Die Initiative Leise A 81 pocht darauf, dass die Grenzwerte beim Lärm eingehalten werden. Am kommenden Donnerstag werden die Kritiker bei einer Eröterungsverhandlung gehört.

Böblingen - Um den Standpunkt der Bürgerinitiative noch einmal fundiert zu untermauern, holt Hans Ambros weit aus. Der Sprecher der Initiative Leise A 81 erinnert bei einer Informationsveranstaltung vor dem Erörterungstermin zum Autobahnausbau bei Böblingen und Sindelfingen an die Eröffnung der ersten Fernstraßen in Deutschland. Schon während der Nazi-Zeit und danach in der Ära des einstigen Bundeskanzlers Konrad Adenauer gab es so etwas wie einen Generalverkehrswegeplan, zu dem später eine Autobahnverbindung zwischen Gärtringen und Leonberg gehörte. Nur wurde diese nie gebaut. „Wir müssen das nun ausbaden“, beklagt Hans Ambros.

 

Zuerst waren die Häuser da, dann kam die Autobahn

Statt einer Autobahn im Westen der beiden Städte wurde eine Bundessstraße genau zwischen Böblingen und Sindelfingen hindurch gezogen, die später zur Autobahn heraufgestuft wurde. Zahlreiche Menschen hatten zuvor ihr Häuschen an der Tangentiale errichtet – und mussten seitdem mit dem zunehmenden Lärm leben. Das tun sie auch heute noch, und es wird nicht besser werden. Im Gegenteil. „Entgegen der Vereinbarung mit den Planern, dass nach dem Ausbau der Strecke zwischen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost die Lärmgrenzwerte eingehalten werden, ist das nun bei 110 Gebäuden nicht der Fall“, sagt Thorsten Breitfeld am Donnerstagabend im Böblinger Sportzentrum Paladion. An der 7,1 Kilometer langen Ausbaustrecke ist damit jedes siebte Haus betroffen.

Die Vertreter der Leisen A 81 waren mit den Planern und Verantwortlichen überein gekommen, dass an der Ausbaustrecke nicht nur ein Lärmschutztunnel mit 850 Metern und fast auf der gesamten Strecke beidseitig vier bis acht Meter hohe, gekrümmte Lärmschutzwände errichtet werden, sondern auch ein Flüsterasphalt verwendet wird, der den Lärm um durchschnittlich vier Dezibel mindert.

Flüsterasphalt ist dem Bund zu teuer

Allerdings muss dieser offenporige Asphalt (Opa) oft schon nach sechs Jahren ausgetauscht werden. Dieser Umstand, und weil er teurer ist als ein weniger schallschluckender Asphalt, wurde der Opa gestrichen. „Wir sind sehr enttäuscht“, sagt Ambros. Denn nun soll ein anderer Belag zum Zug kommen, der im Durchschnitt zwei Dezibel weniger schluckt. Die Folge: die Grenzwerte von 59 Dezibel am Tag und von 49 Dezibel nachts werden überschritten.

„Bei mehr als 55 Dezibel sieht das Umweltbundesamt eine Gefahr für die Gesundheit“, betont Breitfeld. Aber neben dem Preisvorteil, auf den der Bund als Bauherr beharrt, besitzt dieser neu entwickelte Belag den Vorteil, dass er vermutlich erst nach zehn bis zwölf Jahren ausgetauscht werden muss. Allerdings befindet er sich noch in der Erprobung.

Die Initiative lehnt Schallschutzfenster ab

„Mir persönlich ist es egal, welcher Asphalt verwendet wird“, sagt Thorsten Breitfeld, „aber wir erwarten ein Schallschutzkonzept, das funktioniert.“ Man könnte die Lärmschutzwände erhöhen, um die Lärmgrenzwerte einzuhalten, meint Breitfeld. Die versprochenen Schallschutzfenster lehnt die Leise A 81 ab: „Wir möchten unsere Fenster öffnen und nachts ruhig schlafen können. Wir wollen nicht so viel Lärm.“ Mit dieser Forderung geht die Bürgerinitiative in die Erörterungsverhandlung, in der die Pläne noch einmal auf den Tisch kommen.

Der Leisen A 81 geht es prinzipiell darum, dass die rund 10 000 Anwohner im Durchschnitt ständig rund 50 Dezibel zu ertragen haben. „Auch dies muss berücksichtigt werden“, unterstreicht Breitfeld, „zumal tatsächlich viele Menschen schon dort wohnten, bevor die Bundesstraße und später die Autobahn kam.“ Das Argument, so die Bürger, zähle also nicht, dass man eben den Lärm zu ertragen habe, wenn man sich absichtlich in der Nähe einer Fernstraße niederlasse.

30 Einwände gegen die Pläne

Erörterungsverhandlung
: Die Tagesordnung der Veranstaltung des Regierungspräsidiums Stuttgart soll noch bekannt gegeben werden. Am Donnerstag, 20. Juli, wollen die Planer des Ausbaus der A 81 von 9 Uhr an in der Böblinger Kongresshalle auf die 30 Einwände von Bürgern und Institutionen eingehen.

Ausbau:
Zwischen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost wird es bis zu acht Fahrstreifen geben, weil bei hohem Verkehrsaufkommen auch die Standspuren genutzt werden. Täglich passieren im Schnitt 137 000 Fahrzeuge diesen Streckenabschnitt.