Längst haben sich die Stuttgarter Autofahrer an die stationären Blitzer an der A8 zwischen Flughafen und Leonberg gewöhnt – und doch lassen sich Schnellfahrer nur schwer ausbremsen.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Raser dürfen sich freuen: Auf der A 8 zwischen Flughafen und Leonberg wird es in nächster Zeit wohl Hunderte Fahrverbote weniger geben. Dabei waren laut einer Bilanz der Zentralen Bußgeldstelle des Landes, die unserer Zeitung vorliegt, allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 923 Autofahrer auf dieser Strecke so schnell unterwegs, dass sie mindestens einen Monat pausieren mussten. Am häufigsten blitzte dabei die Anlage zwischen Kreuz Stuttgart und Dreieck Leonberg – doch genau die ist bis 2018 wegen anstehender Bauarbeiten vorerst aus dem Verkehr gezogen worden.

 

Keine Frage: Die vier Blitzer an der A 8 gehören zu den einträglichsten Einnahmequellen der Verkehrsüberwacher im Land. Bis zu elf Millionen Euro Verwarnungs- und Bußgelder wurden pro Jahr fällig, seit die Anlagen 2013 aufgestelltwurden. Obwohl viele Autofahrer jetzt wesentlich früher bremsen und die Zahl der Blitze deutlich zurückgegangen ist, sind immer noch viele Fahrer zu schnell unterwegs. Nach der inoffiziellen Halbjahrsbilanz der Zentralen Bußgeldstelle wurden 180 360 Verfahren gegen Temposünder in Gang gesetzt. Das entspricht dem Trend von 2015, als insgesamt 375 078 Verfahren abgewickelt wurden. Rechnet man mit durchschnittlich 30 Euro pro Fall, haben stationäre Starenkästen durch eilige Autofahrer allein im ersten Halbjahr 5,4 Millionen Euro Bußgelder erwirtschaftet.

Der Schnellste wird mit 223 km/h erwischt

Der Blitzer zwischen Stuttgart und Leonberg ist die jüngste der vier Anlagen – und die aktivste: 63 672 Verfahren bedeuten Platz eins, vor Möhringen mit 58 620, Leonberg-Ost mit 39 428 und dem Flughafen mit 18 640 Vorgängen. Von den 923 Rasern, die über 41 km/h über dem erlaubten Limit unterwegs waren, wurden 398 allein dort erwischt. „Und sie hat bis zum Schluss viel geblitzt“, heißt es in der Karlsruher Behörde. Bis Mitte November wurden 215 000 Treffer gelandet. Nicht alle wurden bestraft: In 6000 Fällen war das Kennzeichen nicht lesbar, in 1600 Fällen der Fahrer nicht erkennbar. 40 000 Autofahrer hatten ein ausländisches Kennzeichenund kommen wegen eines fehlenden Bußgeldabkommens ungeschoren davon.

Doch nicht jeder Sünder ist auch ein Raser im klassischen Sinne: Gut zwei Drittel der Temposünder hatten nur bis zu zehn km/h zu viel auf dem Tacho – was noch mit einem Verwarnungsgeld geahndet wird. Für die meisten dieser Betroffenen ist die Tempoüberwachung denn auch eher Abzocke – was sind schon zehn km/h mehr? Das können andere Rennfahrer aber wahrlich nicht mehr behaupten. Der Schnellste war zwischen Stuttgart und Leonberg mit 223 km/h unterwegs – der höchste Wert im Blitzer-Quartett. Ein anderer raste mit Tempo 213 bei Möhringen Richtung München. Vergleichsweise gemäßigt erscheinen da die Höchstwerte am Flughafen und bei Leonberg-Ost: Hier hatten die Spitzenreiter 194 beziehungsweise 192 Sachen auf dem Tacho.