Der Autokonzern Daimler und sein bisheriger Produktionschef Andreas Renschler gehen getrennte Wege. Renschler habe das Unternehmen aus persönlichen Gründen verlassen, erklärte der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche am Dienstag in Stuttgart.

Stuttgart - Daimler-Vorstandsmitglied Andreas Renschler verlässt überraschend das Unternehmen. Nach einer Mitteilung von Dienstagabend lässt der 55-Jährige seine Aufgaben ab sofort ruhen. Der Aufsichtsrat, so hieß es, habe der Vertragsauflösung einstimmig zugestimmt. Gründe für die Entscheidung sowie Hinweise auf Renschlers weitere Absichten wurden nicht genannt. Die Entscheidung sei in gegenseitigem Einvernehmen getroffen worden, hieß es. Daimler-Chef Dieter Zetsche erklärte: „Ich bedauere sehr, dass er aus persönlichen Gründen das Unternehmen verlässt.“ Unmittelbarer Nachfolger soll der 48-jährige Markus Schäfer werden, der zuvor für die Produktionsplanung des Personenwagengeschäfts verantwortlich war. Er erhält die Funktionsbezeichnung Bereichsvorstand, zieht also nicht in den Daimler-Vorstand ein.

 

Renschler war erst seit knapp einem Jahr für die Produktion der Personenwagensparte Mercedes-Benz zuständig. Zuvor war er viele Jahre lang Chef der Lastwagensparte. Im Frühjahr 2013 tauschte er mit Wolfgang Bernhard die Vorstandsjobs. Die treibende Kraft hinter diesen Veränderungen waren die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, die sich auch gegen die eigentlich geplante Verlängerung von Zetsches Vertrag um fünf Jahre wehrten und durchsetzten, dass der Vertrag lediglich um drei Jahre verlängert wurde. Renschler hat sein gesamtes Berufsleben bei Daimler verbracht und sorgte erstmals in den Neunziger Jahren für Schlagzeilen, als er mit einem jungen Team in den USA die Suche nach einem neuen Fertigungsstandort leitete; die Entscheidung fiel damals zugunsten von Tuscaloosa/Alabama.

Geht Renschler zu Volkswagen?

Nach Informationen der StZ hat Renschler ein attraktives Jobangebot eines anderen deutschen Autokonzerns. Dabei, so ist zu hören, geht es um den Volkswagen-Konzern; die Spekulationen verdichten sich, dass Renschler die Position des Lastwagenchefs des Konzerns, zu dem auch MAN und Scania gehören, übernehmen soll. Renschler soll damit gehadert haben, dass er nicht Mercedes-Chef ist, sondern nur für Produktion und Einkauf zuständig ist. Die Funktion des Mercedes-Chefs hat in Personalunion Zetsche inne. Der Posten des Mercedes-Produktionschefs im Vorstand ist jetzt vakant. Ob es eine Wiederbesetzung geben wird, ist offen.

Den Personalwechsel verbindet Daimler mit einer weiteren Änderung: Künftig soll die Transportersparte Mercedes-Benz Vans an den Personalchef Wilfried Porth berichten und nicht mehr wie bisher an den Produktionsvorstand. Damit wird die Position Porths im Vorstand aufgewertet.

Im Unternehmen genießt Renschler einen guten Ruf. Arbeitnehmervertreter loben, dass er in der Sache zwar hart, aber im Umgang miteinander stets fair sei. Zahlreiche Termine wie der Produktionsstart der neuen C-Klasse in Bremen waren in den kommenden Wochen und Monaten bereits mit Renschler geplant.