die Anlagen wohl erst 2013. Das Seitenstreifen-Projekt für den Abschnitt zwischen Zuffenhausen und Ludwigsburg-Nord wurde zuletzt nicht vorangetrieben. "Wir müssen erst die Lärmschutzproblematik lösen", sagt Homoth-Kuhs. Sobald dies gelungen sei, werde man sich dem Thema sofort wieder zuwenden.