Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer zweifelt an der Strategie der etablierten Autobauer, die auf den Plug-in-Hybrid setzen. Er findet Tesla vorbildlich.

Stuttgart - Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR – Center Automotive Research an der Uni Duisburg-Essen, beobachtet die Anstrengungen der Industrie zur Umrüstung auf nachhaltige Mobilität mit Skepsis. Bei den Verkäufen von reinen Elektroautos und von Plug-in-Hybriden sei nur wenig Schwung zu erwarten, schreibt Dudenhöffer in einem Papier, und hat dabei vor allem Mercedes, BMW & Co. im Blick: „Es scheint, als wären die Oberklasse-Autobauer in einer Sackgasse unterwegs.“ Als Vorbild präsentiert Dudenhöffer den kalifornischen Newcomer Tesla. Die Erfolge von Tesla weisen nach Ansicht des CAR-Direktors darauf hin, dass sich die Plug-in-Hybrid-Technik, die von den großen Herstellern als Königsweg Richtung Elektromobilität betrachtet werden, als Holzweg erweisen könnte. Dudenhöffer: „In die Plug-in-Hybrid-Technik sind hohe Entwicklungskosten geflossen. Die Verkäufe der Fahrzeuge laufen dagegen auf homöopathischer Dosis.“ Das reine Elektroauto Tesla stößt bei (begüterten) Kunden hingegen auf Begeisterung und hat regelrecht Kultstatus. „Der Verkaufserfolg von Tesla könnte damit zur Fallstudie werden, dass die Plug-in-Technik eine Fehlinvestition ist“, glaubt der Autoexperte. Mit dem Auto kommt ein Fahrer bis zu 450 Kilometer weit, was manches Vorurteil gegenüber reinen E-Autos widerlegt.

 

Im ersten Halbjahr 2015 hat Tesla weltweit etwa 22 500 Fahrzeuge seines einzigen Modells Tesla S verkauft. Das entspricht einem Plus von 54 Prozent. Porsche, Audi und Mercedes gelingt es nach Dudenhöffers Einschätzung nur schwer, Kunden für ihre Plug-in-Hybrid-Autos zu finden. Er glaubt, dass es sich bei der Luxusauto-Kundschaft auszahlt, konsequent auf die Innovation Elektroauto zu setzen. Dies zeigen aus seiner Sicht die Verkäufe in Märkten wie Deutschland, der Schweiz und den USA. In Deutschland rangiert der Tesla S in der Oberklasse gemessen an den Absatzzahlen für die Monate Januar bis Mai 2015 auf dem ersten elften Platz. In der Schweiz rangiert das Auto auf dem vierten Platz und in den USA sogar auf Platz zwei.

Für bemerkenswert hält es Dudenhöffer auch, dass das Unternehmen trotz seiner überschaubaren Größe und Finanzkraft nicht nur Autos baut, sondern auch ein Netz von Batterie-Schnellladestationen aufbaut. Dudenhöffer: „ Auch das zeigt, den Mut und die Innovationsfähigkeit des Unternehmens, die offensichtlich von Luxuskäufern belohnt wird.“In Deutschland missfällt dem Experten, dass die Autoindustrie verstärkt auf konventionelle Fahrzeuge mit steigenden PS-Zahlen und auf schwere und durstige Geländewagen setzt. Das CAR-Institut hat ausgerechnet, dass die durchschnittliche Motorstärke von Neuwagen in Deutschland mittlerweile 143 PS (105 KW) beträgt. Hält der gegenwärtige Trend an, dann wird im Gesamtjahr bei den Zulassungen die Marke von 600 000 Geländewagen erreicht werden; damit wäre jeder fünfte Neuwagen ein Geländewagen.